Tchaikovsky: Complete Works for Violin & Orchestra

Albumbeschreibung

Die Werke, die Peter Tschaikowsky für Violine und Orchester geschrieben hat, passen genau auf eine CD, und trotzdem ist diese Zusammenstellung gar nicht so häufig auf Tonträgern erschienen, wie man denken könnte. Meistens wird das Violinkonzert mit einem weiteren Konzert gekoppelt, weshalb man die kürzeren Stücke selten zu hören bekommt. Dabei ist die „Sérénade mélancolique“, Tschaikowskys erste Komposition in dieser Gattung, ein wahres Juwel.
Jennifer Koh, Preisträgerin des Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs 1994, kostet die eröffnende Melodie mit Dankbarkeit aus und lässt die dunklen Farben der G-Saite glänzen mit einer großzügigen Prise Portamento. Im bewegteren Mittelteil kommt die silbrige Höhe ihrer Geige zur Geltung, und die Intonation der Oktaven ist makellos. Beim darauffolgenden Valse-Scherzo könnte man sich bei aller technischer Brillanz mehr Witz wünschen: Das Kapriziöse scheint Koh nicht so zu liegen, und man hofft vergeblich auf das augenzwinkernde Rubato eines Perlman oder Oistrach.
Beim Violinkonzert kommt die Leistung des Odenser Sinfonie-Orchesters, vor allem die seiner Bläsersolisten, zu voller Geltung. Der Chefdirigent Alexander Vedernikov – Sohn des berühmten Bolschoi-Bassisten gleichen Namens – versteht es sehr gut, den Auftritt seiner Solistin effektvoll vorzubereiten und in allen Nuancen einfühlsam zu begleiten. Selbst bei ziemlich breiten Tempi lässt die Spannung nie nach. Die CD endet sehr passend mit „Souvenir d’un lieu cher“, dessen erster Teil („Méditation“) ursprünglich der langsame Satz des Violinkonzerts werden sollte. Die beiden anderen Teile („Scherzo“ und „Mélodie“) sind gleichsam die Zugaben dieses Tschaikowsky-Abends, dessen Freuden, gemäß der bedächtigen Art der Solistin, mehr intellektueller denn äußerlich-sinnlicher Art sind.

© Solare, Carlos Maria / www.fonoforum.de