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"Good evening, come in, come in. We have a guest for you." Auf diesen Satz mussten Townsend-Jünger sieben Jahre warten. Kein Wunder, vierdimesionale Puppen haben vermutlich eine andere Zeitwahrnehmung als wir. Doch eine uns allen wohlbekannte extraterrestrische Lebensform befindet sich noch immer auf der Suche nach der ultimativen Tasse Kaffee. Noch egoistischer, noch durchtriebener, noch fieser – auch besser? Herzlich willkommen zurück, Ziltoid!
Bevor Devin Townsend sein wunderhübsches Alien zum zweiten Mal auf unseren Planeten loslässt, serviert er eine Vorspeise. Das Motto "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen" begleitet den Maestro ja bereits seit einigen Jahren. "Ki" und "Addicted", "Deconstruction" und "Ghost", "Epicloud" und "Epiclouder", "Casualties Of Cool" und "Ghost II". Nun also – unter dem Banner "Z²" zusammengefasst – "Sky Blue" und "Dark Matters".
Bei Erstgenanntem handelt es sich um ein Ziltoid-unabhängiges DTP-Album. Dieses schließt in vielerlei Hinsicht an "Epicloud" an. Man nehme "Grace", kippe noch eine gehörige Schippe Bombast, Komplexität und Spaceiness obendrauf und voilà: "Sky Blue". Anneke Van Giersbergen ist einmal mehr für die weiblichen Vocals zuständig und bekommt noch mehr Freiräume als bisher.
Die Tracks sind strukturell erneut recht einfach gehalten. Devin knallt seinen Hörern von Beginn an und so gut wie ohne Pause die volle Ladung Epik und Kitsch vor den Latz. Teilweise übertreibt er es dabei auch. Auf Dauer fehlt leider die Abwechslung und die bis zum Anschlag vollgepackten Arrangements überrollen den Hörer über weite Strecken einfach. Manchmal sollte sich vielleicht auch ein Devin Townsend das Sprichwort "Weniger ist mehr" zu Herzen nehmen.
Außerdem fehlen "Sky Blue" in gewisser Hinsicht auch einige auf Anhieb zündende Hits. Ohrwurm-Garanten wie das durchgeknallte "Lucky Animals" sucht man vergebens. Der berühmt-berüchtigte erste Eindruck beruht diesmal vor allem auf einer alles niederwalzenden Wall Of Sound. Sogar ruhigere Stücke wie "A New Reign" oder "Rain City" kollabieren fast unter der Produktionslast. Im Titeltrack schlägt dann plötzlich ein Plastikpop-Beat zu. Grenzen kennt der Mad Professor nach wie vor keine – und das ist auch gut so.
In der zweiten Hälfte kommt mit "Silent Militia" dann endlich der lang erwartete Kracher. Beim ersten Hören noch im Soundoverkill untergegangen, entwickelt er sich zum brachialen Rhythmusmonster und weckt Erinnerungen an eine grüne Handpuppe. Stimmt, die gibts ja auch noch. Gleich ist es soweit.
Vorher glockenläutet "Forever" aber noch den ersten Universal Choir-Track "Before We Die" ein. Per Internet-Upload trugen rund 2.000 Fans zum Gelingen des Projektes bei, indem sie eine ausgewählte Passage des Songs einsangen. Coole Sache, cooles Lied. Live dürfte "Before We Die" zu einem Show-Höhepunkt avancieren. "Though we are young / We've never had a place for us / Never had the time" – Stadien dieser Welt, bitte hört euch das an. Okay, okay, noch ein Hit.
Jetzt wirds aber langsam wirklich Zeit. Gar lieblich bringt Anneke "Sky Blue" im Weihnachtschorgewand zu Ende. Alles klar, CD-Wechsel ist angesagt.
"Good evening" – "Aaaahh aaaahh aaaah aaaahh aaahh" - "Indeeeeeed" - "Mommy, mommy! Is he really here?!" Yeeeees, he is. Herrliche Musical-Chöre eröffnen das Hauptprogramm. Townsend würzt die netten Harmonien mit etwas Chaos und stimmt den zweiten Universal Choir-Part an: "Ziltoid, you're on the air!"
Ziltoid ist also zu Gast in einer TV-Show. Die Menschheit sieht unseren Hauptprotagonisten mittlerweile als Gottheit an. Der zerstörungswütige Außerirdische plant derweil schon die nächste Intrige. Zu allem Überfluss mischt sich auch noch eine Kriegsprinzessin mit Domina- und Mutterinstinkten ein und attackiert mit ihrer Poozer-Armee die Erde. Sämtliche Voraussetzungen für ein neuerliches Sci-Fi-Trash-Spektakel sind also gegeben.
Im Aufbau folgt Townsend dem Prinzip des ersten Teils seines Ziltoid-Epos. Regelmäßig unterbrechen Spoken Word-Passagen die komplex und überbordend arrangierten Kompositionen. So treibt Devin seine abgedrehte Story voran, während er in den Songs musikalisch wie lyrisch verstärkt auf Repetition setzt.
