Siouxsie & The Banshees
Hinter dem etwas seltsam anmutenden Namen Siouxsie & The Banshees verbirgt sich eines der Urgesteine des Punk, das durch niveauvolle stilistische Neuerungen den New Wave-Sound der frühen 80er wesentlich mitprägte und bis ins Jahr 1996 immer wieder für positiven Gesprächsstoff sorgte.
Zeitsprung: Mitte der 70er Jahre in London. Nietenlederjacken und Irokesenschnitt, Doc Martens-Stiefel und zerrissene Hosen, Sicherheitsnadeln und Dosenbier bringen das Empire an den Rande einer Staatskrise. An der Spitze der neuen Bewegung, die sich den Namen Punk gegeben hat, stehen die Sex Pistols. Zu deren treuen Fans zählte damals auch Susan Dallion; und da jeder Punkrock machen kann, beschloss Siouxsie, wie sie sich jetzt nannte, im September 1976 zusammen mit Steve Severin, Marco Perroni und dem Schlagzeuger John Simon Ritchie die Banshees zu gründen, um im selben Jahr beim legendären Punk-Festival im Londoner 100 Club auf der Bühne mit dabei zu sein.
Der Auftritt blieb der einzige in dieser Formation. Perroni wandte sich kurze Zeit später der New Wave-Formation Adam & The Ants zu, während Drummer John Simon Ritchie unter dem Namen Sid Vicious fortan bei den Sex Pistols die Basssaiten bearbeitete und spätestens nach seinem Drogentod am 2. Februar 1979 zur Punk-Ikone schlechthin stilisiert wurde.
Kurz nach dem Weggang der beiden bescherte die fantastische Debütsingle "Hong Kong Garden" Siouxsie & The Banshees 1978 ihren ersten Top-Ten-Hit, dem die krachige erste LP "The Scream" im selben Jahr nachfolgte. Kaum war mit "Join Hands" der Nachfolger auf dem Markt, suchten die Banshees wieder einmal Personal, und so sprangen für die Tour Robert Smith, der mit seiner Formation The Cure auch das Vorprogramm bestritt, und Budgie ein, der fortan zum Stammpersonal der Banshees gehörte und 1991 Frontfrau Siouxsie ehelichte.
Ab 1980 mit der Platte "Kaleidoscope" wurden die Banshees zunehmend melodiöser und entwickelten ihren eigenen oftmals ein wenig barock anmutenden Stil, der sie schnell zu einem der New Wave Vorreiter werden ließ. Mit "Nocturne", dem Mitschnitt zweier Auftritte in der Londoner Royal Albert Hall von 1983, setzten die Banshees ästhetisch neue Maßstäbe und schufen einen Klassiker, der bis heute nichts von seiner prickelnd dunklen Faszination eingebüßt hat.
Mit den Alben "Hyaena" und "Tinderbox" begaben sie sich dann zunehmend in poppigere Gefilde, jedoch nicht ohne auf der Cover-Platte "Through The Looking Glas" ihre alten Helden wie Iggy Pop, den sie mit einer wunderbaren Version von "The Pasenger" huldigten, zu Ehren kommen zu lassen.
Mit der Hitsingle "Peek-A-Boo" von 1988 wurden Siouxsie & The Banshees endgültig zum festen Bestandteil der vorderen Chartregionen. "Kiss Them For Me" und "Face To Face", das Titelstück zum 1992er Batman-Film waren die konsequente Fortsetzung der eingeschlagenen Linie. Ihr letztes Album "Stargazer" wirkte dagegen wie die gelungene Fortführung ihrer dunkel-schönen Ästhetik der frühen 80er Jahre und ist Rückblick und Ausblick, man könnte auch Testament sagen, in einem.
1996 lösten sich Siouxsie & The Banshees dann auf; angeblich hatten sie sich nach der Sex Pistols-Reunion einen ähnlich blamablen Abtritt wie ihre einstigen Idole ersparen wollen. Daran ändern auch gelegentliche Auftritte, wie der auf DVD dokumentierte Gig im Londoner The Shepherds Bush Empire nichts.
2006 sorgt eine alte Veröffentlichung nochmal für Furore. Das unter dem Projektnamen The Glove im Jahr 1983 erschienene Album "Blue Sunshine" kommt im Zuge der The Cure-Deluxe Editions in Form einer geremasterten Doppel-CD erneut auf den Markt. Hinter The Glove standen seinerzeit Basser Severin und Cure-Sänger Smith, die allabendlich ein wenig Acid einwarfen, um die treffende psychedelische Aura für ihre Songs zu schaffen. Für das resultierende Album holten sie sich als Sängerin die Freundin des Banshees-Drummers Budgie ins Studio, Jeanette Landray. Auf der Bonus-CD der Neuauflage wurden nun alle Demos mit Smiths Gesang sowie einige Remixes ergänzt.
© Laut
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