Carole King
Mit 18 Mutter, mit 23 als Songwriterin eine zuverlässige Hitschmiede, mit 29 die bis dahin (und für weitere 22 Jahre) weltweit erfolgreichste Solo-Künstlerin. Was Carole King in ihren ersten 30 Jahren erfahren hat, reicht anderen für drei Leben.
Als Carole Klein am 9. Februar 1942 in Brooklyn, New York in eine jüdische Familie geboren, erhält sie bereits im Alter von vier Jahren Klavierunterricht. Als Teenagerin sammelt sie Banderfahrung, bis sie mit 17 am College den Chemiestudenten Gerry Goffin kennen und lieben lernt.
Die Hochzeit folgt auf den Fuß, als King, wie sie sich seit einigen Jahren nennt, ein Kind erwartet. Auf Louise folgt Sherry, doch auch die Anwesenheit zweier Kleinkinder im Haus hält das Paar nicht auf: Nachdem sie 1960 mit "Will You Still Love Me Tomorrow" einen Nummer-Eins-Hit für die Shirelles geschrieben haben, entwickeln sich Goffin/King zum Markenzeichen. "Cryin' In The Rain" (The Everly Brothers), "The Loco-Motion" (Little Eva), "Up On The Roof" (The Drifters) oder "One Fine Day" (The Chiffons) folgen unter vielen anderen.
Die Ehe zerbricht an den zunehmenden Drogenproblemen Goffins. 1967 zieht King mit ihren zwei Kindern nach Los Angeles, wo sie den Bassisten Charles Larkey kennen lernt, den sie 1971 heiratet. Larkey ersetzt Goffin auch als Songschreiber. Der erste Hit aus dieser Zusammenarbeit, "(You Make Me Feel Like) A Natural Woman" geht in der Version von Aretha Franklin um die Welt.
Ab diesem Zeitpunkt will King selbst auf der Bühne stehen. "Writer" (1970) geht mehr oder weniger unter, doch mit ihrem Zweitling "Tapestry" gelingt ihr ein Jahr später eines der erfolgreichsten Alben der Popgeschichte: 15 Wochen auf Platz 1 der US-Charts (einen Rekord, den erst Whitney Houstons Soundtrack zur Schmonzette "Bodyguard" 1993 bricht) und weltweit 25 Millionen verkaufte Exemplare. Außerdem erhält sie vier Grammys, darunter den für die Platte des Jahres.
An diesen Erfolg kann King nicht mehr anknüpfen, trotzdem erreichen die kommenden Alben einmal Multi-Platin, zwei Mal Platin und sechs Mal Goldstatus. Anfang der 80er zieht sie, inzwischen aus dritter Ehe verwitwet, in ein kleines Bergdorf in Idaho und engagiert sich in der Umweltschutzbewegung. Mitte der 1980er nimmt sie eine musikalische Auszeit, bevor sie 1989 mit "City Streets" und Eric Clapton als Gast erneut an die Öffentlichkeit tritt.
Auch bleibt sie als Songschreiberin tätig, unter anderen für Blood, Sweat And Tears, Rod Stewart oder Soraya.
Bei "Colour Of Your Dreams" (1993) hat gar Guns N' Roses-Gitarrist Slash seine Finger im Spiel, auf "Love Makes The World" (2001) versammelt sie gleich eine ganze Riege an Top-Stars: Kenny Edmonds (Babyface), Celine Dione, Wynton Marsalis, Steven Tyler und K.D. Lang.
Im neuen Jahrtausend veröffentlicht sie 2003 ihre Autobiographie, tourt 2007 mit Mary J. Blige und Fergie durch Japan und sammelt reihenweise Auszeichnungen für ihr Lebenswerk. Ihre Konzertreise mit James Taylor 2010 ist eine der erfolgreichsten des Jahres, der Mitschnitt "Live At The Troubadour" erreicht einen beachtenswerten Platz 4 in den US-Charts.
Danach kündigt King an, es ruhiger angehen zu lassen. Zu den wenigen Auftritten seitdem gehört der im Londoner Hyde Park im Juli 2016, als sie vor 65.000 Zuschauern zum ersten Mal "Tapestry" in voller Länge spielt. "Ich kann Carole King nicht genug danken. Ohne sie hätte ich nie begonnen, Lieder zu schreiben", würdigt sie Elton John im Vorspann.
© Laut
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