Martin Böttcher
Mit seinen Filmmelodien gelangt der in Berlin geborene Musiker, Komponist und Produzent Martin Böttcher zu Weltruhm. Kaum ein deutsches Leinwandepos der 60er, kaum eine Fernsehserie in den 70er Jahren, die nicht auf eine dramatische Untermalung durch Böttchers Streicher setzt. Winnetou und Old Shatterhand galoppieren zu seinen Klängen durch die Steppe, die Kriminalhelden des Edgar Wallace bringen zu seinen Melodien Licht ins Dunkel des Verbrechens und Christian Wolff streift mit Böttchers Sound im Rücken durch die Wälder des "Forsthaus Falkenau".
Zur Welt kommt Martin Böttcher im Berlin der Weimarer Republik, am 17. Juni 1927. Die Musik spielt in den frühen Jahren noch nicht die erste Geige. Das Fliegen hat es dem jungen Böttcher angetan und so landet er mit 17 Jahren, wir schreiben das Jahr 1944, zur Ausbildung bei der Luftwaffe. Um einen Einsatz am Himmel kommt er glücklicherweise dank der in den letzten Kriegsmonaten immer schlimmeren Treibstoffknappheit herum.
Während der folgenden Zeit in Kriegsgefangenschaft vertreibt sich Böttcher die Zeit mit Gitarre spielen und schlägt nach der Rückkehr die Karriere als Musiker ein. In Hamburg spielt er in der Big Band des Norddeutschen Rundfunks, entdeckt seine Liebe zum Jazz und lernt dort auch Hans Last kennen, der wenig später unter seinem Künstlernamen James Last zu Weltruhm gelangt.
Mitte der 50er Jahre lässt Böttcher seine Musikerlaufbahn ruhen und versucht sich als Komponist von Film- und Fernsehmusik. Der Durchbruch gelingt ihm 1957 mit dem Spielfilm "Die Halbstarken", der sich nicht zuletzt dank Horst Buchholz in der Hauptrolle des rebellischen Jugendlichen Freddy Borchert zu einem der Kinohits der jungen Bundesrepublik entwickelt. Schnell folgen weitere Engagements, zum Beispiel für Heinz Rühmanns "Pater Brown"-Filme.
Das erfolgreichste Jahrzehnt des Produzenten und Komponisten Martin Böttcher sind aber die 60er Jahre: Ob bei den international erfolgreichen Winnetou-Filmen oder filmischen Adaptionen der Edgar Wallace-Krimis, Martin Böttcher erweckt die Charaktere auf der Leinwand mit seiner Musik zum Leben, jagt dem Publikum Schauer über den Rücken oder setzt das Happy End luftig und leicht auf musikalischer Ebene um. Auch Oswalt Kolles Aufklärungsfilme machen dank Böttchers Musik doppelt soviel Spaß.
In den folgenden Jahren wendet sich Böttcher verstärkt dem Fernsehen zu, das den Film als visuelles Schrittmachermedium längst abgelöst hat. Unzählige Fernsehserien führen den Berliner bald in ihren Credits. Seien es "Der Alte" oder "Derrick", "Sonderdezernat K 1" oder "Kara Ben Nemsi Efendi"; Böttcher hat überall seine Finger im Spiel und drückt der deutschen Film- und Fernsehlandschaft mit Nachdruck seinen Stempel auf.
Mit "Forsthaus Falkenau" spielt sich Böttcher in den 80er Jahren nochmal in die Herzen eines großen Publikums und erlebt dank der Rückkehr von Winnetou und Pfaffe Braun zum Ende des Jahrtausends einen zweiten Frühling. Den genießt der rüstige Komponist teils auf Sardinien, teils im schweizerischen Lugano. Im Frühsommer 2002 feiert Martin Böttcher seinen 75. Geburtstag und bringt sich drei Jahre darauf mit der Doppel-CD "Die großen Film- und TV-Melodien" wieder ins Gedächtnis. Das Kölner Plattenlabel Diggler Records, das sich auf entspannte 70er Klamotten spezialisiert hat, nimmt Martin Böttcher mit auf den Sampler "Schwabing Affairs" und macht den Komponisten so wieder einem neuen Publikum bekannt.
© Laut
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