Holy Fuck
"Nothing you've ever heard before", proklamiert die Holy Fuck-MySpace-Seite. Womit sie nur fast Recht haben. Denn rein akustisch sind die Kanadier bloß beinahe unverwechselbar.
Treibende monotone Rhythmusabteilung, pochende Casio-Keyboards, Vocals nur vollverzerrt im Hintergrund. Das kennt der Kenner so oder so ähnlich von Avantgarde-Elektro-Rockern wie !!!, Battles und Trans Am. Was schließlich immerhin noch fast so gut wie einzigartig klingt.
Unterdessen ist es die Entstehung dieses Sounds, die ohne Zweifel unter "A" wie "Außerordentlichkeit" verbucht gehört. Denn während genannte Sippschaft mal mehr, mal weniger ausgiebig auf das große Helferlein Laptop zurückgreift, funktioniert Graham Walshs und Brian Borcherdts Elektro wirklich ausschließlich analog.
Holy Fuck erwecken seit Anbeginn anno 2004 den Eindruck eines elektronischen Rockacts. Tatsächlich handelt es sich bei ihren minimalistischen Synth-Gerüsten, so sehr sie auch nach Sequencer-Geburt schmecken mögen, um spontan eingespielte Improvisationskunst. Ohne jede Probesession entstehen aus dem rohen Livemoment kaum weniger ungeschliffene Stücke.
Dumm nur, dass sich die Hauptakteure, live um zahlreiche Mitmusiker ergänzt, fast schon zuwenig mit Computern beschäftigen. Denn während des Aufnahmeprozesses zum zweiten Album, der via PC dokumentiert wird, passiert der Daten-GAU: Die Festplatte stürzt ab und reißt ein Gros der Aufnahmen ins digitale Nirwana.
Holy Fuck verzagen allerdings nicht, sondern greifen auf ein Live-Recording eines Konzerts mit den Nachbarn von !!! zurück. Jene Auftritte verschaffen den Digital-Gauklern sehr bald den Ruf einer formidablen Live-Band.
Nicht ohne Grund verbuchen sie Einladungen zu renommierten Festivals wie Coachella, All Tomorrow's Parties und Glastonbury, CMJ und SXSW. Lo-Fi-Pseudo-Elektro-Noise aus Toronto: Das gab es in solcher Konsequenz nämlich augen- und ohrenscheinlich noch nie.
© Laut
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