Err Guitar

Albumbeschreibung

Die Ausdrucksvielfalt des umtriebigen New Yorker Multiinstrumentalisten Elliott Sharp überträgt sich auf seine diversen Gitarren. Auf ihnen kreiert er zarte Töne, melodische Fragmente und Schichtungen ebenso selbstverständlich wie brachiale Klanggewitter. Die oft experimentell erarbeiteten Strukturen seiner Kompositionen klingen wie Wegweiser in avantgardistische musikalische Regionen.
Für „Err Guitar“ lud er mit Mary Halvorson und Marc Ribot zwei ähnlich experimentierfreudige Gitarristen ein. Zu Sharps zehn mit dem jeweiligen Partner kreierten Duo-Aufnahmen stießen mit „Blindspot“ und „Kernel Panic“ noch zwei erst später im Studio realisierte Trio-Einspielungen dazu, in die Halvorsons Beitrag nachträglich eingefügt wurde. Fast jede der Kompositionen, die Sharp gemeinsam mit den Protagonisten erarbeitete, verschaffen unbegrenzten Raum, sich miteinander auszutauschen.
Was Mary Halvorson von Legionen anderer Gitarristen unterscheidet, ist die Konsequenz, mit der sie ihre musikalische Ausdrucksform entwickelte und diese ständig in vielen Projekten mit musikalischen Weggefährten erweitert. Wie in dem mit scharfen, glasklaren Motiven und ungewöhnlichen Akkorden angereicherten „The Ship I Am On“ oder den beiden Parts von „Sequola“ – im Duo mit Elliott Sharp – finden sich keine Zitate von Gitarristen aus der Traditionslinie des Jazz.
Bei den Duos mit Marc Ribot lassen dessen verzerrte Gitarren-Sounds und metallische Töne in Stücken wie „Sinistre“ und „Oronym“ keinen Zweifel daran aufkommen, dass der gleichermaßen im Jazz- und Pop-Bereich aktive Künstler keine abstrakt klingenden Sound-Kombinationen scheut. Jedes der von Elliott Sharp initiierten Stücke wird offenbar von ihm und seinen Mitstreitern als Lockruf für einen ungewöhnlich verlaufenden Soundtrip zwischen Jazz-Avantgarde und Neuer Musik verstanden.

© Filtgen, Gerd / www.fonoforum.de