Allein durch seine Musik lässt Townsend das von ihm geschaffene Omniversum vor dem inneren Auge erstehen. Teilweise sogar besser als dies manche Filme vermögen. Die Poozers – eine Art intergalaktische Minions – wuseln sich mit nervtötender "mimimi"-Artikulation durchs Drehbuch, Michael Bay dürfte vor Neid erblassen, wenn er Ziltoids Planet Smasher-Beschwörung hört.
In all dem Bombast kann Hevy Devy natürlich nicht widerstehen, einigen persönlichen Vorbildern zu huldigen. Den Einfluss der "West Side Story" gab er schon in einigen Interviews zu Protokoll. In "March Of The Poozers" baut er zudem eindeutige Referenzen an "Star Wars" und den legendären "The Imperial March" ein. Nicht einmal "Cats" verschont er.
Insgesamt ist das Neuwerk zugunsten klarerer, aufpolierter Strukturen etwas weniger abgedreht als "Ziltoid The Omniscient". Doch wer das 2007-Release mochte und dementsprechend etwas mit Devins Humor anfangen kann, wird auch "Dark Matters" lieben. Zwar fehlt der Originalitätsbonus. Trotzdem versteht es Ziltoid noch immer, bestens zu unterhalten. Zumal Townsend den inzwischen wohl zur Gewohnheit gewordenen Balanceakt zwischen infantiler Comedy, Aggressivität, Wahnsinn sowie einem Schuss Philosophie und Zeitgeist wieder nahezu perfekt meistert.
Einen Cliffhanger gibts selbstverständlich obendrauf. Vorbei ist Ziltoids Reise, wie es aussieht, also noch lange nicht. Die Trilogie bahnt sich an. Und wie das immer so ist: der Übergangsteil ist meist durchaus sehr gut gemacht, steht allerdings oft im Schatten von Anfang und Ende. Auch ein Devin Townsend scheint sich diesem Klischee anzunähern. Aber damit spielt der Kanadier ja bekanntlich am liebsten. To be continued.
© Laut
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Devin Townsend Project, Associated Performer, Main Artist - Devin Townsend, Author, Composer, Producer
(P) 2014 HevyDevy Records. Issued under license from HevyDevy Records to InsideOutMusic
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DISC 2
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Devin Townsend Project, Associated Performer, Main Artist - Devin Townsend, Author, Composer, Producer - Dominique Lenore Persi, Author
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Albumbeschreibung
"Good evening, come in, come in. We have a guest for you." Auf diesen Satz mussten Townsend-Jünger sieben Jahre warten. Kein Wunder, vierdimesionale Puppen haben vermutlich eine andere Zeitwahrnehmung als wir. Doch eine uns allen wohlbekannte extraterrestrische Lebensform befindet sich noch immer auf der Suche nach der ultimativen Tasse Kaffee. Noch egoistischer, noch durchtriebener, noch fieser – auch besser? Herzlich willkommen zurück, Ziltoid!
Bevor Devin Townsend sein wunderhübsches Alien zum zweiten Mal auf unseren Planeten loslässt, serviert er eine Vorspeise. Das Motto "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen" begleitet den Maestro ja bereits seit einigen Jahren. "Ki" und "Addicted", "Deconstruction" und "Ghost", "Epicloud" und "Epiclouder", "Casualties Of Cool" und "Ghost II". Nun also – unter dem Banner "Z²" zusammengefasst – "Sky Blue" und "Dark Matters".
Bei Erstgenanntem handelt es sich um ein Ziltoid-unabhängiges DTP-Album. Dieses schließt in vielerlei Hinsicht an "Epicloud" an. Man nehme "Grace", kippe noch eine gehörige Schippe Bombast, Komplexität und Spaceiness obendrauf und voilà: "Sky Blue". Anneke Van Giersbergen ist einmal mehr für die weiblichen Vocals zuständig und bekommt noch mehr Freiräume als bisher.
Die Tracks sind strukturell erneut recht einfach gehalten. Devin knallt seinen Hörern von Beginn an und so gut wie ohne Pause die volle Ladung Epik und Kitsch vor den Latz. Teilweise übertreibt er es dabei auch. Auf Dauer fehlt leider die Abwechslung und die bis zum Anschlag vollgepackten Arrangements überrollen den Hörer über weite Strecken einfach. Manchmal sollte sich vielleicht auch ein Devin Townsend das Sprichwort "Weniger ist mehr" zu Herzen nehmen.
Außerdem fehlen "Sky Blue" in gewisser Hinsicht auch einige auf Anhieb zündende Hits. Ohrwurm-Garanten wie das durchgeknallte "Lucky Animals" sucht man vergebens. Der berühmt-berüchtigte erste Eindruck beruht diesmal vor allem auf einer alles niederwalzenden Wall Of Sound. Sogar ruhigere Stücke wie "A New Reign" oder "Rain City" kollabieren fast unter der Produktionslast. Im Titeltrack schlägt dann plötzlich ein Plastikpop-Beat zu. Grenzen kennt der Mad Professor nach wie vor keine – und das ist auch gut so.
