Funeral Music from Gottorf

Albumbeschreibung

Anthologien zur Musik an kleineren Höfen besitzen nach wie vor eher Seltenheitswert. Dabei konnten im 17. und zum Teil noch im 18. Jahrhundert einige von diesen durchaus mit Dresden und Wien gleichziehen, zumindest was das Musikleben betraf. Der Gottorfer Hof (bei Schleswig) bietet gegenüber dem kulturell allerdings noch bedeutsameren Hof von Wolfenbüttel einen entscheidenden Vorteil: Die dort seinerzeit musizierten Werke sind zum größten Teil erhalten. Dies verdankt sich auch der Musiksammlung des zeitweiligen Hofkapellmeisters in Gottorf, Georg Österreich, der in dieser Anthologie entsprechend prominent vertreten ist. Seine beiden umfangreichen und durchaus originellen (man höre nur die Choräle) Trauerkonzerte bieten eine willkommene Ergänzung zu seinen bereits in der gleichen Serie erschienenen Psalmen und Kantaten. Ähnlich lohnend sind die beiden Kompositionen von Johann Philipp Förtsch; auch von ihm sind einige geistliche Werke bereits in der Reihe vorgestellt worden. Musikalisch nicht ganz auf Augenhöhe verliert sich das Geistliche Konzert von Michael Österreich, einem Bruder von Georg, ein wenig zu sehr in plakativen Wort-Ton-Beziehungen. Insbesondere die hier vorgelegten Begräbnismusiken sind in den Händen von Manfred Cordes sehr gut aufgehoben. Nicht nur weil er sich bereits mit Förtsch und Georg Österreich ausgiebiger beschäftigt hat, sondern auch weil ihm allzu starke (musikalische) Gefühlsausbrüche weniger liegen als die Gestaltung großer Linien. Bei der ohnehin schon starken Affektgeladenheit der Kompositionen macht dies ganz besonders Sinn. So ergreifen gleichwohl zahlreiche Passagen – vielleicht gerade weil sie souverän, zugleich aber mit der nötigen Natürlichkeit dargeboten werden. Complimenti! Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft auf gleichem Niveau noch mehr Gottorfer Musikmaterial präsentiert wird.
© Emans, Reinmar / www.fonoforum.de