Sleaford Mods
Minimalistischer als bei den Sleaford Mods kann Postpunk kaum ausfallen. Sänger Jason Williamson und Musiker Andrew Robert Lindsay Fearn kreieren eine wütende Version von Spoken Word-Basslinien-Monotonie, die sich gleichermaßen in Hip Hop-Gefilde wie in Public Image Ltd-Gründe vorwagt.
Die Nottinghamer Kombo findet 2007 zusammen. Williamson, geboren 1970, lässt seinerzeit eine Jugend auf einer Farm hinter sich und sucht nach neuen Wegen, um seine sehr buntgemischten Einflüsse aus Mod-Subkultur, Guns N' Roses, Rave, Wu-Tang Clan und Black Metal unter einen Regenschirm zu bringen.
Das gelingt ihm, als ein Freund empfiehlt, doch einfach über Roni Size-Soundsamples zu rappen. Aus dem ursprünglichen und programmatischen Projektnamen That's Shit, Try Harder wird Sleaford Mods, ein Tribut an die gleichnamige Stadt.
LoFi-Drum-Machine-Beats mischen die Mods mit hämmernder Bassgitarre und Williamsons giftigen, urbritischen Flüchen zu etwas ziemlich Einzigartigem, das mitunter an die schottischen Mclusky erinnert.
Vier Indie-Alben auf A52 Sounds und Deadly Beefburger Records entstehen zwischen 2007 und 2012 gemeinsam mit Instrumentalist Simon Parfrement. Anschließend übernimmt Andrew Fearn (Jahrgang 1971) dessen Job. Schlechtes Timing für Parfrement, denn erst Mitte der 2010er erhalten die Mods endlich die gebührende Aufmerksamkeit.
Ein gefeierter Festivalauftritt besorgt der Band einen Plattenvertrag mit dem Abstrakt-Punklabel Harbinger Sound. Dort erscheint 2013 mit "Austerity Dogs" das erste Album mit regulärem Vertrieb dahinter. Plötzlich feiert die Kritik die Nottinghamer wie absolute Newcomer.
Im Mojo Magazine erhalten Sleaford Mods Zuschreibungen wie "Songs wie verbitterte Hasstiraden". Williamson sprechsingt über Themen wie das moderne Arbeitsleben, übt Kritik an der Starkultur, faucht gegen Kapitalismus und Gesellschaft an. Der Frontmann beruft sich darauf, dass sein schimpfwortgewaltiger Punkvortrag seiner Alltagssprache entspreche, also keineswegs aufgesetzt oder als Provokation gedacht sei.
2015 geht es zusammen mit The Prodigy für deren neues Album "The Day Is My Enemy" ins Studio. Es folgt "Ibiza", eine Abrechnung mit der oberflächlichen Dance-Kultur und posenden Djs, die ihren Mix vom USB-Stick abspielen. Der Albumtitel "Key Markets" orientiert sich an den in den 70er-Jahren populären Supermärkten, die mittlerweile nicht mehr existieren. Kate Bush wird in dem Song "Cunt Make It Up" gedisst: "Musik für Leute, die zu viel Geld haben."
Den ungewöhnlichen Weg aus den Sozialwohnungen hin zu einem viel beachteten Musikphänomen der 10er Jahre zeichnet 2017 die Dokumentation "A Bunch Of Kunst" von der Regisseurin Christine Franz nach. Der Film bekommt positive Kritiken und Iggy Pop nennt die Mods in dem Film "die beste Rock'n'Roll-Band der Welt." Die veröffentlichen unbeeindruckt ihr neues Album "English Tapas", das weiterhin an der Mischung aus wütenden Spoken Word, Punk und Electro festhält.
Zwei Jahre Später erscheint "Eton Alive". Der Albumtitel ist ein Wortspiel aus "Eaten Alive" (Lebendig gefressen) und dem Namen der teuern Privatschule "Eton College". Hier drückten schon die Klassenfeinde Boris Johnson und David Cameron die Schulbank, auch die Royals sendeten ihre Kinder Harry und William auf das elitäre Internat.
In den bekannten Post Punk-Stil mischt sich nun eine Dance-Nummer wie "Kebap Spider" und das melancholische "When You Come Up To Me" ein. Die Mods schütten weiterhin Gift und Galle über die gesellschaftlichen Verhältnisse aus, doch auch die Idles und Graham Coxon werden als "linke Poser" verspottet.
Die Welt scheint endgültig am Arsch zu sein. Nicht nur der Brexit erschüttert England nachhaltig, auch die weltweite Pandemie bringt alles durcheinander. Bestes Futter für die Mods. "Spare Ribs" erscheint mitten im Chaos und gilt als einer der erfolgreichsten Veröffentlichungen des Duos.
Die Jungs sind nicht mehr aufzuhalten und klingen frischer und fitter denn je. Jason und Andrew erstarren auch nicht während des Lockdowns. Im Gegenteil. Sie machen sich kreativ die gesamte Scheiße zu Eigen, die da um sie herum passiert, und gießen es 2023 in das zwölfte offizielle Mods-Album "UK Grim".
Bock auf noch mehr wabernde Dance-Beats und politisch-korrekte Lyrics? Kein Problem. Die Mods haben weitere heilende Songs in ihrem Medizinschrank und dabei stehen Großkonzerne, hirnlose Idioten und rechte Arschlöcher stets im Vordergrund. Im limitierten rosa Vinyl gibt es begleitend zur Europatour im Oktober 2023 die EP "More UK Grim". Good job!
© Laut
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