Philanthropy

Albumbeschreibung

Seit fast 20 Jahren gibt der Pianist Volker Bertelmann unter dem Künstlernamen Hauschka Alben heraus, die die Vorstellung von „zeitgenössischer klassischer“ Musik definieren und zugleich unterlaufen. Die Tatsache, dass Hauschkas Ansatz neben Avantgarde-Kompositionen auch elektronische Innovation (und die Welt der Popmusik) umfasst, hat dazu geführt, dass Bertelmann sowohl mit der Komponistin Hildur Guðnadóttir als auch mit der Geigerin Hilary Hahn Projekte realisierte (mit beiden arbeitete er in den frühen 2010er Jahren zusammen). Nachdem er sich fast ein ganzes Jahrzehnt lang auf Filmmusik und Soundtracks konzentriert hat, wendet sich Bertelmann auf Philanthropy zum ersten Mal seit A Different Forest (2019) wieder anderen Werken zu. Überraschenderweise entfernt sich das neue Album von den gradlinigen Klavierstücken von Forest und kehrt zum Fusion-nahen Ansatz seiner früheren Arbeiten zurück. Bertelmann umgibt sein präpariertes Klavier erneut mit dichten, elektronischen Klangwelten und relativiert Forests äußerst optimistische Kompositionsweise –, die man auch leicht despektierlich als „gewollt zugänglich“ bezeichnen könnte, – durch laute und düstere Unterströmungen. Hauschkas maximalistischer Minimalismus ist auf Philanthropy durchweg zu hören, sei es in den pulsierenden Klängen von Generosity, die sich als Dub-Klassiker manifestieren, oder in einem Stück wie Altruism, das es schafft, gleichzeitig fractured und funky zu sein. Das dynamische, aber luftige Inventions ist ein wunderbares Beispiel für Bertelmanns Fähigkeit, Stücke zu schaffen, die epische Ausmaße haben, aber sparsam in der Umsetzung sind, und so eindringlich auf Themen aufbauen und diese umkreisen, dass sogar die Rhythmen irgendwie melodisch wirken. Dagegen ist Nature der dramatischste Titel hier, mit einer brodelnden Atmosphäre, die durch laute Verzerrungen und eindringliche Klavierpassagen bedrohlich wirkt. Spätestens beim abschließenden Noise – dem sanftesten Ambient-Track des gesamten Albums – wird klar, dass Bertelmann das Hauschka-Projekt mit diesem rastlosen, abenteuerlichen und bereichernden Philanthropy zu seinen dynamischen und kühnen Ursprüngen zurückgeführt hat. © Jason Ferguson/Qobuz