Little Richard
"Ich hatte immer gedacht, dass 'A wop bop a loo lop a lop bam boo' alles gesagt hätte", schreibt Bob Dylan 2004 in seiner Autobiographie "Chronicles Volume One". Der unverständliche Vers stammt aus einem Lied mit dem Titel "Tutti Frutti", das einen extravaganten schwarzamerikanischen Sänger, Little Richard, knapp 50 Jahre zuvor zu Weltruhm verholfen hat.
Richard Wayne Penniman kommt 1932 in Macon, Georgia zur Welt. Als eines von zwölf Kindern eines Predigers wächst er in ärmlichen Verhältnissen auf und muss sich früh, mit Gelegenheitsjobs durchzuschlagen. Er ist ein hyperaktiver Junge, der die Musik seiner Umgebung aufsaugt und erste Erfahrungen als Sänger verschiedener Gospelgruppen sammelt.
1951 gewinnt er einen Wettbewerb, der ihm einen ersten Plattenvertrag einbringt. Die vier aufgenommen Stücke entpuppen sich jedoch als Flops. Abends tritt er in den Clubs seiner Heimatstadt auf, tagsüber wäscht er Teller ab. 1952 lernt er den frühen Rock'n'Roller Esquerita kennen, der ihm eine rudimentäre Klaviertechnik beibringt, und den Blueser Bill Wright, der seine Konzerte mit Schminke, hoch toupierten Haaren und extravaganten Kostümen bestreitet. Mit neuem Look und erweiterten Fähigkeiten unternimmt Richard erneut einen Anlauf.
1955 sitzt er am Klavier einer Bar und improvisiert einen Song mit scheinbar nichts sagendem Text. Der Produzent Bumps Blackwell schleppt ihn sofort ins Studio, eine Viertelstunde später ist die Aufnahme von "Tutti Frutti" im Kasten und der Aufstieg Little Richards besiegelt.
Von Anfang 1956 bis Ende 1957 schwimmt er auf der Welle des Erfolgs. Unter den 50 Liedern, die er einspielt, befinden sich Klassiker wie "Lucille", Good Golly Miss Molly", "Long Tall Sally" und "The Girl Can't Help It", der Titeltrack eines Filmes, an dem er an der Seite Jane Mansfields spielt. Nach Elvis ist er der Rock'n'Roll-Star schlechthin, was angesichts seiner Hautfarbe zu jener Zeit eine Sensation darstellt.
Während einer Australien-Tour mit Eddie Cochran und Gene Vincent beschließt Ricard plötzlich, das Business zu verlassen und wie sein Vater Prediger zu werden. Er zieht nach Alabama, um ein Seminar zu besuchen. 1959 ist er wieder zurück – mit einer Gospel-Show, die ihn durch die USA führen soll. Die Auftritte sind aber ebenso wenig erfolgreich wie die dazugehörigen Alben. Als er 1962 versucht, mit Rock'n'Roll wieder Fuß zu fassen, ist das Genre bereits dem Untergang geweiht. Immerhin gelingt es Richard, die noch unbekannten Rolling Stones als Vorgruppe für eine Europatour zu verpflichten. Zu seiner Begleitband in den USA gehört für kurze Zeit der ebenfalls noch unbekannte Jimi Hendrix an.
Auch wenn seine Studiotätigkeit seitdem so gut wie ruht, ist er nie wirklich weg vom Fenster. In den 70er Jahren bekennt er sich öffentlich zu seiner Homosexualität, in den 80er und 90er Jahren tritt er mehrmals als Schauspieler in Erscheinung, unter anderem in den TV-Serien Miami Vice und Baywatch sowie im Kinofilm "Down And Out In Beverly Hills".
1986 wird er mit Fats Domino und Jerry Lee Lewis in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen, 1993 spielt er bei der Vereidigung Bill Clintons zum US-Präsidenten. Ansonsten wechselt Little Richard die Tätigkeit als Prediger mit der als Musiker ab und ist regelmäßig auch in Europa live auf der Bühne zu erleben. Im Frühjahr 2008 begeistert Little Richard im Verbund mit dem alten Kollegen Jerry Lee Lewis und John Fogerty geschätzte 17 Millionen TV-Zuschauer mit einem energiegeladenen Auftritt bei den Grammy-Awards. Die Altmeister saßen Rücken an Rücken am Piano und Fogerty übernahm den Gesang eines Rock'n'Roll-Medleys inklusive der Hits "Good Golly, Miss Molly" und "Goodness Gracious, Great Balls Of Fire".
© Laut
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