Step

Albumbeschreibung

Es gibt Musiker, die man, egal bei welchem Song, schon seit den ersten Schritten wiedererkennen kann. Die in genialer Unverschämtheit immer wieder dieselbe Geschichte erzählen und jedes Mal anders verpacken. Die unermüdlich ihre Leidenschaft verfolgen. Die mit Fingerspitzengefühl etwas Rares und Wertvolles kreieren und so die Marke eines großen Talents entwickeln, die dann als Stil bezeichnet wird. Brandt Brauer Frick zählen zu diesen Musikern.

Von Album zu Album hat das Berliner Trio ein einzigartiges Gebiet gerodet, das an der Kreuzung von Minimal House und zweckentfremdeten und retextualisierten akustischen Instrumenten liegt. Entstanden ist ein Sound, bei dem man sofort Lust bekommt, die Nacht durchzutanzen. Aber nicht in Trance oder in völligem Loslassen mit den BFFs: Der Brandt Brauer Frick’sche Rausch ist stets unter Kontrolle. Man genießt ihre einzigartige und zerebrale Musik am besten bei vollem Bewusstsein; nur das aktive, konzentrierte Hören lässt uns all die Elemente vollständig wahrnehmen, die das Trio zu dem machen, was sie sind: die Aneinanderreihung von melodischen Phrasen in Polyrhythmik, der Sinn für Mikrodetails in den rhythmischen Motiven, die manchmal im Achteltakt gesetzt werden, die Vielfalt der Texturen im Schlaginstrumentarium und die Verfremdung der Klänge, die aus akustischen Instrumenten stammen (wir werden uns nie von dem Klavier erholen, das so verändert wurde, dass es ein herrliches Metallschrott-Geräusch erzeugt!)

Step, die neue EP von Brandt Brauer Frick, stellt sich in eine Reihe mit all diesen Regeln und präsentiert vier Titel, die sich extrem voneinander unterscheiden und jedoch alle durch das gleiche Maß an Goldschmiedekunst vereint sind. Drei von ihnen erscheinen doppelt mit einer Extended Version, die die Fähigkeit des Trios beweist, zu improvisieren, zu experimentieren und ihr Material zu überarbeiten – vor allem bei Live-Auftritten. Von allen Nummern ist wahrscheinlich Pearls diejenige, die den Spirit der Gruppe seit ihren Anfängen am besten zusammenfasst. Der Track ist wie eine Symphonie aufgebaut, mit Einleitung, Thema und Durchführung, gefolgt von einem Schluss, und ist schon für sich stehend ein reiches Konzentrat der verschiedenen Stile und Stimmungen, die die Band bis heute erforscht hat.

Zwischen der diskreten Eleganz von Hold On und der Düsternis von Are You Awake ist Step eine EP, die mit einer wahnsinnigen Kraft besticht, deren Mechanik lange in unseren Ohren hängen bleibt. © Pierre Lamy/Qobuz