Mount Eerie
Alles begann bei Phil Elvrum mit einem Job in einem kleinen Plattenladen in Anacortes im Staat Washington an der Nordwestküste der USA. In freien Minuten experimentiert Elvrum mit den Aufnahmegeräten, die in der Abstellkammer des Ladens herum lagen. Sein Chef, Bret Lunsford, immerhin Gründungsmitglied der Indie-Rocker von Beat Happening, gefällt die unorthodoxe Herangehensweise des Jungspunds und ermöglicht ihm den Release von zwei Kassetten mit spröden Lo-Fi-Folk und rauen Soundcollagen, die schnell in der Szene von Washinton kursieren. Außerdem spielt Elvrum Schlagzeug bei der Noise-Band Old Time Relijun und ist Gründungsmitglied von D+, die mit ihrem klapprigen Indie-Rock ebenfalls Szenebekanntheit erlangen.
So wird auch Calvin Johnson, Chef des in Olympia ansässigen Labels K Records, das von Bikini Kill über Built To Spill und Modest Mouse bis hin zu den Chicks On Speed einigen der aufstrebensten DIY-Künstler der Neunzigern eine Plattform gibt, zwangsläufig auf Elvrum aufmerksam. Als The Microphones spielt Elvrum mehrere Alben auf einem 16-Track Kassettenrekorder für das Label ein, darunter mit "The Glow Pt. 2" einen echten Indie-Klassiker. "Unberechenbar, flüchtig, strahlend, Angst einflößend und tröstlich" sei das Album, schreibt Pitchfork geradezu ehrfürchtig.
Ein Konzept-Album mit Namen "Mount Eerie" bringt Elvrum mit befreundeten Musikern wie Adam Forkner, Karl Blau und Mirah noch unter dem Namen The Microphones heraus, danach wird es Zeit für einen Neustart. In der imaginären Erzählung, die das freigeistige Noisepop-Album durchzieht, stirbt der Sänger, wird von Geiern gefressen und taucht in die Weiten des Universums ein. Die Auferstehung erfolgt unter dem Banner jenes Albumnamens: "Mount Eerie", unter anderer Schreibweise eigentlich ein Berg in der Region um Anacortes.
"Live In Japan", eine spontane, dreitägige Aufnahme-Session während einer Asien-Tour 2003, ist der erste Release, wobei sich Elvrum bei den neuen Songs noch nicht zwischen The Microphones und Mount Eerie trennen mag. Es folgen zahlreiche Singles und Eps, die Elvrum als einen impulsiven Konzeptkünstler ausweisen, der interdisziplinär arbeitet. Mit hochwertigen Fotopostern, handgenähten Vinylsleeves und gar eingebunden in ganze Buchprojekte veröffentlicht er seine immer noch höchst eigenständige Musik, die zwischen entblößten Folk-Zweiminütern – geschrieben in den Wäldern Norwegens - und experimentellem Noise-Collagen an der Zehnminutengrenze changiert. Dementsprechend ist Elvrum live sowohl solo als auch mit Backing Band unterwegs. Mit dem 2009er Album "Wind's Poem" erscheint über das Kölner Label Tomlab erstmals ein Album regulär in Europa.
Zuvor sind die liebevoll gestalteten CDs und Vinylscheiben, die Elvrum über die Plattform "P.W. Elverum & Sun" selbst vertreibt, für Sammler in Europa noch eine kostspielige Import-Anschaffung. Elvrum wird sich mit solchen Spezialwünschen von Musiknerds auskennen. Schließlich hat er ja auch einst in einem Plattenladen angefangen.
© Laut
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