Čiurlionis: The Sea, In the Forest & Kęstutis

Albumbeschreibung

„Ich würde gerne eine Sinfonie erschaffen aus dem Murmeln der Wellen, dem Rascheln Jahrhunderte alter Wälder, dem Schimmern der Sterne (...) und meiner unendlichen Sehnsucht“, schrieb der litauische Komponist und Maler Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (1875-1911) 1908 in einem Brief an seine Ehefrau Sofija Kymantaitė. Das Zitat könnte problemlos als Motto für die beiden Tongemälde fungieren, die Čiurlionis in den Jahren 1901 („Miške“) und 1907 („Jūra“) vollendete. Das Wort „Tongemälde“ trifft auf die Kompositionen des bekennenden Synästhetikers in besonderem Maße zu und gilt auch für seine zumeist vom Symbolismus beeinflussten Landschaftsbilder, die ihrerseits oft musikalisch empfunden sind, Titel tragen wie „Sternensonate“ oder „Tannenbaumfuge“ und die man deshalb als „Bildklänge“ bezeichnen könnte. In bei- den Disziplinen – Musik und Malerei – hat Čiurlionis Hervorragendes geleistet.
Die vorliegende CD, deren Cover ein Gemälde von Čiurlionis ziert, lädt dazu ein, sich davon ein „Bild“ zu machen. Die hochromantische Musik des Meisters ist sozusagen gewaschen mit allen (Weih-)Wassern ihrer nach-wagnerischen Zeit und nimmt die Zuhörer vom ersten Augenblick gefangen. Dabei geht es Čiurlionis weniger um eine programmatische „Nach-Zeichnung“ des Waldes, als vielmehr um dessen geheimes Innenleben, das in den Tönen offenbar wird. Der größte (und mit mehr als 30 Spielminuten längste) Wurf auf der CD ist jedoch „Jūra“, ein Werk, in dem Motivik, Harmonik, Dramaturgie und Farbigkeit vollendet zur Deckung kommen. Das litauische Orchester bietet dieser ungemein be- und verzaubernden Musik unter seinem ebenfalls aus Litauen stammenden Dirigenten Modestas Pitrėnas eine starke Bühne.

© Schäfer, Burkhard / www.fonoforum.de