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An All Them Witches führt seit einer Weile kaum mehr ein Weg vorbei, steht man auf psychedelischen Rock. Vom Geheimtipp mauserten sich die entschleunigten Amerikaner zum Headliner einschlägiger Genre-Festivals - ein Spiegel der eingegroovten Einheit, die die Band mittlerweile darstellt. Folgerichtig benennen All Them Witches ihr fünftes Album nach sich selbst und demonstrieren die gesamte Bandbreite: von verschroben aber straight rockend über schweren Blues und progressive Anleihen bis hin zu bewusstseinserweiternden Jams.
Den Abgang von Keyboarder Allan Van Cleave im Frühling dieses Jahres verkraftete das Quartett ohne Verlust an Qualität - wohl aber an Dominanz der Tastensounds. Der Neue, Jonathan Draper, spielt zurückhaltender, schmiegt sich im Mix enger an die Gitarre als sein Vorgänger. "Half-Tongue" wird sein Paradestück: Beinahe unscheinbar wirkt sein Beitrag anfangs, je länger man zuhört, desto mehr begreift man, wie wichtig der von ihm gewobene warme Klangteppich für das Stück aber ist. Gegen Ende hat er auch einen kurzen Solospot - und agiert ebenso bescheiden und songdienlich wie zuvor. Die Schnörkel überlässt er Gitarrist Ben McLeod.
Deieser strahlt besonders im Beinahe-Elfminüter "Harvest Feast". Was als klassische Bluesnummer beginnt, die die sanften Anschläge B.B. Kings in Erinnerung ruft, mündet in herrlich verträumte Psychedelic-Flächen. McLeod spielt gefühlvoll mit Delay-Pedal und Skalen, um am Ende eine Noise-Wand einzuschieben. Das wird ein Live-Highlight, versprochen.
Solchen eher zarten Klängen steht "Fishbelly 86 Onions" gegenüber. Der Albumopener steht als widerborstiges Riffbiest da, dessen ungewöhnliche Betonungen die Band mit monotoner Penetranz ins Ohr drückt. Dabei schimmert eine gewisse Punk-Attitüde durch, besonders als Sänger Charles Michael Parks Jr. in einer kurzen Songpause atemlos zählt: "1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20 – Go find you a girl to steal all your money! Go find you a boy to rob your health!". Für manche dürfte "Fishbelly 86 Onions" eine der Schwachstellen des Albums sein, verliert der Song aufgrund des repetitive Riffings doch viel von der harmonischen Variabilität, die die Band ansonsten auszeichnet. In punkto Coolness steht die verschrobene Nummer allerdings ganz vorn.
Um lyrischen Inhalt braucht man sich auf "ATW" freilich nicht groß zu kümmern. Wahrscheinlich verzichtete die Band aus gutem Grund aufs Abdrucken der Texte im Booklet. Manchmal wirkt es, als würde sich Parks schlicht einige Wörter aus der Rock'n'Roll-Fibel zusammenklauben, deren Phrasierung am besten zur jeweiligen Gesangslinie passen. Hauptsache Vokale. Hauptsache ein bisschen Dreck. Etwas von der Düsternis eines Tom Waits schimmert hie und da durch. Stärker erinnert Parks Vortrag aber an alten Delta Blues – insbesondere beim spartantisch instrumentierten "HJTC".
Von Album zu Album schafft es Parks außerdem immer besser, die Sogkraft seiner Stimme in Szene zu setzen. Er lässt sich viel Zeit für jede einzelne Zeile, pausiert oft - gespannt wartet man auf jedes weitere Wort. Text spielt aber auch hier keine Rolle, man möchte einfach wissen, wie er die Melodielinie fortsetzt. In "Workhorse" belohnt er dies mit einem Chant-tauglichen Refrain. Einen ähnlich befreienden Höhepunkt wünscht man sich auch für "Diamond". Leider verweigert ihn die Band. Das tut umso mehr weh, da der durch superben Spannungsaufbau und einem in tiefen Lagen lauernden Parks überzeugende Song mit der richtigen Klimax einer der Übersong der All Them Witches-Diskographie hätte werden können.
Aber es gibt auch so genug zu entdecken auf "ATW". Zum Abschluss sogar noch die Pink Floyd-Hommage "Rob's Dream". Ohnehin sollte man sich wohl nicht zu sehr auf Einzelsongs fixieren, sondern diese als Puzzleteile sehen, die zusammen einen guten Überblick des Schaffens von All Them Witches' geben. Wohl auch deswegen ersetzt die Band auf dem Backcover die Songtitel durch Farbkleckse. Warum um Namen und Strukturen kümmern, wenn es doch eigentlich nur um die Musik geht?
