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Savatage|Gutter Ballet (2011 Edition)

Gutter Ballet (2011 Edition)

Savatage

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Der 31. Januar 1987 markiert in der Geschichte von Savatage einen entscheidenden Wendepunkt. Die Band ist zermürbt vom Desaster der aktuellen Platte "Fight For The Rock" und zudem gewillt, das Kapitel nach einem letzten Gig im The Ritz Theater Night Club in Ybor City zu beenden. Andere Projekte stehen an. Gitarren-Genius Criss Oliva hat Angebote mehrerer namhafter Bands. Auch Jon Oliva, kreativer Kompass und Sanges-Sirene in Personalunion, möchte sich anderen Dingen zuwenden. Zur schlechten Stimmung tragen nicht nachvollziehbare Management-Entscheidungen bei, die Schwermetaller als Nachfolger von Journey oder Toto aufzubauen. Doch die filigranen Stahlwerker waren schon immer "Too Hard For Love".

In diese Verdrossenheit über die Fallstricke des Musik-Business platzt eine interessante Erscheinung hinein. Der Musical- und Klassik-Begeisterte Paul O'Neill verdingte sich in den letzten Jahren als A&R. Nun strebt er danach, als Produzent eine Band aufzubauen, die seine Vision theatralischer Rockmusik in die Tat umsetzt. Da kommen ihm die Fähigkeiten der Tampa Bay-Gruppe wie gerufen. Talent und der Wille zur Veränderung bewirken, dass Savatage und O'Neill fortan gemeinsame Sache machen.

Die Meilensteine des US Metal in Form von "Sirens", der EP "City Beneath The Surface" sowie "Power Of The Night" nimmt das Quartett als Ausgangspunkt. O'Neill fügt der rohen Melange aus Melodie und Virtuosität gehörig Bombast hinzu, was Savatage durchaus in die Ecke von Queen oder der ambitionierten Werke der The Who und den Beatles rückt. Zudem kreiert er tiefgründige Texte, die dem feierwütigen Haufen die nötige Spur Ernsthaftigkeit verleihen. "Hall Of The Mountain King" markiert 1987 das Osterfest der tot geglaubten Formation.

Mit dem Rückenwind dieses Erfolgs schicken sich die Olivas und Co. an, den Nachfolger zu produzieren. Wieder entern die Ugly Four gemeinsam mit ihrem Produzenten und Co-Writer die Record Plant Studios in New York. Hier gastierten bereits Kiss, Hendrix oder Springsteen. Auch das Klavier von John Lennon bietet für Beatles-Maniac Jon Oliva die Gelegenheit, kleine Einlagen an den Tasten hinzulegen.

In dieser magischen Atmosphäre klimpert der gewichtige Sanges-Koloss noch unter dem Eindruck eines Broadway-Besuchs stehend auf den schwarzen und weißen Tasten herum. Aus dem gedankenverlorenen Spiel schält sich eine einfache Folge aus vier Tönen heraus, die über wechselnde modale Harmonien moduliert wird. Jons Bruder Criss und O'Neill fangen direkt Feuer und steigen in den Songwriting-Prozess ein. Über Nacht entsteht ein Werk, das wie im Brennglas Vergangenheit und Zukunft von Savatage in einem magischen Moment vereint. 

Der gedanklich vorauseilende O'Neill ziert sich dennoch, "Gutter Ballet" für die Platte zu verwenden. Schließlich hegt er noch den Traum seiner Rock-Oper. Nach einigem Hin und Her entscheidet man sich für ein konventionelles Album. Wobei der spätere Titeltrack, die Piano-Ballade "When The Crowds Are Gone" sowie die zu einem Mini-Konzept zusammengefassten letzten drei Songs einen gewaltigen Fingerzeig in die Zukunft der Band darstellen.

"When The Crowds Are Gone" mit seinem Piano-Puls und dem epischen Arrangement vollendet den mit "In The Dream" angestoßenen Prozess und bildet die Blaupause für das nachfolgende Feeling-Wunder "Believe" und das Criss Oliva-Requiem "Alone You Breathe". Die abschließende Trilogie trägt durchaus biografische Züge und beleuchtet die fiktive Story des destruktiven Timmy. Ein Schelm, wer dabei nicht an Schulabbrecher Jon Oliva und dessen maliziösen Lebensstil denkt, der mit Sex, Drugs und Rock'N'Roll noch freundlich umschrieben ist.

