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"This album is supposed to make you wanna eat spareribs." Vegetarier sollten also vielleicht besser die Finger davon lassen. Schließlich schlachtet und frisst Brotha Lynch Hung seine nach einfallsreich ersonnenen Rezepten zubereitete Konkurrenz bereits seit den frühen 90ern.
"Dinner And A Movie", das erste von drei angekündigten Konzeptalben um den Coat Hanga Strangla (ein Serienmörder, von dem ich gern glauben möchte, dass es sich um eine Ausgeburt von Kevin Manns lebhafter Phantasie handelt), reiht sich in sein kannibalistisches Horrorcore-Lebenswerk nahtlos ein.
"They say my music ain't strange enough, so I signed the dotted line with Strange and stuff." Auch, wenn man ersterem entschieden widersprechen möchte: Der Deal mit Tech N9nes und Travis O'Guins monströser Indie-Label-Maschinerie Strange Music kann kein Fehler sein. In dieser Familie darf sich ein durchgeknallter Charakter, wie in Brotha Lynch Hung zweifellos einer steckt, hervorragend aufgehoben fühlen.
Verbunden mit zahlreichen Skits liefern die Tracks auf "Dinner And A Movie" nicht nur das Drehbuch für einen zwischen Psychothriller und Splatterschocker angesiedelten Horrorstreifen. Sie vertonen das Ganze gleich zu einem durchgehenden Hip Hop-Hörspiel.
Dessen Genuss dürfte - nach allen mehr oder weniger zweckmäßig eingesetzten Rasierklingen, Dildos, Kettensägen und ... ähem, ja: Kleiderbügeln - labilen Charakteren einigermaßen feuchte (um nicht zu sagen: bluttriefende) Albträume bescheren.
Ich ertappe mich immerhin bei der Vorstellung, mir aus rein analytischem Interesse den frisch angespitzen Bleistift wahlweise in Unterarm oder Auge zu rammen. Geiler Scheiß - solches hat Rap-Musik schon lange nicht mehr mit mir angestellt: ein Indiz für die herrschende packende, meist elend beklemmende Atmosphäre.
Lynchs irrer Flow, seine verschrobenen Vorstellungen und die beeindruckend stimmigen Beats gehen dabei Hand in Hand. Klavier, Streicher und Synthieklänge spannen gespenstische Kulissen auf, in denen Klaustrophobie und beliebige weitere Psychosen fröhlich Ringelreihen tanzen.
"Colostomy Bag" ziert ein dick pumpender Bass, den man "organisch" nennen könnte, kämen einem nicht sofort Gedanken an Operationen am offenen Brustkorb hoch. Obacht: Lynch is "just getting warmed up".
Geisterhaftes Heulen, Seufzen und Stöhnen flankiert das schräge Piano in "Sit In That Corner Bitch!". Das zweifelhafte Frauenbild dürfte hier ausnahmsweise wirklich das letzte sein, das selbsternannte Hüter der Moral in die Palmenwipfel treibt. "You better take that serious."
Neben der brutalen besitzt die Hauptfigur aber durchaus eine andere Seite. Geradezu herzzerreißend geht es zu, wenn Lynch die Sorge um seinen Sohn ("Meat") oder die Angst vor dem Verlust der Tochter ("I Tried To Commit Suicide") umtreibt. Dann richtet sich die Gewalt nach innen. Kein Wunder eigentlich, wenn das in einer "Split Personality" samt Dirty South-Anleihen und zünftigen Wahnvorstellungen resultiert.
Die bahnen sich wieder und wieder ihren Weg an die Oberfläche. Verzerrte Stimmen, Selbstgespräche und abstruser Geräusche-Wirrwarr bereichern die Rahmenhandlung um eine innere Dimension, den Blickwinkel des getriebenen Killers. Gut und Böse schunkeln mit Verzweiflung und einem irrwitzigen Selbsterhaltungstrieb. "To me it's Halloween every day."
Brotha Lynch Hungs technische Sicherheit macht seinen sprunghaften Vortrag noch gruseliger. Im Kreise seiner Lieben, die ausnahmsweise nicht befürchten müssen, mit Paprika, Zwiebeln und einer Prise Salz zum Abendessen aufgetischt zu werden, macht er eine erstklassige Figur.
So harmonieren er, Snoop Doggs schleichende Stimme und das harsche Organ Kurupts in "Anotha Killin" perfekt. Mit C-Lim, Tallcann G und COS bildet er in "I Heard That Song B 4" ein Tag-Team, dem man besser nicht in die Quere kommen möchte, und auch aus den Kollegen Krizz Kaliko und Tech N9ne kitzelt Lynch die dunkelsten Abgründe heraus: "Don't Worry Momma, It's Just Bleeding".
Keine Sorge, Mutti. Es blutet bloß. Außerdem ist doch alles nur Spaß: "I don't have to kill anyone", verweist Brotha Lynch Hung, was noch kommen mag, gleich im Intro ins Reich der Phantasie. "If I'd started killing anyone, there'd be none of you left." Was bleibt? Ein Cliffhanger, der eine Fortsetzung garantiert. Und handfeste Lust auf ein Steak. Oh Baby, I like it raw!
