Redd Kross
In ihrer Geschichte tauchen immer wieder Black Flag auf. Wenn auch nicht so hart wie die Kollegen aus dem Großraum L.A., lassen es auch Redd Kross ordentlich krachen. Und haben eine ebenso lange Liste an ehemaligen Mitgliedern.
Das Herz der Band bilden die Geschwister Jeff (Gesang, Gitarre) und Steve McDonald (Bass), die bereits in der High School gemeinsam in einer Band namens The Tourists spielen. Sie kommen aus Hawthorne, einer kleinen Stadt südlich von Los Angeles, aus der auch die Beach Boys stammen. Ihr erstes größer Gig – passend für eine Punk-Band - ist im Vorprogramm von Black Flag. Jeff ist 15, Steve gerade mal elf Jahre alt.
1980 nennen sie sich in Red Cross um und veröffentlichen ihre erste gleichnamige EP. Ihr Schlagzeuger siedelt zu Black Flag über. 1982 kommt ihr Debüt "Born Innocent" heraus, auf dem die meisten Songs vom Horrorstreifen "Der Exorzist" inspiriert sind. Ein Riesenerfolg ist es nicht, doch reicht es aus, um das Internationale Rote Kreuz auf den Plan zu rufen. Um juristischen Ärger zu vermeiden, ändern sie den Bandnamen in Redd Kross um.
"Teen Babes From Monsanto" (1984) enthält fast nur Coverversionen. Darunter spielen sie zum Beispiel eine (ladegehemmte) Fassung des Stones-Titels "Citadel". Ihr drittes Album "Neurotica" (1987) gilt als ihr wichtigstes, obwohl sie in der ersten Hälfte der Neunzigerjahre dank eines Vertrages mit dem Major Atlantic die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zunehmend mischen sich poppige Elemente in ihren Rock ein. Bei der langen Tour zu "Third Eye" (1990) ist auch Ex-Red Hot Chili Peppers-Schlagzeuger Jack Irons mit von der Partie.
Parallel entstehen zwei Scheiben der Brüder McDonald in einer anderen Formation unter dem Namen Tater Totz. Mehrmals entscheiden sie sich für Beatles-/Lennon-Coversongs: "Give Peace A Chance", "Strawberry Fields Forever", "I've Just Seen A Face", "Tomorrow Never Knows" und "Instant Karma". Zudem covern sie erneut die Rolling Stones, verwursten Queen-Klassiker in Medleys und wagen sich an einige Songs von Yoko Ono. Optisch spielen sie auf ihren Cover-Artworks auf das "Help"-Album der Beatles und auf japanische Mangas an. Der Begriff 'Tater Totz' steht übrigens in den USA für zylinderförmige Kartoffelspalten.
1996 kündigen Redd Kross eine Auszeit an, schieben aber noch das eintönige und mediokre Album "Show World" ein. Immerhin enthält es mit dem kantigen Alternative-Rocksong "One Chord Progression" und dem an Gerry Raffertys "Stuck In The Middle With You" erinnernden "Follow The Leader" einzelne ausgereifte Tracks.
Der Tod ihres letzten Gitarristen Eddie Kurdziel 1999 scheint das Ende der Band zu besiegeln. 2002 sorgt Steve McDonald mit dem Mash-up-Album "Redd Blood Cells" für Furore – er spielt Bass zu "White Blood Cells" der White Stripes. 2005 produziert er "Party Animals" von Turbonegro.
2006 kommen Redd Kross in der klassischen "Neurotica"-Besetzung für ein Konzert wieder zusammen – neben den Geschwistern McDonald Robert Hecker (Gitarre) und der nicht verwandte Roy McDonald (Schlagzeug). Es folgen Auftritte bei verschiedenen Festivals in den USA, Kanada und in Europa. Es ist tatsächlich der Beginn einer neuen Schaffensphase: 2012 erscheint mit "Researching The Blues" ihr erstes Studioalbum seit 1997.
Mit Blues hat es nicht wirklich zu tun und ein großer Wurf wird es nicht. Das neu gefundene Label Merge Records hält dennoch an der Band fest und legt sogar das alte Album "Teen Babes In Monsanto" Anfang 2019 wieder auf.
Zugleich gräbt Merge einige unbekannte Aufnahmen aus früheren Jahrzehnten aus. Das straighte "Motorboat", das rhythmisch verschrobene "Take It Home", der wohl "Rocky Horror Picture Show"-inspirierte Vintage-Popsong "It's A Scream" und der Glam Rock-Titel "Born To Love You" landen alle auf der Compilation "Hot Issue". Mit "Beyond The Door" erscheint im selben Jahr auch wieder neues Material. Ihre Neigung zum Covern stellen die McDonalds dieses Mal weitgehend zurück. Sie greifen aber einmal richtig beherzt zu und verhärten den Soft Pop-Titel "When Do I Get To Sing 'My Way'" der Sparks zu E-Gitarrengeknatter nach Art des Roten Kreuzes.
© Laut
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