Gerade das Drogen-induzierte und in Folge einer Erziehungskur des Fronters verfasste "Thorazine Shuffle" ist ein Exkurs in Sachen Manie und Wahnsinn. Dessen stolperndes Strophen-Riff greifen die Amis zwei Jahre später auf dem Titeltrack des opulenten "Streets" wieder auf. Olivas Stimme zeigt 1989 noch nicht die von Ronnie James Dio prognostizierten Abnutzungserscheinungen. Und so wimmert, schreit, falsettiert und brummt Jon mit seiner vier Oktaven umspannenden Range durch die elf Tracks.

Instrumentaler Dreh- und Angelpunkt ist die Gitarre von Criss Oliva. Die mit reichlich Legato-Läufen, Tapping-Einlagen und Monster-Bendings gespickten Solo-Passagen veredeln die Songs. Hinzu gesellt sich das unnachahmliche Riffing, das gleichermaßen wuchtige Akkorde, pointierte Single Notes und flirrende Tonfolgen enthält. Diese Koinzidenz von Rhythmik und Melodik findet sich nur bei den ganz großen Könnern wie Eddie Van Halen oder Steve Vai.

Als Anspieltipps eignen sich die beiden Instrumentals "Temptation Revelation" und "Silk And Steel", die unterschiedlicher kaum sein können. Hier die orchestrale Wucht der E-Gitarre, dort der folkig-zarte Klang der Akustischen. Das fast schon punkige Geschrammel in "She's In Love", die nervösen Hammer-Ons und Pull-Offs im Riff zu "The Unholy" oder der Hardrock-Hammer "Mentally Yours" geben rein gitarristisch gesehen wahre Glanzpunkte ab.

Doch auch die Rhythmus-Gruppe setzt einige Schlaglichter, zuvörderst im Opener "Of Rage And War". Wie Dr. Killdrums Steve Wachholz und Bass-Beau Johnny Lee Middleton den Groove vorgeben und dann gemeinsam mit Criss Oliva den Hammer schwingen, schmerzt gewaltig im Nacken.

Erwähnung verdient auch die Akribie von Paul O'Neill. Textlich schürft er mit Zeilen wie "Kill the unicorn, just to have its horn" (Verhältnis Mensch und Natur), "A memory to carry on, the story's over, when the crowds are gone" (existenzielles Jammertal) oder "Every country has got the bomb, the scientist are working on" (bissige Gesellschaftskritik) tief in des Hörers Seele. Die beiden Worte des Titeltracks verkörpern eindrücklich den Zustand der Band. Mit dem Sog der Gosse hatte jeder Musiker mehr oder weniger zu tun. Das Leben im Zwielicht erfährt Ergänzung durch den Glanz des Theaters. Wobei beide Elemente, eben "Gutter" und "Ballet", gleichermaßen und in Kombination zur Geltung kommen; aus der Gosse an den Broadway und wieder zurück.

Auch die Produktion setzt Maßstäbe. Der heimliche Hit der Platte, das doomige Epos "Hounds", startet mit Hörspielsequenzen, über die Criss klagende Arpeggien serviert. Den Anfangspart greift das Ensemble als Überleitung in das furiose Finale wieder auf. Dazwischen passiert das Alpha und Omega metallisch-bombastischer Tonkunst mit einem grandiosen Refrain, hochenergetischen Strophen und reichlich Gesangs- und Gitarrenduellen.

Savatage kommem 1991 mit "Streets" dem Meilenstein von 1989 ziemlich nahe. Und doch bleibt die Magie der Platte unerreicht. Auch das 1992 erschienene und den Einstand von Zac Stevens markierende "Edge Of Thorns" verfügt über durchaus eindringliche Songs. Wer weiß, was noch alles möglich gewesen wäre, wenn am 17. Oktober 1993 ein Lastwagenfahrer vor Antritt der Fahrt dem Alkohol abgeschworen hätte.

Hätte, hätte Lederkutte. An besagtem Abend stürzt die Rockwelt in tiefe Trauer. Der Fahrer des LKWs verliert die Kontrolle und kollidiert mit dem Auto von Criss Oliva, der sich gemeinsam mit seiner Frau auf dem Rückweg von einem Festival befindet. Der Gitarrist verstirbt an Ort und Stelle, seine Frau überlebt schwer verletzt. Tief traumatisiert folgt sie ihrem Mann 2005 in die Ewigkeit.

Auch wenn Savatage dank Sänger Zak Stevens, der die Bühnenmitte vom gesundheitlich angeschlagenen Jon Oliva übernimmt, auf "The Wake Of Magellan" von 1997 an der Höhenluft ihrer Meisterwerke schnuppern oder Paul O'Neills Traum vom Musical mit dem Trans-Siberian Orchestra noch Gestalt annimmt - gerade der Erfolg sichert den Savatage-Musikern die Rente. Doch was zwischen 1987 und 1991 passierte mit der goldenen Mitte in Form von "Gutter Ballet", lässt sich in kreativer Hinsicht nicht reproduzieren.