In der zweiten Hälfte kommt mit "Silent Militia" dann endlich der lang erwartete Kracher. Beim ersten Hören noch im Soundoverkill untergegangen, entwickelt er sich zum brachialen Rhythmusmonster und weckt Erinnerungen an eine grüne Handpuppe. Stimmt, die gibts ja auch noch. Gleich ist es soweit.
Vorher glockenläutet "Forever" aber noch den ersten Universal Choir-Track "Before We Die" ein. Per Internet-Upload trugen rund 2.000 Fans zum Gelingen des Projektes bei, indem sie eine ausgewählte Passage des Songs einsangen. Coole Sache, cooles Lied. Live dürfte "Before We Die" zu einem Show-Höhepunkt avancieren. "Though we are young / We've never had a place for us / Never had the time" – Stadien dieser Welt, bitte hört euch das an. Okay, okay, noch ein Hit.
Jetzt wirds aber langsam wirklich Zeit. Gar lieblich bringt Anneke "Sky Blue" im Weihnachtschorgewand zu Ende. Alles klar, CD-Wechsel ist angesagt.
"Good evening" – "Aaaahh aaaahh aaaah aaaahh aaahh" - "Indeeeeeed" - "Mommy, mommy! Is he really here?!" Yeeeees, he is. Herrliche Musical-Chöre eröffnen das Hauptprogramm. Townsend würzt die netten Harmonien mit etwas Chaos und stimmt den zweiten Universal Choir-Part an: "Ziltoid, you're on the air!"
Ziltoid ist also zu Gast in einer TV-Show. Die Menschheit sieht unseren Hauptprotagonisten mittlerweile als Gottheit an. Der zerstörungswütige Außerirdische plant derweil schon die nächste Intrige. Zu allem Überfluss mischt sich auch noch eine Kriegsprinzessin mit Domina- und Mutterinstinkten ein und attackiert mit ihrer Poozer-Armee die Erde. Sämtliche Voraussetzungen für ein neuerliches Sci-Fi-Trash-Spektakel sind also gegeben.
Im Aufbau folgt Townsend dem Prinzip des ersten Teils seines Ziltoid-Epos. Regelmäßig unterbrechen Spoken Word-Passagen die komplex und überbordend arrangierten Kompositionen. So treibt Devin seine abgedrehte Story voran, während er in den Songs musikalisch wie lyrisch verstärkt auf Repetition setzt.
Allein durch seine Musik lässt Townsend das von ihm geschaffene Omniversum vor dem inneren Auge erstehen. Teilweise sogar besser als dies manche Filme vermögen. Die Poozers – eine Art intergalaktische Minions – wuseln sich mit nervtötender "mimimi"-Artikulation durchs Drehbuch, Michael Bay dürfte vor Neid erblassen, wenn er Ziltoids Planet Smasher-Beschwörung hört.
In all dem Bombast kann Hevy Devy natürlich nicht widerstehen, einigen persönlichen Vorbildern zu huldigen. Den Einfluss der "West Side Story" gab er schon in einigen Interviews zu Protokoll. In "March Of The Poozers" baut er zudem eindeutige Referenzen an "Star Wars" und den legendären "The Imperial March" ein. Nicht einmal "Cats" verschont er.
Insgesamt ist das Neuwerk zugunsten klarerer, aufpolierter Strukturen etwas weniger abgedreht als "Ziltoid The Omniscient". Doch wer das 2007-Release mochte und dementsprechend etwas mit Devins Humor anfangen kann, wird auch "Dark Matters" lieben. Zwar fehlt der Originalitätsbonus. Trotzdem versteht es Ziltoid noch immer, bestens zu unterhalten. Zumal Townsend den inzwischen wohl zur Gewohnheit gewordenen Balanceakt zwischen infantiler Comedy, Aggressivität, Wahnsinn sowie einem Schuss Philosophie und Zeitgeist wieder nahezu perfekt meistert.
Einen Cliffhanger gibts selbstverständlich obendrauf. Vorbei ist Ziltoids Reise, wie es aussieht, also noch lange nicht. Die Trilogie bahnt sich an. Und wie das immer so ist: der Übergangsteil ist meist durchaus sehr gut gemacht, steht allerdings oft im Schatten von Anfang und Ende. Auch ein Devin Townsend scheint sich diesem Klischee anzunähern. Aber damit spielt der Kanadier ja bekanntlich am liebsten. To be continued.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 2 Disc(s) - 23 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 01:57:05
- Künstler: Devin Townsend
- Komponist: Devin Townsend
- Label: InsideOutMusic
- Genre: Pop/Rock Pop
(P) 2014 HevyDevy Records · Issued under license from HevyDevy Records to InsideOut Music
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