Chaka Khan
Nach dem Höhenflug kommt der tiefe Fall. Dieses ungeschriebene Gesetz der Musikindustrie gilt über Genregrenzen hinweg, insbesondere jedoch für die, die eine Richtung entscheidend prägen. Chaka Khan bildet keine Ausnahme: Heroin, Kokain, Alkoholismus und Übergewicht folgen den herausragenden Erfolgen in den 1970ern und 1980ern.
Erst Mitte der 2000er fängt sich die Sängerin wieder und startet ein fulminantes Comeback. Für "Funk This" gewinnt sie 2008 gleich zwei Grammys, einen für das beste R&B-Album und einen für den Song "Disrespectful". Letzteres ist ein Duett mit Mary J. Blige, die wie Erykah Badu seit jeher zu Khans größten Verehrerinnen zählt.
Denn sie hat den Weg bereitet, auf dem auch Whitney Houston wandelt. "I'm Every Woman", einer der größten Erfolge Houstons, war ein Cover, dessen Original bereits 1978 auf dem selbstbetitelten Solo-Debüt Chaka Khans zu hören war. Houston ist damals Mitglied des Background-Chors, 15 Jahre später singt sie den Titel für den Soundtrack des Films "Bodyguard" ein.
Gleichzeitig stellt er den Startpunkt für Khans Solo-Karriere dar. Zuvor steht sie für die Funkband Rufus am Mikrofon, die 1973 ihr Debüt veröffentlicht. Schon bald benennt sich die Gruppe um. Zunächst in Rufus featuring Chaka Khan und später schlicht Rufus & Chaka. Zu herausragend klingt die Sängerin, als dass die Plattenfirmen sie unter einen Bandnamen hätten subsumieren wollen.
Der Hit "Ain't Nobody" und das Live-Album "Stompin' At The Savoy" zählen zu den Meilensteinen, die aus der fruchtbaren Zusammenarbeit entstehen. Dennoch ist 1983 Schluss für die Band – während Chaka Khans Solo-Karriere auf ihren Höhepunkt zusteuert. Ein Jahr später erscheint das Prince-Cover "I Feel For You", das nicht nur gleichbedeutend mit einem weiteren Grammy ist, sondern auch der erste Song überhaupt, der Mainstream-R&B und Hip Hop vermengt. Melle Mel von den Furious Five ist auf dem Titel zu Gast, zudem spielt Stevie Wonder die Mundharmonika. Es ist der größte Hit in Chaka Khans Karriere, Platz eins im Vereinigten Königreich und die Ränge drei und vier in den USA und Deutschland stehen zu Buche. Damals ist sie 31 Jahre alt.
Zur Welt kommt sie am 23. März 1953 im Norden Chicagos als Yvette Marie Stevens. Ihre Kindheit verbringt sie im gleichen Ghetto, dem auch Quincy Jones entstammt, der später nicht nur Michael Jackson zum absoluten Megastar macht, sondern auch für Chaka Khan produziert. Beispielsweise "I'll Be Good To You", ihren letzten großen Welthit vor dem Drogenabsturz Anfang der 1990er.
Gemeinsam mit ihrer Schwester Yvonne und zwei weiteren Mädchen gründet sie Mitte der Sechziger die Crystalettes und schließt sich wenig später der Afro Art Theater Company an. Als Background-Sängerin geht sie mit Mary Wells auf Tour, dem ersten großen weiblichen Motown-Star. Es ist die Zeit der Rassenunruhen. Yvette reagiert auf die gesellschaftlichen Unterdrückungen indem sie sich den Black Panther anschließt und sich sozial engagiert. Im Zuge dessen nimmt sie den afrikanischen Namen Chaka Adunne Aduffe Yemoja Hodarhi Karifi an.
Mit 18 schließlich lernt sie die Jungs von Rufus kennen, die Geschichte nimmt ihren Lauf. In den nächsten Jahrzehnten arbeitet sie mit Größen wie Ray Charles, Tom Jones und George Benson zusammen. Sie avanciert zu einer der bedeutendsten Figuren der schwarzen Musik und weit darüber hinaus. Ich möchte in keine Schublade gezwängt werden, ich will Mittlerin sein, eine Heilerin. Musiker sind Träumer. Eine Kultur ohne Kunst und Musik ist eine tote Kultur., erzählt sie dem ARTE-Musikmagazin Tracks. Mission erfüllt.
© Laut
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