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"Hier spricht Moskau, hier spricht Moskau! Es senden alle Radiosender der Sowjetunion. Wir senden die TASS-Mitteilung über den ersten Flug eines Menschen ins All ..."
Es war der 12. April 1961, als diese geschichtsträchtigen Worte rund um den Globus gingen, auf die sich der Opener des neuen Oi Va Voi-Albums bezieht. Da der Titel "Yuri" lautet, dürfte nicht allzu schwer zu erraten sein, wem die britischen Musiker hier ein Denkmal setzen. Und was für eines. Nach den einleitenden Worten des sowjetischen Offiziellen setzen sanfte Polka-Beats ein, ehe nach einer halben Minute der Gesang nachzieht. Ab diesem Zeitpunkt geht die Luzie nur noch ab. Flirrende Klarinette und eine dezente Bläsersektion unterstützen die nach vorne pumpende Rhythmik.
Bei der augenzwinkernd heiteren Thematik des ersten Allflugs der Menschheitsgeschichte klingt unterschwellig trotzdem etwas Kritik mit. Etwa in der Textzeile "Sie setzen mir ein Denkmal, benennen alles nach mir, Schulen und Krankenhäuser, Armeen von Jungen und Mädchen, ich werde ewig leben, Unsterblichkeit ist mein!" Dennoch: Genau diese Art Tracks sind es, die überholte Vorstellungen von Klezmer, musikalischem Balkanismus und Polka allgemein aus der verstaubten Ecke holen und auf die Tanzflächen der Clubs schubsen. Wer ein Ohr für osteuropäisch infizierte Klänge hat, kommt nicht umhin, hierin einen würdigen Anwärter auf den Song des Jahres zu sehen.
Wer nun - wie der demütige Schreiber dieser Zeilen - auf eine Fortsetzung hofft, dürfte etwas enttäuscht sein. Moment, Moment. Man beachte das Wort 'etwas'. Für lange Gesichter ist das zweite Album der Briten dann doch viel zu stark. Die Vehemenz des Openers führt zwar ein wenig in die Irre. Die bunte stilistische Vielfalt von "Oi Va Voi" lädt dennoch zum Schwelgen ein. Sängerin Alice McLaughlin jauchzt sich nämlich mit einer furchteinflößenden Inbrunst durch "Further Deeper", das sich im Dunskreis von Jazz, Klezmer, Trip Hop und Pop bewegt. Eine schön austarierte Instrumentierung kleidet die emotionale Verzweiflung der Dame passend aus.
Auch "Look Down" und "Dissident" schippern in ähnlich melancholischen Gewässern. Letztgenanntes klingt zwar gewöhnungsbedürftig - nicht jeder steht auf männlichen Operngesang in einem Popsong - der hymnenhafte Aufbau samt stetig steigender Spannungskurve sorgt jedoch für eine druckvolle Dynamik. Der Wechselgesang zwischen weiblichem Gesäusel und dem wehklagenden männlichen Widerpart ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Dramatik abseits von kitschig-klitschigen Pfaden. Die melodramatischen Aspekte lässt "Balkanik" außen vor und präsentiert uns stattdessen - wie es der Name verheißt - tanzbare, mit etwas Elektronik verzierte Tröten-Sounds im Gypsy-Gewandt. Launig, aber etwas unspektakulär.
McLaughlin setzt mit ihrem wunderbaren Gesang einen weiteren Glanzpunkt, wenn sie beklagt, dass sie von all den Klischees genug hat. "Black Sheep" lebt neben Alices rauchig-zartem Duktus auch von orientalisch klingenden Streicher-Sätzen, die sich sehr passend und überhaupt nicht aufgesetzt klingend um die Melodien der Singstimme ranken. Erneut bricht eine schwermütige und sehnsuchtsvolle Traurigkeit durch die Komposition, die die der Text passend unterstützt: "I'm sending out this tune, to places I once knew, to all the people I have lost, I'm sending out this tune to another place and time, to another day in my live". Bitte liebe Alice! Nicht sterben, das wäre wirklich zu schade.
Damit all diese Tragik den Hörer emotional nicht an die Wand fährt, streuen Oi Va Voi ein entspannendes Instrumental ein ("Nosim"), ehe McLaughlin wieder das stimmliche Szepter übernimmt und erneut zeigt, weshalb die Band so glücklich über ihren Einstieg war. Die gute Dame hat ein äußerst gutes Händchen, die tragischen Seiten des Lebens vokal auszukleiden. "Worry Lines" - diesmal mit männlichem Gesang - kommt im trippigen Oufit daher. Trompete und Geige betten sich harmonisch in das relaxt tönende Sound-Kostüm und geleiten aus einem wahrhaft tollen, emotionalen Album aus.
Ach ja, die Auflösung der ominösen Worte zu Beginn: "Der Pilot des Raumschiffes, des Sputnik Wostok, ist der Bürger der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Fliegermajor Juri Alexejewitsch Gagarin." Darauf mal einen Wodka. Nasdarovje!
© Laut
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Oi Va Voi, MainArtist
(C) 2003 Outcaste Records Ltd (P) 2003 Outcaste Records Ltd
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Oi Va Voi, MainArtist - Outcaste Music Publishing Ltd., MusicPublisher
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(C) 2003 Outcaste Records Ltd (P) 2003 Outcaste Records Ltd
Albumbeschreibung
"Hier spricht Moskau, hier spricht Moskau! Es senden alle Radiosender der Sowjetunion. Wir senden die TASS-Mitteilung über den ersten Flug eines Menschen ins All ..."
