Felix Da Housecat
Das Jahr 2000 hält eine schicksalhafte Begegnung bereit für den 1972 in Chicago geborenen Felix Stallings Jr. Gebucht für einen DJ-Gig im schweizerischen Genf, gerät er in die Fänge der schüchternen Miss Kittin, die vor dem großen Gast aus den USA die Turntables dreht. Felix Da Housecat ist die junge Dame dank ihrer in Zusammenarbeit mit The Hacker produzierten Single "Frank Sinatra" ein Begriff. Als sich die beiden kurz treffen, ist es um Stallings geschehen; rein beruflich natürlich: "She was so shy, she freaked me out." So verabreden sich die beiden für den nächsten Tag im Studio, wo das Duo die Housecat-Single "Madame Hollywood" von dessen "Kittenz And Thee Glitz" Album in einem dreistündigen Take einspielt. So einfach kann Musik machen sein.
Felix Da Housecat scheinen die Götter in punkto Musik von frühester Jugend an sehr gewogen zu sein. Seine Heimatstadt Chicago gehört seit den späten 70er Jahren zu den Geburtsorten moderner Clubmusik. Im Warehouse steht Frankie Knuckles, dem sie später den Beinamen "Godfather Of House" geben sollten, an den Plattenspielern und rockt die Tanzwütigen mit einer nie gehörten Mischung aus Soul, Funk, Disco und frühen Elektro-Tracks.
Um die DJs Knuckles und Ron Hardy entsteht eEine Clubszene, aus der die späteren Acid-House-Pioniere Marshall Jefferson und DJ Pierre hervorgehen. Letzterer bekommt vom 15-jährigen Felix Stallings ein Tape in die Hand gedrückt und beschließt, mit ihm zusammen das Stück neu aufzunehmen. "Phantasy Girl", so der Name des Tracks, entwickelt sich 1987 schnell zu einem der frühen Chicago-House-Klassiker. Ein Status, der bis heute unbestritten bleibt.
Doch die House-Szene verliert ihre Anziehungskraft schnell, und Stallings konzentriert sich zunächst einmal auf seine Schulbildung, bevor er 1991 nach London geht und wieder beginnt, Tracks zu produzieren. So lassen denn auch die nächsten Szene-Hits wie zum Beispiel "Thee Dawn" nicht lange auf sich warten. Zurück in den USA gründet er 1994 sein Label Radical Fear, das sich in den folgenden Jahren dank Releases von DJ Sneak, Mike Dunn und Felix zu einer der ersten Adressen in Sachen Housemusik entwickelt.
Felix Da Housecat legt bei seinen Produktionen wie dem Debütalbum "Alone In The Dark" keinerlei Scheuklappen an und wandert zwischen pumpigen Housebeats, schmalzigen Discoflächen und harten Elektrogrooves. Ausrutscher in belanglose Kitsch-Tracks gehören dabei stets mit dazu.
Dem Underground verhaftet, gelingt Felix Da Housecat Ende der 90er der Durchbruch. Zahlreiche Veröffentlichungen unter den Pseudonymen Aphrohead oder Thee Maddkatt Courtship auf Labels wie Soma, Strictly Rhythm, Bush, Nervous oder Djax Up bahnen ihm den Weg. 1999 lässt er mit dem Album "I Know Elektrikboy" weltweit aufhorchen und gibt bereits den Weg vor, den er mit dem zwei Jahre später veröffentlichten Hitalbum "Kittenz And Thee Glitz" beschreitet. Zusammen mit Co-Produzent Junior Sanchez und Gast-Chanteuse Miss Kittin gibt Felix der Clubwelt neue Impulse und erfreut damit auch vom Mainstream verstopfte Ohren. Lockere Discomelodien verbinden sich auf "Kittenz And Thee Glitz" mit retrogeschwängerten Electrotechnogrooves zu fesselnden Clubsounds. Electroclash nennen findige Geister die neue Musik später.
Mit in vorderster Front der Neo-Disco-Produzenten kämpfen neben Felix Da Housecat auch Miss Kittin & The Hacker, Golden Boy, Ladytron und DJ Hell. Auf seiner Mix-CD "A Bugged Out Mix" demonstriert Felix Da Housecat virtuos, wie er sich die Versöhnung von alten und neuen Discosounds vorstellt, und wirft Metro Area oder Legowelt genauso auf die Turntables wie Jello, Yoko Ono, Anne Clark oder Tracks aus seiner langen Produzentenlaufbahn. Die Hauskatze als großer Fusionator, seine liebste Rolle.
© Laut
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