Santigold
Sie zählt Nina Simone, die Bad Brains, The Cure, die Pixies und die Talking Heads zu ihren großen Einflüssen. Gruppen, auf die wahrscheinlich die wenigsten Zuhörer bei ihrem eigenen Sound kommen würden: Santigold (bis Februar 2009 hört sie auf den Namen Santogold).
Dahinter verbirgt sich die Amerikanerin Santi White, für die künstlerische Vielseitigkeit ein zentrales Anliegen ist: "Ich glaube, dass die Welt bereit ist für Musik, die sich nicht so einfach in Schubladen stecken lässt." Dem ist im Jahr 2008 sicherlich so, Alben von Hercules And Love Affair, Vampire Weekend oder MGMT sprechen eine deutliche Sprache.
Das erste Mal dürften viele Außenstehende die in Philadelphia geborene Sängerin 2007 auf Mark Ronsons Kollabo-Album "Version" vernommen haben, wo White dem The Jam-Song "Pretty Green" ihre Stimme leiht. Die häufigen Vergleiche mit dem Style von M.I.A., die zufälligerweise eine Zeitlang im selben New Yorker Viertel wohnt, sind bereits hier virulent.
Santigolds musikalische Karriere wurzelt jedoch um Einiges tiefer in der Vergangenheit. Zwischen den zwei Alben ihrer in New Yorker Szenekreisen vergötterten Punkband Stiffed und ihrem Soloalbum "Santogold" (2008) liegen Songwritingaufträge für Lily Allen, Ashlee Simpson und die Soul-Sängerin Res aus Philadelphia.
Die Stadt der brüderlichen Liebe, wie ihre Jugendheimat auch genannt wird, verlässt Santi White nach dem Krebstod ihres Vaters in Richtung Brooklyn, um einen Neustart zu planen. Noch kurz vor seinem Ableben gerät er ins Fadenkreuz des FBI, das gegen ihn in seiner Funktion als Berater des städtischen Bürgermeisters wegen Bestechlichkeit ermittelt. Die Tochter verarbeitet diese bittere Erfahrung im Song "You'll Find A Way".
Der Switch und Sinden-Remix zu diesem Song arbeitet sich vor bis an die stets offenen Ohren der Isländerin Björk, die fortan nicht nur in sämtlichen Interviews den Namen Santogold erwähnt, sondern die Amerikanerin auch als Vorgruppe ihres Auftritts im New Yorker Madison Square Garden engagiert.
Mit Produzent, Songwriter und Ex-Stiffed-Basser John Hill macht sich White 2006 an die Arbeiten ihres Debütalbums. Der Kontakt zu Switch kommt über Diplo zustande. Bald hat Santigold fast so viele Freunde um sich versammelt, wie ihre Musik Einflüsse bezieht. Sogar ihrem Lebensgefährten Trevor Andrew reserviert sie einen Feature-Platz.
Ähnlich heterogen erscheint das Ergebnis: Als grundlegender Einfluss dient ihr der Dub in seinen verschiedensten Tempo-Ausprägungen, einmal versetzt mit atemlosen Punk-Riffs, dann mit unheimlich eingängigen Pop-Akkorden, die ihrerseits knackige Bhangra- oder Hip Hop-Beats stützen. Kaum verwunderlich also, dass auch Spank Rock zum engeren Freundeskreis zählt.
Die Wartezeit zum Nachfolger von "Santogold" überbrückt selbige mit unzähligen Features bei Spank Rock, Major Lazer, Amadou & Mariam oder den Beastie Boys.
Noch mehr Wert legt die Sängerin aber auf die Live-Präsenz. Das führt dazu, dass sie die ersten anderthalb Jahre nach der Debüt-Veröffentlichung nahezu komplett auf Tour verbringt: "Ich habe versucht, so viele Orte und Menschen mit meiner Musik zu erreichen, wie irgendwie möglich war. Im Jahr 2010 habe ich angefangen, mich mit neuen Ideen und Songs zu beschäftigen", berichtet sie.
Diplo und Switch haben auf dem im Mai 2012 erscheinenden düsteren Nachfolger "Master Of My Make-Believe" abermals ihre Finger im Spiel. Doch mit jedem ihrer Alben justiert sich Santi White neu. Auf dem 2016 veröffentlichten dritten Longplayer "99 Cents", der unter anderem mit Rostam Batmanglij (Vampire Weekend) und Patrik Berger (Robyn, Lana Del Rey) entsteht, suhlt sie sich im Bubblegum-Pop. Diesen verbindet sie mit bissigen Kommentaren über unser Konsumverhalten und unsere Einstellung zur Kunst.
"Heute wird viel zu viel unter Wert verkauft und Kunst wird als Wegwerfprodukt behandelt", erklärt Santi White im Interview mit dem Rolling Stone. "Gleichzeitig herrscht ein Konsumnarzissmus, wie es ihn so noch nie zuvor gab. Auf den Social-Media-Kanälen vermarkten wir uns wie Produkte, setzen uns in Szene, als wären wir Waren. Alles dreht sich um die eigene Person. Menschen gehen auf Konzerte und machen Fotos von sich selbst, statt sich die Show anzusehen. Ein gutes Foto ist wichtiger als die Stimmung, die man erlebt. Für einen Künstler, der in einer anderen Zeit angefangen hat, ist es schwierig, dabei die Balance zu finden, und es kann sehr frustrierend sein, wenn man plötzlich mehr Energie darauf verwenden muss, sich zu verkaufen, als sie in seine Kunst zu investieren."
2018 entdeckt sie auf dem Mixtape "I Don't Want: The Gold Fire Sessions" den Afrobeat für sich, 2019 ist sie eine der maßgeblichen Stimmen auf dem Meisterwerk "IGOR". 2022 erscheint dann wieder ein eigenes Album, "Spirituals". Düsterer, druckvoller, drahtiger und besser als jemals zuvor.
© Laut
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