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Knorkator

Will man bei einer Band wie Knorkator, die ganz wesentlich von ihrem selbst aufgebauten und stets widersprüchlichen Image lebt, einige biografische Daten zusammentragen, so tun sich ungeahnte Probleme auf. Denn wie bei allen Bands, die gerne an der eigenen Legende stricken, weiß man schnell nicht genau, wo die Fiktion anfängt. Unstrittig ist immerhin, dass sich Knorkator, die ihrem Publikum eine gehörige Portion hartgesottenen Humor abverlangen, im Berliner Stadtteil Friedrichshagen gefunden haben. Das soll um 1994 gewesen sein. Die Mitglieder: Bandchef Alf Ator (Keyboard), Stumpen (Gesang), der eine klassische Gesangsausbildung erhalten haben soll, und Buzz Dee (Gitarre). Alf, der sich zudem gerne als Imker ausgibt, und Buzz bringen bereits Banderfahrung mit. Weniger starke Mythen ranken sich um den zuerst etwas sonderbar und exotisch anmutenden Namen: Knorkator. Streicht man davon die Endsilbe -ator weg, so bleibt knork übrig. Knorke - das ist Wirtschaftswunderdeutsch und kann synonym mit "dufte" verwendet werden. Als "Deutschlands meiste Band der Welt" reicht es vorerst nur zu lokalem Ruhm. Das ändert sich als einer von "Der besten Band der Welt" die erste Scheibe produziert: Rodrigo González bringt 1998 "The Schlechtst Of Knorkator" auf den Weg. Über die Metalszene hinaus bekannt wird das Trio anno 2000, als es im deutschen Vorausscheid zum Eurovision Song Contest scheitert. Einige Besetzungswechsel (Drummer Chrish Chrash und Klampfer Kirk Thiele) später stoßen 2003 Nick Aragua aka Nick Daniels (Drums) und Tim Buktu aka Tim Beam (Bass) zum festen Line-Up. Auf Liveshows muss mit allem gerechnet werden: Stumpen in Unterhosen sehen, dazu kommen schon mal Lebensmittel, Klobürsten und anderes Haushaltsgerät zum Einsatz. Mitte Juni 2008 geben Knorkator bekannt, dass sie sich Ende des Jahres auflösen wollen, natürlich nicht ohne vorher auf Tour Lebewohl zu sagen. Im September erscheint zudem die Doppel-Live-DVD "Weg Nach Unten". Und warum sagen Knorkator ade? Alf möchte in Zukunft seine angehäuften Reichtümer lieber in eine Insel im südchinesischen Meer investieren, um "Reisbauer, Sektenguru oder Hotelfutzi" zu werden, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Für Stumpen könnte das Grund genug sein, sein Handwerk ganz an den Nagel zu hängen: "Ich bin 43 Jahre alt und habe davon 37 auf der Bühne verbracht. Da ich aber nur mit Herrn Alf Ator Musik machen möchte, brauche ich gar nicht mehr darüber nachzudenken. Schade." Interessant bleibt die Frage, was Knorkator eigentlich bezweckten. Wollten sie der postmodernen Spaßgesellschaft den Spiegel vorhalten, einfach nur der tristen Situation auf dem Arbeitsmarkt entgehen oder war das schlicht Krawallklamauk? Weit gefehlt! Erklärtes Ziel von Ator, der nebenher Bücher mit Titeln wie "Die Satanischen Achillesferse" (2008) oder - gemeinsam mit den Bandkollegen - "Des Wurzels Zweig" (2005) schreibt: "Scheiße gesellschaftsfähig machen". Doch das Trauern hat relativ schnell ein Ende. Die Spatzen (oder Möchtegernexperten) pfiffen es schon länger von den Dächern und hatte im Endeffekt wieder recht. Im November 2010 gibt Sänger Stumpen auf seinem Blog bekannt, dass die "meiste Band der Welt" ab 2011 wieder das Handwerk aufnehmen wird: "Wir haben beschlossen, mit Aufhören aufzuhören". Unter dem Motto "77" spielen die Jungs schließlich im April 2011 zehn Konzerte, die - mithilfe einer Leuchtanzeige - jeweils genau 77 Minuten dauern. Währenddessen sind Knorkator längst wieder im Studio, um das im September 2011 erscheinende Comebackalbum "Es werde Nicht" einzutüten. 2014 führt das Konzertplakat anlässlich der "We Want Mohr"-Tour zu Irritationen: Die fünf Knorkators sind darauf in einem Kochtopf zu sehen. Daneben steht eine schwarze Person mit Knochen im Haar und einem Messer in der Hand - die Szene stammt aus dem Kinderbuch Struwwelpeter. Den Vorwurf des Rassismus weißt Stumpen erschreckt zurück. Am Ende der Tour kehrt Nick Aragua auf den Drumhocker zurück. Nach dem Livepaket "KnorkaTourette" (2015) folgt ein Jahr später die Ansage "Ich Bin Der Boss". Und die Band selbst ist sich objektiv absolut sicher: "Das mit Abstand Beste, was je von Menschenhand geschaffen wurde". Und da kann Axel Prahl gar nicht anders: Er spielt im Vorabvideo "Setz Dich" mit. In den kommenden Jahren machen Knorkator, was sie am besten können: Bühnen zerlegen. Dass Stumpen zwischendurch – unter anderem beim Wacken Open Air 2018 – mit Fußschiene auftritt, macht gar nix. Das Publikum befehligen kann er immer noch: "Pfoten hoch – wedeln!" Ganz besonders viel gewedelt wird ein Jahr später, denn Knorkator feiern 25. Geburtstag. Die Slogans zum Jubiläum formulieren sie gleich selbst auf dem neuen Album "Widerstand Ist Zwecklos". Die anschließende "Zweck Ist Widerstandslos" Tour durch Deutschland führt die Band zur großen Party in der Berliner Columbiahalle – an drei Abenden hintereinander nehmen sie im Dezember des Jahres das Venue auseinander. Der Inhaber hatte ihr schon im Sommer ein besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht und die Columbiahalle vorübergehend in "Knorkatorhalle" umbenannt. Immerhin hat niemand dort bis dato so viele Konzerte gespielt wie die Köpenicker. Philipp Schwab steigt 2020 als neuer Drummer ein und vergrößert die Fraktion der Band ohne Blödelnamen - eigentlich ein Skandal. Trotzdem erscheint 2022 "Sieg Der Vernunft", in dem Knorkator zwar tagesaktuelle Themen ansprechen, Siegerstimmung will sich ob des eindimensionalen Werkes aber nicht so recht einstellen.
© Laut

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