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Ein halbes Jahrhundert im Showbiz und 40 Jahre im Plattengeschäft. Hat Westernhagen mit Studioalbum Nr. 19 - dem "Alphatier" - noch etwas zu sagen? Die Antwort lautet: Ja! Mit erdiger Brachialität und zarten Momenten definiert er lässig den Unterschied zwischen anachronistisch und altmodisch. Zeitlos ja, aber nicht rückwärts gewandt.
Für Deutschlands Musikszene war er schon immer der Jesus vom Dienst. Die einen projizierten ihn in ihrer Anbetung gern in Theo Gromberg oder einen Stadion-Messias hinein. Andere kreuzigten ihn als angeblich arroganten Schickeria-Fetischisten. Bei beiden Zerrbildern bleibt gern auf der Strecke, was für ein hervorragender Songwriter der mittlerweile 65-jährige Düsseldorfer eigentlich ist. Sein angeborenes Talent zum Straßenköter zelebriert er hier in einem erfrischend dreckigen Dutzend Lieder.
Die Produktion kommt druckvoll, mitunter recht sleazy aus der Ecke. Von Anfang an eingefügte Stereospielereien setzen vor allem die fettsträhnige Gitarre von Kevin Bents gekonnt in Szene ("Hereinspaziert, Hereinspaziert"). Altrocker? Fuck off! Die komplett international besetzte Band besteht aus Meistern ihre Fachs, die dem dürren Hering ordentlich Speck auf die Soundrippen bringen. So manches unterschätzte Album wie etwa seine 1982er Scheibe "Das Herz Eines Boxers" hätte man sich in dieser offensiven Besetzung gewünscht.
Der Titelsong glänzt als heftiger Stampfer. Inspiriert von einem afrikanischen Elefanten, der Marius auf einer Safari nicht so wohlgesonnen war, lässt er seine typisch Slogan-artige Ironie spielen. Schön schreihalsig, wild und dabei meilenweit entfernt von den seinerzeit lahm hingerockten Megasellern "Ja Ja" oder "Affentheater".
Der leicht bluesige ("Liebeslied"), gelegentlich ein wenig Springsteen-like schwitzende Sound-Mantel ("Verzeih'") steht den Tracks hörbar gut. Ein Lied wie "Oh, Herr" hätte ohne diesen auch in seine oft zu Unrecht verschmähte Elektrophase der Mittachtziger ("Die Sonne So Rot"/"Lausige Zeiten") gepasst.
Auch abseits der lauten Töne macht der alte Balladenkönig seinem Ruf alle Ehre. "Wahre Liebe" erhebt sich als unpeinlicher Lagerfeuerschmachter. Ohne die hier fast etwas zu bauchladenhaft eingesetzten Gitarren, hätte sich das Lied eventuell dereinst sogar neben Großtaten wie "Giselher" oder "Der Junge Auf Dem Weißen Pferd" betten können. Knapp am Ziel vorbei geschossen.
Dafür gibt es mit "Liebe (Um Der Freiheit Willen)" eine Hymne erster Kajüte. Schön kritischer Text, den Westernhagen zwischen Beschwörung und Klagelied anlegt. Dazu eine stufenweise, wie aus dem Rocklehrbuch angelegte Dynamik, die langsam zum kehlig brennenden Sturm heraufzieht. Oben drauf ein Hauch songdienliches Pathos, schön breitbeinig, gleichwohl ohne Macker-Attitüde, um nicht das fast sakrale "Brothers & Sisters"-Feeling zu torpedieren. So ist "Alphatier" die reife Leistung eines Songwriters geworden, der sich erquicklich treu bleibt, ohne sich öde zu wiederholen.
