Hélène Grimaud
In der Fach- und Boulevardpresse wird ihr Engagement für die Menschenrechte und die Rechte der Natur gefeiert: Die französische Pianistin Hélène Grimaud ist eine außergewöhnliche Künstlerin. Nach einem grundständigen Klavierstudium in Frankreich bildete sie sich bei großen Pianisten wie György Sandor und Leon Fleisher fort, bevor sie ihre weltweite Karriere begann. Sie ließ sich schließlich in den Vereinigten Staaten, im Staat New York nieder und gründete dort das Wolf Conservation Center, während sie weiterhin in Konzerten auftrat und CD-Einspielungen realisierte. 2006 kehrte sie nach Europa zurück und lebt seither in Deutschland und in der Schweiz.
Aufgrund ihrer schriftstellerischen Begabung hat sie mehrere Bücher veröffentlicht, die von Kritikern auf Anhieb als vollwertige literarische Werke anerkannt wurden. In ihren Romanen verbindet sie ihr ökologisches Anliegen geschickt mit ihrer Liebe zu den Wölfen und zur Musik. Sie nimmt mit den größten Orchestern und Dirigenten Musik auf: Rachmaninov mit Abbado, Bartók mit Boulez. 2016 gab ihr deutscher Verleger DG in seiner Programmgestaltung zum Thema Wasser ein erstaunliches Album heraus (Water), auf dem die 5. Barcarolle von Fauré und verschiedene andere aquatische Werke neben Die versunkene Kathedrale von Debussy gestellt werden. Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein musikalisches und ökologisches Projekt, das dazu ermutigen will, „sich über die wachsende Bedrohung dieser lebensnotwendigen Ressource und insbesondere über die Frage nach ihrer Verfügbarkeit bewusst zu werden“.
Ihr Klavierspiel ist hinreißend, instinktiv, unvorhersehbar, sinnlich, extrem virtuos und immer höchst sensibel. Ob es einem gefällt oder nicht, in ihrem musikalischen Diskurs geschieht immer etwas Interessantes. Sie hat ein ausnehmend breites Repertoire. Hélène Grimaud spielt die Klavierkonzerte von Rachmaninow ebenso wie Musik von John Corigliano, Töru Takemitsu oder Arvo Pärt, dessen Lamentate sie 2003 im Tate Modern in London uraufgeführt hat. Mit ihrem Mann, dem deutschen Fotografen Mat Henneck, veranstaltet sie in verschiedenen europäischen Städten besondere Happenings, bei denen sie musikalische Werke mit den Bildern der Serie Woodlands and Beyond des Fotografen in Beziehung setzt, wie eine Brücke, die die Musik mit der Spiritualität der Natur verbindet.
Ihre sparsame, subtile und kostbare Diskografie teilt sich auf die Labels DG, TELDEC und ERATO auf. Darunter gibt es sehr persönliche Projekte wie Water, Perspectives, Resonances, Credo, aber auch Werke aus dem Solorepertoire für Klavier, Werke mit Orchester und eine sehr schöne Aufnahme mit der Cellistin Sol Gabetta. Als eine von wenigen Pianistinnen spielt sie die Klavierkonzerte von Brahms und Rachmaninow und hat sie auch aufgenommen. Ungestüm und freiheitsliebend, so ist Hélène Grimaud.
François Hudry / Oktober 2017
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