Handel: Messiah, HWV 56

John Nelson, The English Concert

Erschienen am 24.11.23 bei Warner Classics
Künstler: John Nelson The English Concert
Genre: Oper

Digitales Booklet

Verfügbar in

24-Bit/96 kHz Stereo

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Viele Musikliebhaber werden sich daran erinnern, dass es in den USA vor nicht allzu langer Zeit nur drei allgemein zugängliche Aufnahmen von Händels Messias gab – die herrliche Travestie von Thomas Beecham, in der der große Dirigent Händels barocke Orchestrierung über den Haufen warf und seine eigene mit Unmengen von Streichern und nicht ganz zeitgemäßen Instrumenten wie Holzbläsern, Posaunen und Hörnern, einer aufwendigen Schlagzeugbesetzung und – als Tüpfelchen auf dem i – Harfen schrieb.

Malcolm Sargent hielt es mit seiner Aufnahme des Messias ähnlich, obwohl er etwas mehr Zurückhaltung an den Tag legte als Beecham. Die letzte und wohl meistverkaufte Messias-Aufnahme in den USA war die von Eugene Ormandy, der sich bei seiner Neuorchestrierung noch zurückhaltender zeigte, obwohl sie mit zusätzlichen Holzbläsern, einer großen Anzahl von Streichern und anderen anachronistischen Zusätzen ebenfalls kaum zeitgemäß war. Zudem nahm Ormandy gewaltige Kürzungen vor, um seine Aufnahme auf zwei LPs zu beschränken – zweifellos auf Anweisung von Columbia Records –, vor allem im zweiten Teil, dem Herzstück des Messias, der von der Passion und Auferstehung Christi handelt. Der Halleluja Chor wurde großzügigerweise beibehalten.

Mitte der sechziger Jahre wurde die bisherige Aufführungs- und Aufnahmepraxis des Messias durch fast zeitgleiche Veröffentlichungen von Einspielungen des London Symphony Orchestra unter der Leitung von Colin Davis und des English Chamber Orchestra unter Charles Mackerras auf den Kopf gestellt. In diesen ungekürzten Aufnahmen bemühten sich beide Dirigenten ernsthaft, die ursprüngliche Orchesterbesetzung und Aufführungspraxis so weit wie möglich beizubehalten, und zwar mit viel kleineren Besetzungen sowohl im Orchester als auch im Chor, sowie unter Berücksichtigung zeitgemäßer Tempi und Phrasierungen. Damit haben sie die Art und Weise, wie der Messias und alle anderen Händel-Oratorien in der Folgezeit interpretiert wurden, nachhaltig beeinflusst.

In den vergangenen 50 Jahren sind mehr Messias-Aufnahmen veröffentlicht worden, als es Asteroiden zwischen Mars und Jupiter gibt; darunter die Spreu vom Weizen zu trennen, ist unmöglich. Doch John Nelsons Messias erleichtert die Auswahl erheblich. Der Rezensent hat mehr Messias-Aufnahmen angehört, als er zählen kann. Nelsons Aufnahme steht mit Abstand an der Spitze seiner Liste. Dank dem erstklassigen Chor und Orchester, ausgezeichneten Solisten sowie der hervorragenden Hi-Res-Aufnahmetechnik lassen sich bei diesem Messias schwerlich Mängel entdecken.

Im Gegensatz zu denen vieler anderer Dirigenten, die zu glauben scheinen, Barockmusik müsse immer prestissimo und alla breve gespielt werden, sind Nelsons Tempi im Allgemeinen zwar lebhaft, aber nicht über Gebühr. Die Verzierungen der Solisten sind zwar kunstvoll, halten sich aber an die historische Praxis und sind wunderbar spontan. Wer die zu sehr opernhafte Art und Weise kritisieren möchte, in der die Arien vorgetragen werden, insbesondere von dem außergewöhnlichen Altisten Alex Potter, sollte bedenken, dass Oratorien in einer Zeit entstanden sind, als die Aufführung von Opern während der Fastenzeit durch die Kirche von England verboten wurde. Mit ihren biblischen Texten dienten die Oratorien dazu, das Verbot der Kirche zu umgehen. Das zeitgenössische Publikum verlangte nach Opern, und genau das bekamen sie durch Händels Oratorien, allerdings ohne Bühnenbild und absurde Handlungen.

The English Concert and Choir sowie die Solisten musizieren mit einer unbeschreiblichen Frische und Lebendigkeit. Die Aufnahme enthält auch einen schönen Bonus: 8 zusätzliche Tracks mit alternativen Versionen von bestimmten Arien, die dadurch entstanden sind, dass Händel das Oratorium kurz nach seiner Entstehung an verschiedenen Orten aufführte und Änderungen vornahm, um es an die jeweils vorhandene Besetzung anzupassen. Diese Aufnahme ist ein Meisterwerk. © Anthony Fountain/Qobuz

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Handel: Messiah, HWV 56

John Nelson

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Messiah, HWV 56, Pt. 1: Sinfonia. Grave - Allegro moderato