© Laut
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All Them Witches, Composer, MainArtist - All Them Witches Publishing (BMI) / New West Independent Music Publishing (BMI), MusicPublisher
2018 New West Records, LLC 2018 All Them Witches Publishing (BMI) / New West Independent Music Publishing (BMI)
All Them Witches, Composer, MainArtist - All Them Witches Publishing (BMI) / New West Independent Music Publishing (BMI), MusicPublisher
2018 New West Records, LLC 2018 All Them Witches Publishing (BMI) / New West Independent Music Publishing (BMI)
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2018 New West Records, LLC 2018 All Them Witches Publishing (BMI) / New West Independent Music Publishing (BMI)
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2018 New West Records, LLC 2018 All Them Witches Publishing (BMI) / New West Independent Music Publishing (BMI)
Albumbeschreibung
An All Them Witches führt seit einer Weile kaum mehr ein Weg vorbei, steht man auf psychedelischen Rock. Vom Geheimtipp mauserten sich die entschleunigten Amerikaner zum Headliner einschlägiger Genre-Festivals - ein Spiegel der eingegroovten Einheit, die die Band mittlerweile darstellt. Folgerichtig benennen All Them Witches ihr fünftes Album nach sich selbst und demonstrieren die gesamte Bandbreite: von verschroben aber straight rockend über schweren Blues und progressive Anleihen bis hin zu bewusstseinserweiternden Jams.
Den Abgang von Keyboarder Allan Van Cleave im Frühling dieses Jahres verkraftete das Quartett ohne Verlust an Qualität - wohl aber an Dominanz der Tastensounds. Der Neue, Jonathan Draper, spielt zurückhaltender, schmiegt sich im Mix enger an die Gitarre als sein Vorgänger. "Half-Tongue" wird sein Paradestück: Beinahe unscheinbar wirkt sein Beitrag anfangs, je länger man zuhört, desto mehr begreift man, wie wichtig der von ihm gewobene warme Klangteppich für das Stück aber ist. Gegen Ende hat er auch einen kurzen Solospot - und agiert ebenso bescheiden und songdienlich wie zuvor. Die Schnörkel überlässt er Gitarrist Ben McLeod.
Deieser strahlt besonders im Beinahe-Elfminüter "Harvest Feast". Was als klassische Bluesnummer beginnt, die die sanften Anschläge B.B. Kings in Erinnerung ruft, mündet in herrlich verträumte Psychedelic-Flächen. McLeod spielt gefühlvoll mit Delay-Pedal und Skalen, um am Ende eine Noise-Wand einzuschieben. Das wird ein Live-Highlight, versprochen.
Solchen eher zarten Klängen steht "Fishbelly 86 Onions" gegenüber. Der Albumopener steht als widerborstiges Riffbiest da, dessen ungewöhnliche Betonungen die Band mit monotoner Penetranz ins Ohr drückt. Dabei schimmert eine gewisse Punk-Attitüde durch, besonders als Sänger Charles Michael Parks Jr. in einer kurzen Songpause atemlos zählt: "1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20 – Go find you a girl to steal all your money! Go find you a boy to rob your health!". Für manche dürfte "Fishbelly 86 Onions" eine der Schwachstellen des Albums sein, verliert der Song aufgrund des repetitive Riffings doch viel von der harmonischen Variabilität, die die Band ansonsten auszeichnet. In punkto Coolness steht die verschrobene Nummer allerdings ganz vorn.
Um lyrischen Inhalt braucht man sich auf "ATW" freilich nicht groß zu kümmern. Wahrscheinlich verzichtete die Band aus gutem Grund aufs Abdrucken der Texte im Booklet. Manchmal wirkt es, als würde sich Parks schlicht einige Wörter aus der Rock'n'Roll-Fibel zusammenklauben, deren Phrasierung am besten zur jeweiligen Gesangslinie passen. Hauptsache Vokale. Hauptsache ein bisschen Dreck. Etwas von der Düsternis eines Tom Waits schimmert hie und da durch. Stärker erinnert Parks Vortrag aber an alten Delta Blues – insbesondere beim spartantisch instrumentierten "HJTC".
Von Album zu Album schafft es Parks außerdem immer besser, die Sogkraft seiner Stimme in Szene zu setzen. Er lässt sich viel Zeit für jede einzelne Zeile, pausiert oft - gespannt wartet man auf jedes weitere Wort. Text spielt aber auch hier keine Rolle, man möchte einfach wissen, wie er die Melodielinie fortsetzt. In "Workhorse" belohnt er dies mit einem Chant-tauglichen Refrain. Einen ähnlich befreienden Höhepunkt wünscht man sich auch für "Diamond". Leider verweigert ihn die Band. Das tut umso mehr weh, da der durch superben Spannungsaufbau und einem in tiefen Lagen lauernden Parks überzeugende Song mit der richtigen Klimax einer der Übersong der All Them Witches-Diskographie hätte werden können.
Aber es gibt auch so genug zu entdecken auf "ATW". Zum Abschluss sogar noch die Pink Floyd-Hommage "Rob's Dream". Ohnehin sollte man sich wohl nicht zu sehr auf Einzelsongs fixieren, sondern diese als Puzzleteile sehen, die zusammen einen guten Überblick des Schaffens von All Them Witches' geben. Wohl auch deswegen ersetzt die Band auf dem Backcover die Songtitel durch Farbkleckse. Warum um Namen und Strukturen kümmern, wenn es doch eigentlich nur um die Musik geht?
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 8 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:51:52
- Künstler: All Them Witches
- Komponist: All Them Witches
- Label: New West Records
- Genre: Metal
2018 New West Records, LLC 2018 All Them Witches Publishing (BMI) / New West Independent Music Publishing (BMI)
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