Es war der 12. April 1961, als diese geschichtsträchtigen Worte rund um den Globus gingen, auf die sich der Opener des neuen Oi Va Voi-Albums bezieht. Da der Titel "Yuri" lautet, dürfte nicht allzu schwer zu erraten sein, wem die britischen Musiker hier ein Denkmal setzen. Und was für eines. Nach den einleitenden Worten des sowjetischen Offiziellen setzen sanfte Polka-Beats ein, ehe nach einer halben Minute der Gesang nachzieht. Ab diesem Zeitpunkt geht die Luzie nur noch ab. Flirrende Klarinette und eine dezente Bläsersektion unterstützen die nach vorne pumpende Rhythmik.
Bei der augenzwinkernd heiteren Thematik des ersten Allflugs der Menschheitsgeschichte klingt unterschwellig trotzdem etwas Kritik mit. Etwa in der Textzeile "Sie setzen mir ein Denkmal, benennen alles nach mir, Schulen und Krankenhäuser, Armeen von Jungen und Mädchen, ich werde ewig leben, Unsterblichkeit ist mein!" Dennoch: Genau diese Art Tracks sind es, die überholte Vorstellungen von Klezmer, musikalischem Balkanismus und Polka allgemein aus der verstaubten Ecke holen und auf die Tanzflächen der Clubs schubsen. Wer ein Ohr für osteuropäisch infizierte Klänge hat, kommt nicht umhin, hierin einen würdigen Anwärter auf den Song des Jahres zu sehen.
Wer nun - wie der demütige Schreiber dieser Zeilen - auf eine Fortsetzung hofft, dürfte etwas enttäuscht sein. Moment, Moment. Man beachte das Wort 'etwas'. Für lange Gesichter ist das zweite Album der Briten dann doch viel zu stark. Die Vehemenz des Openers führt zwar ein wenig in die Irre. Die bunte stilistische Vielfalt von "Oi Va Voi" lädt dennoch zum Schwelgen ein. Sängerin Alice McLaughlin jauchzt sich nämlich mit einer furchteinflößenden Inbrunst durch "Further Deeper", das sich im Dunskreis von Jazz, Klezmer, Trip Hop und Pop bewegt. Eine schön austarierte Instrumentierung kleidet die emotionale Verzweiflung der Dame passend aus.
Auch "Look Down" und "Dissident" schippern in ähnlich melancholischen Gewässern. Letztgenanntes klingt zwar gewöhnungsbedürftig - nicht jeder steht auf männlichen Operngesang in einem Popsong - der hymnenhafte Aufbau samt stetig steigender Spannungskurve sorgt jedoch für eine druckvolle Dynamik. Der Wechselgesang zwischen weiblichem Gesäusel und dem wehklagenden männlichen Widerpart ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Dramatik abseits von kitschig-klitschigen Pfaden. Die melodramatischen Aspekte lässt "Balkanik" außen vor und präsentiert uns stattdessen - wie es der Name verheißt - tanzbare, mit etwas Elektronik verzierte Tröten-Sounds im Gypsy-Gewandt. Launig, aber etwas unspektakulär.
McLaughlin setzt mit ihrem wunderbaren Gesang einen weiteren Glanzpunkt, wenn sie beklagt, dass sie von all den Klischees genug hat. "Black Sheep" lebt neben Alices rauchig-zartem Duktus auch von orientalisch klingenden Streicher-Sätzen, die sich sehr passend und überhaupt nicht aufgesetzt klingend um die Melodien der Singstimme ranken. Erneut bricht eine schwermütige und sehnsuchtsvolle Traurigkeit durch die Komposition, die die der Text passend unterstützt: "I'm sending out this tune, to places I once knew, to all the people I have lost, I'm sending out this tune to another place and time, to another day in my live". Bitte liebe Alice! Nicht sterben, das wäre wirklich zu schade.
Damit all diese Tragik den Hörer emotional nicht an die Wand fährt, streuen Oi Va Voi ein entspannendes Instrumental ein ("Nosim"), ehe McLaughlin wieder das stimmliche Szepter übernimmt und erneut zeigt, weshalb die Band so glücklich über ihren Einstieg war. Die gute Dame hat ein äußerst gutes Händchen, die tragischen Seiten des Lebens vokal auszukleiden. "Worry Lines" - diesmal mit männlichem Gesang - kommt im trippigen Oufit daher. Trompete und Geige betten sich harmonisch in das relaxt tönende Sound-Kostüm und geleiten aus einem wahrhaft tollen, emotionalen Album aus.
Ach ja, die Auflösung der ominösen Worte zu Beginn: "Der Pilot des Raumschiffes, des Sputnik Wostok, ist der Bürger der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Fliegermajor Juri Alexejewitsch Gagarin." Darauf mal einen Wodka. Nasdarovje!
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 10 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:52:58
- Künstler: Oi Va Voi
- Label: Outcaste Records
- Genre: Electronic
(C) 2003 Outcaste Records Ltd (P) 2003 Outcaste Records Ltd
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