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Michel Chapuis

Der Organist aus dem französischen Jura war nicht nur ein großer, weltweit bekannter und geschätzter Bach- und Buxtehude-Interpret, sondern, wie viele seiner Kollegen, ein Fan der Instrumentenkunde und ein hochgebildeter Musikwissenschaftler. Er wurde 1930 in Dôle geboren und als er am Tag seiner Erstkommunion in der dortigen Stiftskirche der Orgel lauschte, wurde ihm seine Berufung klar. Michel Chapuis war im Laufe seines Lebens Titularorganist an renommierten Orgeln wie etwa an der Kathedrale Notre-Dame in Paris oder in jüngerer Zeit an der Königlichen Kapelle im Schloss von Versailles, blieb jedoch der Orgel seiner Heimatstadt immer verbunden. Im Jahr 1955 erhielt der junge Organist dort die Titularstelle und begann sich um ihre Restaurierung zu bemühen, um sie ihrem ursprünglichen Stil wieder zurückzuführen. Das Instrument wurde Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut, litt unter den Wechselfällen der Geschichte und wurde mehrfach restauriert. Gewagte Entscheidungen, die ihm nicht immer leicht fielen, gaben dem ehrwürdigen Instrument seinen alten Glanz zurück. Michel Chapuis spielte sein ganzes Leben lang immer wieder darauf. Er hat jedoch weise fast bis zum Ende seiner Aktivität gewartet, um auf „seiner“ Orgel drei Alben einzuspielen, denn wie er sagte, er hatte bis dahin noch nicht alle ihre Geheimnisse entdeckt. Privat gestand er, dass dieses dreifache Album gewissermaßen sein „musikalisches Testament“ sei. Dreifach wie die Dreieinigkeit, dreifach wie die Facetten – Deutsch (Buxtehude), Französisch (Boyvin) und Romantisch (Mendelssohn, Guilmant) – dieses prächtigen Instrumentes.


Parallel zu seinem Interesse im Bereich der Instrumentenkunde hat sich Michel Chapuis intensiv mit der französischen Orgelmusik des 17. und 18. Jh. beschäftigt: Ornamentik, Notes Inégales, Registrierung (die „Instrumentierung“ der Orgel), sowie die wichtige Frage der Stimmung und des Kammertons, der damals oft von einer Stadt zur anderen variierte. Dank seiner akribischen Arbeit in den Bibliotheken und seiner gewissenhaften Untersuchung der Manuskripte konnte ein ganzer Bereich der Musikliteratur, der völlig in Vergessenheit geraten war, wieder ans Tageslicht gelangen. Michel Chapuis steht an der Spitze einer Gruppe von ruhmreichen Pionieren, die die Wiederentdeckung und die Erneuerung der Interpretation eines wichtigen Teils der Musikliteratur ermöglicht haben.


Seine Diskografie, die mit sorgfältig ausgewählten Instrumenten eingespielt wurde, ist extrem weitgefasst und gilt als Standardwerk. Seine über 150 Aufzeichnungen sind für Musikliebhaber wie für Organisten zu einer Referenz geworden. Unter den zahlreichen verfügbaren Fassungen des gesamten Orgelwerkes von Johann Sebastian Bach wird die von Michel Chapuis immer als eine der ersten genannt, dank seiner unnachahmlichen Kunst voller Kraft, differenzierter Artikulation und einem feinen Sinn für Registrierungen, Tempi und Zäsuren. Die Tonaufnahme hat nicht im geringsten an Qualität eingebüßt. Seine Gesamteinspielung der Werke von Buxtehude ist ebenfalls eine der Spitzenleistungen der Diskografie von Michel Chapuis, der die Verwandtschaft der beiden großen deutschen Komponisten deutlich macht. Im Nachlass dieses großen Organisten befindet sich auch viel französische Musik: Couperin, Grigny, Titelouze, Dandrieu, Clérambault, Daquin und Balbastre.


Für viele junge Organisten bleibt Michel Chapuis heute DAS absolute Vorbild, der wie einst François Couperin auf verblüffende Weise in allen Stilen improvisieren konnte, der in der Lage war, ein Präludium im Stil von Buxtehude, eine Fuge wie Bach oder eine romantische Toccata à la Widor aus dem Stegreif zu spielen. Er war freundlich und entgegenkommend und im Umgang mit seinen Schülern sowie seinen jungen Kollegen sehr einfühlsam.


 


François Hudry / QOBUZ / November 2017

Diskografie

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