© Laut
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Marius Müller-Westernhagen, Composer, Producer - Westernhagen, MainArtist - Kevin Bents, Producer - More Music, MusicPublisher
(C) 2014 KUNSTFLUG Entertainment GmbH (P) 2014 KUNSTFLUG Entertainment GmbH
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Albumbeschreibung
Ein halbes Jahrhundert im Showbiz und 40 Jahre im Plattengeschäft. Hat Westernhagen mit Studioalbum Nr. 19 - dem "Alphatier" - noch etwas zu sagen? Die Antwort lautet: Ja! Mit erdiger Brachialität und zarten Momenten definiert er lässig den Unterschied zwischen anachronistisch und altmodisch. Zeitlos ja, aber nicht rückwärts gewandt.
Für Deutschlands Musikszene war er schon immer der Jesus vom Dienst. Die einen projizierten ihn in ihrer Anbetung gern in Theo Gromberg oder einen Stadion-Messias hinein. Andere kreuzigten ihn als angeblich arroganten Schickeria-Fetischisten. Bei beiden Zerrbildern bleibt gern auf der Strecke, was für ein hervorragender Songwriter der mittlerweile 65-jährige Düsseldorfer eigentlich ist. Sein angeborenes Talent zum Straßenköter zelebriert er hier in einem erfrischend dreckigen Dutzend Lieder.
Die Produktion kommt druckvoll, mitunter recht sleazy aus der Ecke. Von Anfang an eingefügte Stereospielereien setzen vor allem die fettsträhnige Gitarre von Kevin Bents gekonnt in Szene ("Hereinspaziert, Hereinspaziert"). Altrocker? Fuck off! Die komplett international besetzte Band besteht aus Meistern ihre Fachs, die dem dürren Hering ordentlich Speck auf die Soundrippen bringen. So manches unterschätzte Album wie etwa seine 1982er Scheibe "Das Herz Eines Boxers" hätte man sich in dieser offensiven Besetzung gewünscht.
Der Titelsong glänzt als heftiger Stampfer. Inspiriert von einem afrikanischen Elefanten, der Marius auf einer Safari nicht so wohlgesonnen war, lässt er seine typisch Slogan-artige Ironie spielen. Schön schreihalsig, wild und dabei meilenweit entfernt von den seinerzeit lahm hingerockten Megasellern "Ja Ja" oder "Affentheater".
Der leicht bluesige ("Liebeslied"), gelegentlich ein wenig Springsteen-like schwitzende Sound-Mantel ("Verzeih'") steht den Tracks hörbar gut. Ein Lied wie "Oh, Herr" hätte ohne diesen auch in seine oft zu Unrecht verschmähte Elektrophase der Mittachtziger ("Die Sonne So Rot"/"Lausige Zeiten") gepasst.
Auch abseits der lauten Töne macht der alte Balladenkönig seinem Ruf alle Ehre. "Wahre Liebe" erhebt sich als unpeinlicher Lagerfeuerschmachter. Ohne die hier fast etwas zu bauchladenhaft eingesetzten Gitarren, hätte sich das Lied eventuell dereinst sogar neben Großtaten wie "Giselher" oder "Der Junge Auf Dem Weißen Pferd" betten können. Knapp am Ziel vorbei geschossen.
Dafür gibt es mit "Liebe (Um Der Freiheit Willen)" eine Hymne erster Kajüte. Schön kritischer Text, den Westernhagen zwischen Beschwörung und Klagelied anlegt. Dazu eine stufenweise, wie aus dem Rocklehrbuch angelegte Dynamik, die langsam zum kehlig brennenden Sturm heraufzieht. Oben drauf ein Hauch songdienliches Pathos, schön breitbeinig, gleichwohl ohne Macker-Attitüde, um nicht das fast sakrale "Brothers & Sisters"-Feeling zu torpedieren. So ist "Alphatier" die reife Leistung eines Songwriters geworden, der sich erquicklich treu bleibt, ohne sich öde zu wiederholen.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 12 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:56:47
- Künstler: Marius Müller-Westernhagen
- Komponist: Marius Müller-Westernhagen
- Label: Kunstflug
- Genre: Pop/Rock Rock
(C) 2014 KUNSTFLUG Entertainment GmbH (P) 2014 KUNSTFLUG Entertainment GmbH
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