Ben Frost
Es passt irgendwie ins Bild des introvertierten Laptop-Visionärs: 2005 zieht Ben Frost aus Down Under Melbourne nach Island, um dort fortan an seiner Idee von experimentellem Ambientnoise zu arbeiten. Im kalten kargen Reykjavík entwirft er 2007 auch sein bislang meistbeachtetes Album "Theory Of Machines". Darauf zelebriert der gebürtige Australier eine bedingungslose Liebe zu Drone Sounds, Minimal Music, Black Metal und Post Punk, zu elektronisch geborenen Dissonanzen und epischer Filmhaftigkeit.
Dieses dritte reguläre Studioalbum erscheint auf dem isländischen Indie Bedroom Community und manifestiert Frost als einen Vordenker experimenteller, fordernder Instrumentalmusik. "Theory of Machines is the future of electronic music", schreibt etwa Boomkat, und The Wire sekundiert: "Frost erinnert uns daran, dass Minimal Music niemals nur der glänzende Stoff von Glass und Reich war, sondern immer auch der Schweiß und Ruß von Michael Giras Swans. Bedrohlich und klaustrophobisch". Passenderweise verweist auch der Songtitel "We Love You, Michael Gira" explizit auf den Industrialhelden der 80er-Avantgarde.
Mit weiteren Signings seiner Plattenfirma geht der 1980er-Jahrgang 2009 und 2010 auch auf ausgiebige Europareise. Auf besagter "Whale Watching Tour" amalgieren elektronische, folkloristische, neumusikalische und klassische Elemente. Aber auch in Melbourne war Ben Frost zuvor alles andere als untätig: Dort selbstveröffentlicht er 2001 die erste EP "Music For Sad Children" sowie die Ambient-Gitarren-Klangforschung "Steel Wound". Zudem produziert er Tracks u.a. für die australische Rockband Something For Kate. Als ein erster Besuch in Reykjavík 2002 direkt in einem Remixauftrag für Björk sowie einer langwährenden Kollaboration mit dem Oscar-Nominee-Producer Valgeir Sigurðsson mündet, entscheidet er sich zum Umzug.
Seither nutzt Frost Island als Heimatbasis für seine zahlreichen Filmscore- und Musikprojekte in Nordamerika und Europa. Gelegentlich schreibt er für die hauptstädtische Tageszeitung Grapevine über Umwelt- und Gesellschaftsfragen, ansonsten gilt sein Hauptaugenmerk klar der Musik (u.a. mit Bonnie "Prince" Billy, Fennesz, Jóhann Jóhannsson, Wildbirds & Peacedrums, außerdem Soundtrack-Arbeiten und Live-Auftritte z.b. beim kanadischen Mutek-Festival).
Auf der Bühne erscheint er mal im Postrock-Bandformat, mal allein an Gitarre und Soundprozessor. Nicht selten werden seine Performances zu geradewegs brutalen Erlebnissen. Subbässe und verzerrte Elektronicafragmente jagt er so lange durch Amplifier und Effektpedale, bis der Sound manchen Zuschauer an die Grenze des physisch Erträglichen bringt. Denn Ben Frost weiß: Gerade im Extremen steckt das Potenzial des nie zuvor Dagewesenen.
© Laut
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