Flying Wig

Albumbeschreibung

Nach zwei Triumphen, dem flotten, wunderbaren Ma von 2019 und dem Ambient-Pandemie-Album Refuge von 2021, schwelgt Devendra Banhart in Gefühlen der Trostlosigkeit. Mithilfe der Produzentin Cate Le Bon (Wilco, Deerhunter) steht Flying Wig für Banharts jüngste Erklärung: "Mein ganzes Leben war von Traurigkeit erfüllt. Alles, was ich im Leben tue, soll helfen, mit dieser Traurigkeit fertig zu werden." Seltsamerweise war Banhart schon immer am besten auf fröhlicheren musikalischen Pfaden wie Dream Pop, psychedelischer Folklore und Bossa Nova unterwegs. Doch auch, wenn er entschlossen schien, auf diesem Album, das er in einem frühlingshaften Issey-Miyake-Kleid aus Le Bons Kleiderschrank und mit den Perlen der Großmutter aufnahm, düster zu wirken - kann er seine melodische Seite nicht völlig verbergen (Fireflies). Mit seiner zarten Stimme und einem hypnotischen Klanggerüst aus Synthesizern schwebt Banhart dahin und singt schließlich: "When I said I wouldn't need it/ That's when I knew that I would need it" (“Als ich sagte, ich bräuchte es nicht/ Da wusste ich, dass ich es brauchen würde.”). Langsame, methodische Arrangements dämpfen die Grundstimmung, das Klangmaterial ist nicht so stark wie auf den beiden Vorgängeralben, die sich stilistisch voneinander unterscheiden. Charger ist in seinem schleppenden Tempo fast hymnisch. Der Titeltrack, der mit dem Cover von Banhart assoziiert werden kann, auf dem er nackt und ohne Kopf tanzt, basiert ebenfalls auf seinem für ihn so typischen, ruhigen Gesang und Le Bons Synthesizern. Glücklicherweise befinden sich unter der hauchdünnen musikalischen Begleitung eine gewisse lyrische Bodenständigkeit: "Gewissheit ist eine Nummer/ Ich fange an zu zweifeln/ Dich zu lieben/ Ist alles, worüber ich mir sicher bin/ Und wenn ich versagt habe, Versprechen zu halten/ Gebe ich mich hin, bis nichts mehr übrig bleibt.” Das hypnotische Twin ist eine notwendige Abwechslung, mit einer fokussierten Melodie und einer ausgiebigen Instrumentierung, die durch ein zackiges, messerscharfes Gitarrensolo hervorgehoben wird. Trotz des insgesamt düsteren Tons und Banharts Neigung zur Traurigkeit bricht ein Schimmer von Bedeutung in diesem Song durch, wenn er wiederholt: "And yet this precious thing/ At the heart of everything you've wanted." (“Und doch ist dieses kostbare Ding/ Das Herzstück von allem, was du dir gewünscht hast.”). Flying Wig ist das Album eines Multitalents, das von Zerstreuung verfolgt wird und versucht, Trost in der Dunkelheit zu finden. © Robert Baird/Qobuz