Mozart & Jones: Violin Sonatas Fragment Completions

Albumbeschreibung

Unter den Fragmenten, die Mozart bei seinem frühen Tod im Jahr 1791 hinterließ, ist das Requiem vermutlich das bekannteste. Dabei hat Mozart einen großen Korpus an unvollendeten Konzerten sowie Kammer- und Klaviersolomusik hinterlassen. Vier Fragmente für Violine und Klavier bilden die Grundlage des Programms, das uns die Barockgeigerin Rachel Podger in Begleitung von Christopher Glynn hier bietet: Drei Allegro-Sonatensätze in B-Dur, A-Dur und G-Dur sowie eine Fantasia in c-Moll, die alle aus Mozarts letztem Jahrzehnt in Wien stammen (d.h. aus einer Zeit, in der sich die Violinsonate aus einer Klaviersonate mit Violinbegleitung zu einer ausgewogenen Partnerschaft der beiden Instrumente entwickelt hatte) und nun vom stellvertretenden Leiter der Royal Academy of Music, Timothy Jones, fertigkomponiert wurden.

Diese Ergänzungen sind Teil eines Projekts, in dem Jones die Fragmente verwendet, um das allgemeine Verständnis von Mozarts Werk zu verbessern. Mit ihrer Hilfe überprüft er Hypothesen über Mozarts Arbeitsmethoden und die Entwicklung seines Stils: was wäre, wenn er schnell komponieren, wenn er auf den unmittelbaren stilistischen Kontext jedes Fragments achten oder sich an die stilistischen Prinzipien jedes Fragments halten, dabei aber kontinuierlich neu erfinden würde (denn Mozart wiederholt sich nie)? Jedes Fragment wurde mehrfach ergänzt, wobei jeweils eine andere Hypothese getestet wurde. Für das vorliegende Album wurden schließlich je zwei entgegengesetzte Varianten für die Allegro-Sätze sowie die erste Fassung der Fantasia aufgenommen.

Das mag ein wenig kompliziert klingen, besonders wenn Musikwissenschaft nicht Ihr Ding ist. Aber lesen Sie trotzdem weiter, denn die gute Nachricht ist: Egal ob die Wissenschaft Ihren Puls höherschlagen lässt oder Ihnen kalten Schweiß auf die Stirn treibt, unterm Strich ist es einfach gute Musik und wunderschön gespielt. Podgers Lesart ist elegant, klar, schlicht und natürlich. Glynn unterstützt sie am Hammerflügel mit ebenso klarer Artikulation und einer perlenden Tongebung, die in den schnellen Passagen besonders schön klingt. Außerdem ist die Aufnahme wie ein Konzert und nicht wie ein stilistischer Vergleich angelegt. So wurden die beiden vervollständigten Fassungen jedes Sonatenfragments nicht nebeneinandergestellt, sondern auf zwei Gruppen verteilt, die durch die Fantasia getrennt sind. Dadurch kommen sowohl Mozart-Liebhaber als auch musikwissenschaftliche Detektive auf ihre Kosten. Vielleicht reizt es Sie auch, nachdem Sie sich mit dem melodischen Material vertraut gemacht haben, auf eigene Faust etwas zu vergleichen?

Hier ist für jeden Hörer etwas dabei. © Charlotte Gardner/Qobuz