Barbara
Einfach hatte es die groß gewachsene, stets in schwarz gekleidete Sängerin nicht. In der Jugend der Gewalt des Kriegs und ihres Vaters ausgesetzt, dauerte es lange, bis ihr endlich der Durchbruch gelang. Mit "Ma Plus Belle Histoire d'amour C'est Vous" und "Göttingen" schaffte es sie jedoch, auch lange nach ihrem Tod 1997 in Erinnerung zu bleiben.
1930 als Monique Andrée Serf in Paris geboren, flüchtet sie mit ihrer jüdischen Familie vor den nationalsozialisischen Deutschen, die 1940 die Hauptstadt und weite Teile Frankreichs besetzen. In der selben Zeit wird sie von ihrem Vater missbraucht, wie aus ihren Aufzeichnungen hervorgeht. Der Mann verlässt später die Familie, so gut wie mittellos kehrt sie nach Ende des Krieges nach Paris zurück.
Ihr Gesangstalent bleibt nicht unbemerkt. Barbara, wie sie sich nach dem Vornamen ihrer Großmutter nennt, erhält 1947 einen Studienplatz am Pariser Konservatorium. Die wirtschaftlichen Umstände zwingen sie jedoch, sich als Cabaret-Sängerin ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
In den 1950er Jahren wohnt sie in Paris und der belgischen Hauptstadt Brüssel, wo sie mit Jacques Brel musiziert. Von den Kritiken eher belächelt, sammelt sie über Jahre Bühnenerfahrung, bis ihr endlich der Durchbruch gelingt. Passenderweise ist ihr erstes Album eine Liveaufzeichnung mit dem Titel "Barbara à l'Ecluse" (1959), den ersten großen Erfolg feiert sie jedoch erst 1965 mit ihrem ersten Studioalbum "Barbara Chante Barbara".
Bereits ein Jahr zuvor hatte sie ein Gastspiel in Göttingen gegeben. Zunächst sträubte sie sich, auf die Bühne zu gehen, doch der begeisterte Empfang überzeugte sie schließlich, weitere Konzerte anzuschließen. An einem Nachmittag schrieb sie das Lied, das mehr zur Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland geleistet hat als jegliche Rede, wie immer wieder zu lesen ist:
"Lasst jene Zeit nie wiederkehren,
wenn Blut und Hass die Welt zerstören.
Denn es gibt Menschen, die ich liebe
in Göttingen, in Göttingen.
Und sollten Kriegsrufe ertönen,
und die Kanonen wieder dröhnen,
so manche Träne mein Herz verlöre
für Göttingen, für Göttingen."
So der zentrale Vers der deutschen Version, die sie 1967 aufnimmt.
Auf der Welle des Erfolgs reitet Barbara bis in die 1970er Jahre, mit Liveauftritten, eigenem und fremden Material (Brel, George Brassens) und dem Versuch, in der Filmbranche Fuß zu fassen. Ab den 1980er Jahren werden ihre Konzerte und Platten seltener, auch wenn sie stets im Rampenlicht bleibt und es auch sucht, etwa, um sich gegen die Verbreitung von AIDS einzusetzen. 1996 kommt ihr letztes Album "Barbara" auf den Markt, bevor sie 1997 an Atemproblemen stirbt.
Im neuen Jahrtausend gilt sie eine wichtige Inspirationsquelle für die Nouvelle Chanson, zu deren Interpreten Benjamin Biolay oder Keren Ann gehören. Im 20. Jahr nach ihrem Tod erscheinen gleich zwei große Würdigungen: Erst ein Album ihres engen Freundes Gerard Depardieu, der auf "Depardieu Chante Barbara" am Piano ihre Lieder singt, dann die Hommage des klassischen Pianisten Alexandre Tharaud, der auf "Barbara" mit vielen bekannten französischen Künstlern ihr Repertoire interpretiert.
© Laut
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