© Laut
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Brotha Lynch Hung, Composer, Writer, MainArtist
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Albumbeschreibung
"This album is supposed to make you wanna eat spareribs." Vegetarier sollten also vielleicht besser die Finger davon lassen. Schließlich schlachtet und frisst Brotha Lynch Hung seine nach einfallsreich ersonnenen Rezepten zubereitete Konkurrenz bereits seit den frühen 90ern.
"Dinner And A Movie", das erste von drei angekündigten Konzeptalben um den Coat Hanga Strangla (ein Serienmörder, von dem ich gern glauben möchte, dass es sich um eine Ausgeburt von Kevin Manns lebhafter Phantasie handelt), reiht sich in sein kannibalistisches Horrorcore-Lebenswerk nahtlos ein.
"They say my music ain't strange enough, so I signed the dotted line with Strange and stuff." Auch, wenn man ersterem entschieden widersprechen möchte: Der Deal mit Tech N9nes und Travis O'Guins monströser Indie-Label-Maschinerie Strange Music kann kein Fehler sein. In dieser Familie darf sich ein durchgeknallter Charakter, wie in Brotha Lynch Hung zweifellos einer steckt, hervorragend aufgehoben fühlen.
Verbunden mit zahlreichen Skits liefern die Tracks auf "Dinner And A Movie" nicht nur das Drehbuch für einen zwischen Psychothriller und Splatterschocker angesiedelten Horrorstreifen. Sie vertonen das Ganze gleich zu einem durchgehenden Hip Hop-Hörspiel.
Dessen Genuss dürfte - nach allen mehr oder weniger zweckmäßig eingesetzten Rasierklingen, Dildos, Kettensägen und ... ähem, ja: Kleiderbügeln - labilen Charakteren einigermaßen feuchte (um nicht zu sagen: bluttriefende) Albträume bescheren.
Ich ertappe mich immerhin bei der Vorstellung, mir aus rein analytischem Interesse den frisch angespitzen Bleistift wahlweise in Unterarm oder Auge zu rammen. Geiler Scheiß - solches hat Rap-Musik schon lange nicht mehr mit mir angestellt: ein Indiz für die herrschende packende, meist elend beklemmende Atmosphäre.
Lynchs irrer Flow, seine verschrobenen Vorstellungen und die beeindruckend stimmigen Beats gehen dabei Hand in Hand. Klavier, Streicher und Synthieklänge spannen gespenstische Kulissen auf, in denen Klaustrophobie und beliebige weitere Psychosen fröhlich Ringelreihen tanzen.
"Colostomy Bag" ziert ein dick pumpender Bass, den man "organisch" nennen könnte, kämen einem nicht sofort Gedanken an Operationen am offenen Brustkorb hoch. Obacht: Lynch is "just getting warmed up".
Geisterhaftes Heulen, Seufzen und Stöhnen flankiert das schräge Piano in "Sit In That Corner Bitch!". Das zweifelhafte Frauenbild dürfte hier ausnahmsweise wirklich das letzte sein, das selbsternannte Hüter der Moral in die Palmenwipfel treibt. "You better take that serious."
Neben der brutalen besitzt die Hauptfigur aber durchaus eine andere Seite. Geradezu herzzerreißend geht es zu, wenn Lynch die Sorge um seinen Sohn ("Meat") oder die Angst vor dem Verlust der Tochter ("I Tried To Commit Suicide") umtreibt. Dann richtet sich die Gewalt nach innen. Kein Wunder eigentlich, wenn das in einer "Split Personality" samt Dirty South-Anleihen und zünftigen Wahnvorstellungen resultiert.
Die bahnen sich wieder und wieder ihren Weg an die Oberfläche. Verzerrte Stimmen, Selbstgespräche und abstruser Geräusche-Wirrwarr bereichern die Rahmenhandlung um eine innere Dimension, den Blickwinkel des getriebenen Killers. Gut und Böse schunkeln mit Verzweiflung und einem irrwitzigen Selbsterhaltungstrieb. "To me it's Halloween every day."
Brotha Lynch Hungs technische Sicherheit macht seinen sprunghaften Vortrag noch gruseliger. Im Kreise seiner Lieben, die ausnahmsweise nicht befürchten müssen, mit Paprika, Zwiebeln und einer Prise Salz zum Abendessen aufgetischt zu werden, macht er eine erstklassige Figur.
So harmonieren er, Snoop Doggs schleichende Stimme und das harsche Organ Kurupts in "Anotha Killin" perfekt. Mit C-Lim, Tallcann G und COS bildet er in "I Heard That Song B 4" ein Tag-Team, dem man besser nicht in die Quere kommen möchte, und auch aus den Kollegen Krizz Kaliko und Tech N9ne kitzelt Lynch die dunkelsten Abgründe heraus: "Don't Worry Momma, It's Just Bleeding".
Keine Sorge, Mutti. Es blutet bloß. Außerdem ist doch alles nur Spaß: "I don't have to kill anyone", verweist Brotha Lynch Hung, was noch kommen mag, gleich im Intro ins Reich der Phantasie. "If I'd started killing anyone, there'd be none of you left." Was bleibt? Ein Cliffhanger, der eine Fortsetzung garantiert. Und handfeste Lust auf ein Steak. Oh Baby, I like it raw!
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 22 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 01:17:40
- Künstler: Brotha Lynch Hung
- Komponist: Brotha Lynch Hung
- Label: SoundHouse – Acquired Strange Music Assets
- Genre: Hip-Hop/Rap
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