Toploader
Wer träumt nicht davon, drei Jahre nach Bandgründung einen Longplayer der eigenen Band in den Regalen sämtlicher Plattenläden wieder zu entdecken? Vielleicht haben auch Toploader davon geträumt, ganz sicher sogar, und um der Geschichte vorzeitig die Spannung zu nehmen: Sie haben es auch tatsächlich geschafft, und das, obwohl "Onka's Big Moka" weder die Neudefinition von Rockmusik darstellt, noch in hypnotischer Manier den Hörer ans Sitzkissen fesselt.
Obwohl das wiederum konsequent gewesen wäre. Das Besondere am äußeren Erscheinungsbild der fünfköpfigen Band aus den englischen Eastbourne ist der sitzende Sänger Joseph Washburn. Das tut er nicht aus Kreuzschmerz lindernden Gründen, nein, er spielt zudem Keyboard-Orgel. Yo. Da fällt selbst gewieften beziehungsweise betagten Musikjournalisten so schnell kein Äquivalent in der Rockgeschichte aus dem Ärmel.
Egal. Joseph singt und spielt Orgel seit er sieben Jahre alt ist, schreibt die Songs und sieht (wie man so liest) gut aus. Bier trinkt er zu allem Überfluss auch gerne und wie es der Deibel will, trifft er 1997 auf drei weitere der Trunkenheit und Musikalität durchaus nicht abgeneigte Kumpane namens Rob (d), Dan (g), Matt (b) und zuletzt Julian (nochmal g).
Voilà, die fünf Freunde aus dem UK-Nest Eastburne spielen sich fortan die Gesäße in kleinen Proberäumen ab, leihen sich für ihren Bandnamen einen Ausdruck für das Drehen von Kräuterzigaretten und treten in so vielen Clubs auf, bis sowohl Sony als auch Paul Wellerauf sie aufmerksam werden.
Die erste Single "Achilles Heel" legt im Mai 1999 den Grundstein für weitere Erfolge. Toploader spielen plötzlich zusammen mit Travis und den Stereophonics. Als auch noch "Let The People Know" chartet, preist die englische Presse das Quartett als "Next Big Thing" in der Tradition Stevie Wonders, Jamiroquais und Supertramps. Letzteren kommt der Toploader-Sound insgesamt auch erheblich näher als dem der Band-Favorites The Charlatans.
Das King Harvest-Cover "Dancing In The Moolight" vom Debüt "Onka's Big Moka" wird Fluch und Segen zugleich: ein Hit, auf den die Band bald reduziert wird. Touren mit Bon Jovi oder Robbie Williams sind ebenfalls Ausdruck davon. Danach geht es erfolgsmäßig eher bergab, 2003 lösen sich Toploader auf.
2009 folgt die Reunion, jedoch erst 2011 die Platte "Only Human". In Deutschland kommt das Album erst Anfang 2013 in die Läden. Toploader haben zu der Zeit bereits eine neue EP im Sack. Dann wird es wieder eine ganze Weile still um die Gruppe, bis 2017 der vierte Langspieler "Seeing Stars" ein Lebenszeichen funkt.
"In 20 Jahren wird man unser Album auflegen können und es wird schlichtweg gut sein", prognostizierte Gitarrist Dan einmal. Wir bleiben gespannt. Hartnäckig genug sind Toploader jedenfalls.
© Laut
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