Bach: Goldberg Variations

Mahan Esfahani

Erschienen am 26.08.16 bei Deutsche Grammophon (DG)
Künstler: Mahan Esfahani
Genre: Klassik
Auszeichnungen: Gramophone Editor's Choice 5 Sterne Fono Forum Klassik

Digitales Booklet

Verfügbar in

24-Bit/48 kHz Stereo

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Wer sich durch die Goldberg-Variationen gearbeitet hat, stimmt die abschließende Quodlibet-Variation meistens in selbstbewusstem Vollklang an – eingedenk der zitierten Volkslieder und der Berichte über Bachische Familienfeste, die nach reichlich Speis und Trank im gemeinsamen Singen gipfelten. Auch Mahan Esfahani weiß das natürlich. Aber er malt eine intimere Szene, nimmt den Klang kantabel zurück und belässt damit den Höhepunkt bei der virtuosen Drastik der 29. Variation.
Diese Überraschung ist nur das letzte einer Reihe von Klangspielen, die der Cembalist lustvoll neben die spiel- und satztechnischen Sensationen des Variationszyklus stellt. Das verwendete Cembalo, von Huw Saunders nach einem thüringischem Vorbild erbaut, hält eine Farbfülle bereit, die Esfahani auch strukturell nutzt: An den Beginn der Dreiergruppen, deren Ende jeweils ein Kanon bildet, stellt er gerne Tuttifarben, später auch ausgefallene Registrierspiele, etwa Lautenzug und 4-Fuß-Klang in der 19. Variation. Überhaupt interpretiert er die Angaben „a 1 Clav.“ und „a 2 Clav.“ immer wieder neu – nichts nimmt er für selbstverständlich.
Auch bei Tempo, Rhythmus und Artikulation nutzt Esfahani eine erstaunlich breite Palette an Mitteln. Bei aller Virtuosität wirkt kein Tempo überzogen, Kontraste und Kontinuitäten klingen wohlüberlegt; je nach Charakter und Satzweise reicht sein Anschlag von trockenem, aber nie schematischem Détaché bis zu verschwimmend-dichtem Legato. Dieser Reichtum an Klangmitteln vermittelt ebenbürtig den kompositorischen Reichtum des Zyklus – und trotzdem kann man sich gut vorstellen, dass Esfahani ihn beim nächsten Mal ganz anders klingen lassen könnte.
Geschmack, Schwung und Musizierlust prägen seine Einspielung durchweg, und er weiß auch dafür zu sorgen, dass dem Hörer das nicht entgeht. So lässt er eingangs im ersten Teil der Aria einige der vertrauten Verzierungen weg: Unwillkürlich horcht man auf – es soll sich lohnen.

© Sprondel, Friedrich / www.fonoforum.de

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