Méhul: Symphony No. 1 - Beethoven: Symphony No. 3 "Eroica"

Albumbeschreibung

Beethoven fiel nicht vom Himmel – so ungefähr lautet das Motto zur ersten CD der Solistes Européens aus Luxemburg für das Label Rubicon. Christoph König, seit 2010 Chefdirigent des Orchesters, wollte aufzeigen, dass Beethoven durchaus von seinen Zeitgenossen beeinflusst wurde – vor allem von Komponisten aus der Zeit der Französischen Revolution. Und so findet sich auf dieser Einspielung neben der „Eroica“ auch die erste Sinfonie von Étienne-Nicolas Méhul, der heute in erster Linie als Schöpfer von Opern bekannt ist und dessen Musik Beethoven durchaus schätzte. Hört man die Sinfonie, versteht man, warum: Überraschungen und Wagnisse harmonischer und instrumentationstechnischer Art finden sich allenthalben – etwa im Pizzicato-Beginn des dritten Satzes, aber auch in der ständigen Ambivalenz zwischen Drama und übermütigem Witz im Finale. Auch wenn das thematische Material selbst vielleicht nicht immer übermäßig originell genannt werden kann: Was Méhul daraus macht, ist oft genug phänomenal. Man hört dem Orchester, das seit knapp vierzig Jahren besteht, den Spaß an, diese sträflich unterrepräsentierte Musik zum Leben zu erwecken. Und die „Eroica“? Auch hier zeigt sich die hohe Qualität, die sich dieser Klangkörper inzwischen angeeignet hat. Christoph König leitet eine Interpretation, die man – ohne pejorativen Unterton – beinahe als altmodisch bezeichnen kann: keine Zugeständnisse an die Historische Aufführungspraxis, wie sonst heute im klassischen Repertoire üblich, dafür fließende Tempi und lebendige Artikulation sowie sorgfältige Staffelung der Klanggruppen. Die Aufführung (live aufgenommen) braucht allerdings ein wenig, um in Fahrt zu kommen; von den Konflikten, wie sie die Durchführung des Kopfsatzes bestimmen, ist wenig zu spüren. Umso mehr beeindruckt dann die souveräne Gestaltung des Finales.
© Schulz, Thomas / www.fonoforum.de