Duo

Albumbeschreibung

34 Jahre trennen den 1944 in Leipzig geborenen Joachim Kühn, eine Koryphäe am Keyboard und eine mythische Ikone des europäischen Avantgarde-Jazz, von dem 1978 geborenen Michael Wollny, einem ebenso virtuosen Pianisten und unbestrittenen Führer der neuen deutschen Szene. Wollny hat seine Bewunderung und Ehrerbietung für den berühmten älteren Kollegen nie verheimlicht, so dass er ihn nicht nur zu einer der wichtigsten Referenzen seines eigenen Stils, sondern sogar zum Gegenstand seiner Abschlussarbeit an der Musikhochschule machte. 2009 wurden die beiden Musiker von ihrem gemeinsamen Label ACT eingeladen, ein Konzert als Duo aufzunehmen (Live at Schloss Elmau), und seither treffen sie sich regelmäßig in dieser minimalistischen Konfiguration, um ihre Wahlverwandtschaften zu erforschen. Diese neue, in der Alten Oper Frankfurt aufgenommene Live-CD mit dem schlichten Titel Duo ist sozusagen eine Bestandsaufnahme des Weges, den sie 15 Jahre nach ihrer Begegnung zurückgelegt haben.

Nachdem die beiden Pianisten die möglichen Hemmungen überwunden haben, die zu Beginn ihrer Zusammenarbeit durch die Asymmetrie dieses Generationenunterschieds entstanden waren, liefern sie hier mit einem Repertoire von großer ästhetischer Einheit (in dem sie neben Kompositionen von ihnen selbst auch ein wunderschönes Thema von Ornette Coleman, Somewhere, wieder aufgreifen) den blendenden Beweis für ihre Verbundenheit und ihr fast osmotisches Verständnis. Kühn und Wollny, die beide ihre enorme Jazz- und Klassik-Kultur (von Schumann und Webern über den französischen Impressionismus bis hin zum mystischen Postromantismus eines Skrjabin...) einbringen, um all diese Einflüsse im Augenblick der Improvisation zu einem gemeinsamen Idiom zu verschmelzen, entwickeln mit einer tiefen, intuitiven Intelligenz der Konversation ein Universum, das gerne melancholisch und dämmrig ist und von lyrischen Blitzen beeindruckender Intensität durchzogen wird. Diese außergewöhnlichen Improvisatoren, die sich jeder egoistischen Versuchung einer auffälligen Virtuosität entziehen und ihre ganze Sensibilität und Beherrschung des Instruments — seine Klangpalette, seine intime Dynamik und seine orchestrale Dimension — einsetzen, um im Klangmaterial einen Raum zu schaffen, in dem die Musik entstehen, atmen und sich entfalten kann. Einer der schönsten Jazz-Piano-CDs der letzten Jahre. © Stéphane Ollivier/Qobuz