Fischerspooner
"Fischerspooner is a reflective portrait of entertainment itself: admiring in public what is considered frivolous in private." So sieht sich das sogenannte Music Art Performing Collective um die beiden Gründer Warren Fischer und Casey Spooner.
Während sich Fischer sich ums Schreiben und Komponieren der Musik kümmert, ist Spooner dagegen Texter und Sänger in einer Person. Der extrovertierte Künstler aus der experimentellen Theaterszene New Yorks ist auch derjenige, der bei Liveauftritten im Vordergrund der Performance steht.
Eine Art rauschendes Fest mit Gesangs -und Tanzeinlagen, dargeboten von einer großen Rasselbande in ebenso extravaganten wie auffälligen Kostümen. Die haben, wie die Musik von Warren Fischer, einen unübersehbaren bzw. unüberhörbaren Bezug zum Style und Sound der 80er Jahre. Denn Fischer bastelt aus New Wave, Vocal-Synthiepop und Electro eine mehr als ansprechende Musik mit großem Retrocharakter.
Im Widerspruch dazu verbindet Fischer und Spooner eine große Abneigung gegen eben jenes Jahrzehnt. Zumindest haben sie dies in mehreren Interviews betont. Die Anfänge von Fischerspooner reichen zurück ins Jahr 1998, als sich die beiden entschlossen, zusammen zu arbeiten. Ihre Art, in einer Verbindung aus Kunst und Musik ohne festen Rahmen oder Vorgaben zu Performen, machte in New York durch z.T. spektakuläre Auftritte in Clubs, Theatern und Galerien sehr schnell die Runde.
Auf einmal sind Fischerspooner mächtig hip im Big Apple. Eine Fotoserie mit den Protagonisten im Szenemag "Index" im Frühjahr 2000 wird der Auslöser für einen Hype nach britischem Vorbild. Wie der Ruf wächst auch die Belegschaft des Künstlerkollektivs an. Wirft man einen Blick auf die Fischerspooner Website, dann sind über 20 Mitglieder aufgeführt. Darunter Kostüm -und Makeupdesigner, Techniker, Tänzer und BackgroundsängerInnen.
In der Alten Welt wird man langsam auch auf die Kunstheinis aus N.Y. aufmerksam. Hell (der alten Style Spürnase sei Dank) lässt die Amis bei der Gigolo Labelnight im Berliner WMF Club anlässlich der Loveparade 2000 auftreten. Ihr Gig wird ein voller Erfolg. Hell ist es auch, der Fischerspooner für sein Label International Deejay Gigolo Records lizenziert. Die Maxisingle "Emerge" aus dem Debut "# 1" (Number One) schickt sich an, einer der größten Hits des Jahres 2001 zu werden.
So etwas wie Fischerspooner kann wohl auch nur in der heimlichen Hauptstadt für die Berufsbescheuerten Amerikas entstehen. Aber angesichts der sonst dominierenden Yankee Schmalspurkost im Mainstream ist auch das 2005 erscheinende "Odyssey" noch eine mehr als willkommene Alternative.
In der Folge geraten Fischerspooner in ein Formtief, das sich auch an schlechten Kritiken für das 2009 erscheinende Album "Entertainment" ablesen lässt. Vielleicht lässt sich so auch die lange Pause von acht Jahren erklären, bevor 2018 das von Michael Stipe produzierte "SIR" erscheint.
© Laut
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