Jimmy Cliff
"So as sure as the sun will shine / I'm gonna get my share now of what's mine / And then the harder they come the harder they'll fall, one and all."
Jimmy Cliff hat seinen Anteil zweifellos eingestrichen. Mit "The Harder They Come" zementierte er 1972 seinen Legendenstatus. Er gehört zu den Größen, die dem Reggae für alle Zeiten seinen Stempel aufdrücken.
James Chambers erblickt am 1. April 1948 in einem kleinen Dorf St. Catherine auf Jamaika das Licht der Welt. In den Slums aufgewachsen, erhofft er sich von der Großstadt Erfolg den Durchbruch als Popstar. Mit vierzehn Jahren zieht er nach Kingston, um Musik zu machen. Er ändert seinen Namen in Jimmy Cliff und erhofft sich Ruhm für die Zukunft.
Immerhin macht ihn gleich seine erste Single "Daisy Got Me Crazy" zu einer immer noch armen, aber bekannten Figur auf Jamaika. Die Leute kennen Jimmy, doch der Geldsegen bleibt - er kassiert 15 Pfund pro Platte - zunächst aus.
Mit dem befreundeten Leslie Kong bringt er 1963 seine ersten Hits "Hurricane Hattie" und "Dearest Beverly" auf den Ska- und Reggae-Markt. Kong ist überzeugt vom einzigartigen Talent Cliffs, die beiden arbeiten bis zum Tod des Produzenten zusammen. Gemeinsam produzieren sie Kult-Songs wie "Miss Jamaica" und "King Of Kings".
Bei einer der Aufnahmesessions lernt Cliff den jungen Bob Marley kennen. Die beiden beginnen, an moderner Reggae-Musik zu arbeiten. Im Rückblick sinniert der Sänger häufig über die Entwicklung der verschiedenen Spielarten des Reggae aus Ska und Rocksteady.
Plantagenbesitzer Chris Blackwell, der außerdem noch Plattenproduzent und Besitzer des Labels Island ist, überredet den jungen Cliff, den er in einem Tour-Film "This Is Ska" erstmals sieht, nach England überzusiedeln, um dort sein Glück zu versuchen. Das erklärte Ziel des Musikproduzenten: begabte jamaikanische Interpreten nach Großbritannien zu holen, um ihre Musik populär zu machen und der ganzen Welt näher zu bringen.
1964 verwirklicht der Sänger mit der schwermütigen Falsett-Stimme diesen Plan und versucht sein Glück in London. Fünf Jahre später gewinnt er mit seiner Single "Waterfall" aus dem ein Jahr zuvor veröffentlichten Debüt "Hard Way To Travel" das Internationale Song Festival in Brasilien.
Im folgenden Jahr macht "Wonderful World, Beautiful People" den Jamaikaner zu einem international bekannten Musiker. In den britischen Charts erreicht Jimmy Cliff den sechsten Platz, in Amerika steigt er in die Top 25 ein.
Der Anti-Kriegs-Track "Vietnam" schließt an diesen Erfolg an. Weltstar Bob Dylan nennt den Track den besten Protest-Song, den er je gehört habe. Nach allgemeinem Erfolg mit seinen Alben wagt sich Jimmy Cliff 1970 in souligere Gefilde und nimmt die Platte "Another Cycle" auf.
Seine Rolle als schwer bewaffneter Dealer Film im "The Harder They Come" macht ihn 1972 in der amerikanischen Öffentlichkeit bekannt. Er geht mit diesem Streifen als legendärer Künstler und Kämpfer für das arme Jamaika in die Geschichte ein. Die Kritiker überschlagen sich vor Lob.
Ein Jahr später stirbt sein Freund und Produzent Leslie Kong an einem Herzinfarkt. Cliff ist am Boden zerstört, nicht nur, weil er kurz zuvor mit der verstorbenen Vaterfigur, die ihm ins Ausland gefolgt war, den Soundtrack zu diesem ersten international erfolgreichen Film aus Jamaika aufgenommen hat.
Mit dem aufkommenden Reggae-Trend - Paul Simon, Paul McCartney oder Johnny Nash versuchen sich an der ehemals gering geschätzten, als Slum-Sound verschrieenen Musik - findet Jimmy Cliff wieder zu seinen Wurzeln zurück. Später beschreibt er seinen Sound jedoch immer noch als "musikalisch Rock, lyrisch jedoch schwarzer Blues".
Nach mehreren Veröffentlichungen, die "Another Cycle" jedoch nicht das Wasser reichen, konvertiert Jimmy Cliff zum Islam und reist nach Afrika, um zu seinen Wurzeln zu finden. Mit seinem zweiten Album im Jahr 1975, "Follow My Mind", gelangt er erstmals in Amerika an die Spitze der Charts.
Ein mit dem Rolling Stones-Produzenten Andrew Loog Oldham live aufgenommenes Greatest Hits-Album veranlasst den schwarzen Künstler zu ausgiebigen Touren. 1983 nimmt er zusammen mit Kool & The Gang die Grammy-nominierte Scheibe "The Power And The Glory" auf. Doch erst mit "Cliff Hanger" gewinnt der nach Kolumbien Umgesiedelte 1985 den begehrten Preis.
Der Soundtrack zu "Cool Runnings" macht Jimmy Cliff 1993 wieder populär, und auch an der Disney-Verfilmung von "Lion King" wirkt neben Elton John auch der Jamaikaner mit.
Doch es soll nicht bei der Musik bleiben. An der Seite von Robin Williams spielt er im Film "Club Paradise", mit Stephen Segal in "Marked For Death". Außerdem lässt er in den Neunzigern kaum eine Möglichkeit aus, im Fernsehen aufzutreten.
Ein musikalisches Comeback versucht Jimmy Cliff mit der 2004 erscheinenden CD "Black Magic". Natürlich steht der Reggae immer noch im Vordergrund und wirkt dank zeitgemäßer Gaststars wie Sting, Joe Strummer, Wyclef Jean, Annie Lennox und anderen immer noch quicklebendig. Eine Gammy-Nominierung spricht für sich.
Auch, wenn weitere Veröffentlichungen auf sich warten lassen: Jimmy Cliff bleibt umtriebig. Er tourt nahezu ununterbrochen, unter anderem zusammen mit Paul Simon. 2010 zieht er in die Rock And Roll Hall of Fame ein. Auf Jamaika ehrt man ihn seiner Verdienste um Musik und Film wegen mit der höchsten Auszeichnung, die das Land zu vergeben hat: dem Order of Merit.
In Tim Armstrong (Operation Ivy, Rancid) findet Jimmy Cliff endlich angemessenen Ersatz für seinen früheren Produzenten Leslie Kong. Der Ska-Punk-Rocker erweckt den Vibe der 60er Jahre zu neuem Leben. Der gemeinsamen EP "Sacred Fire" von 2011 folgt ein Jahr später das Album "Rebirth".
Dabei hat Jimmy Cliff eine Wiedergeburt nicht die Bohne nötig. Seine Maxime spiegelt sein Tune "One More": "I got one more song I must sing." Einen - und hoffentlich noch viele weitere.
© Laut
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