Doubtless

Albumbeschreibung

Das Ganze erinnert an eine Saxofon-Love-Story. Auf der aktuellen Platte des slowenischen Tenorsaxofonisten Jure Pukl, der sich mit seiner Spielweise auch in der New Yorker Szene einen Namen machte, spielt Melissa Aldana mit. Seit kurzem ist die aus Santiago stammende chilenische Musikerin mit dem Leader verheiratet. Auch sie spielt Tenorsaxofon, wobei sie kein Geheimnis daraus macht, dass in ihren Chorussen Erinnerungen an die figurenreichen Auslegungen von Modern-Jazz-Giganten wie Sonny Rollins ebenso mitschwingen wie die zeitgemäße musikalische Dialektik von Saxofonisten wie Chris Potter und Mark Turner.
Dass Aldana mit dieser Konzeption bei Pukl einen musikalischen Seelenverwandten fand, zeigt sich in jedem Stück der abwechslungsreich gestalteten Aufnahme-Session. Er bringt es mit dem Statement auf den Punkt: „Ich kenne nicht viele Saxofon-Paare, die gerne gemeinsam auftreten, aber bei mir und Melissa ist es das Gegenteil – es fühlt sich natürlich an, wir haben ein ähnliches Tenor-Vokabular, und diese Energie verbindet uns“. Wie sich die beiden mit überschwänglichen Saxofon-Linien in „Doubtless“ und „Intersong“ annähern, bis sie zu den Themen vorstoßen, wirkt wie eine spannende Ankündigung für die nachfolgenden Improvisationen. Ebenso ereignisreich fallen das unisono vorgetragene „Doves“ und das von Joe Sanders mit einem prägnanten Bass-Intro startende „Where Are You Coming From“ aus.
In ihren Soli reizen die Saxofonisten flexibel das tonale Spektrum ihrer Instrumente aus, mit dem im tiefen Register vollen, warmen und im hohen gleißend hellen Klang. Ihre kreative Übereinkunft wird durch den magischen Drive der Rhythmusgruppe noch beflügelt. Speziell in dem die Session beendenden „Bad Year – Good Year“ wird durch die Interaktionen des Bassisten mit dem Drummer Gregory Hutchinson dieser Gruppenzusammenhalt besonders hervorgehoben.

© Filtgen, Gerd / www.fonoforum.de