© Laut

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Gutter Ballet (2011 Edition)

Savatage

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1
Of Rage And War
00:04:46

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

2
Gutter Ballet
00:06:20

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

3
Temptation Revelation
00:02:56

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

4
When the Crowds Are Gone
00:05:46

Savatage, Performer - Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2015 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel

5
Silk And Steel
00:02:58

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Savatage, Performer - Paul Silver, Composer, Lyricist

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

6
She's In Love
00:03:51

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

7
Hounds
00:06:28

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

8
The Unholy
00:04:37

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

9
Mentally Yours
00:05:20

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

10
Summer's Rain
00:04:33

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

11
Thorazine Shuffle
00:04:43

Criss Oliva, Composer, Lyricist - Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

12
Alone You Breathe (Acoustic Version)
00:04:38

Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

13
Handful Of Rain (Acoustic Version)
00:05:31

Jon Oliva, Composer, Lyricist - Paul O'Neill, Composer, Lyricist - Savatage, Performer

2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel. 2011 Savatage Inc. under exclusive license to Edel Germany GmbH. earMUSIC is a project of Edel.

Albumbeschreibung

Der 31. Januar 1987 markiert in der Geschichte von Savatage einen entscheidenden Wendepunkt. Die Band ist zermürbt vom Desaster der aktuellen Platte "Fight For The Rock" und zudem gewillt, das Kapitel nach einem letzten Gig im The Ritz Theater Night Club in Ybor City zu beenden. Andere Projekte stehen an. Gitarren-Genius Criss Oliva hat Angebote mehrerer namhafter Bands. Auch Jon Oliva, kreativer Kompass und Sanges-Sirene in Personalunion, möchte sich anderen Dingen zuwenden. Zur schlechten Stimmung tragen nicht nachvollziehbare Management-Entscheidungen bei, die Schwermetaller als Nachfolger von Journey oder Toto aufzubauen. Doch die filigranen Stahlwerker waren schon immer "Too Hard For Love".

In diese Verdrossenheit über die Fallstricke des Musik-Business platzt eine interessante Erscheinung hinein. Der Musical- und Klassik-Begeisterte Paul O'Neill verdingte sich in den letzten Jahren als A&R. Nun strebt er danach, als Produzent eine Band aufzubauen, die seine Vision theatralischer Rockmusik in die Tat umsetzt. Da kommen ihm die Fähigkeiten der Tampa Bay-Gruppe wie gerufen. Talent und der Wille zur Veränderung bewirken, dass Savatage und O'Neill fortan gemeinsame Sache machen.

Die Meilensteine des US Metal in Form von "Sirens", der EP "City Beneath The Surface" sowie "Power Of The Night" nimmt das Quartett als Ausgangspunkt. O'Neill fügt der rohen Melange aus Melodie und Virtuosität gehörig Bombast hinzu, was Savatage durchaus in die Ecke von Queen oder der ambitionierten Werke der The Who und den Beatles rückt. Zudem kreiert er tiefgründige Texte, die dem feierwütigen Haufen die nötige Spur Ernsthaftigkeit verleihen. "Hall Of The Mountain King" markiert 1987 das Osterfest der tot geglaubten Formation.

Mit dem Rückenwind dieses Erfolgs schicken sich die Olivas und Co. an, den Nachfolger zu produzieren. Wieder entern die Ugly Four gemeinsam mit ihrem Produzenten und Co-Writer die Record Plant Studios in New York. Hier gastierten bereits Kiss, Hendrix oder Springsteen. Auch das Klavier von John Lennon bietet für Beatles-Maniac Jon Oliva die Gelegenheit, kleine Einlagen an den Tasten hinzulegen.

In dieser magischen Atmosphäre klimpert der gewichtige Sanges-Koloss noch unter dem Eindruck eines Broadway-Besuchs stehend auf den schwarzen und weißen Tasten herum. Aus dem gedankenverlorenen Spiel schält sich eine einfache Folge aus vier Tönen heraus, die über wechselnde modale Harmonien moduliert wird. Jons Bruder Criss und O'Neill fangen direkt Feuer und steigen in den Songwriting-Prozess ein. Über Nacht entsteht ein Werk, das wie im Brennglas Vergangenheit und Zukunft von Savatage in einem magischen Moment vereint. 

Der gedanklich vorauseilende O'Neill ziert sich dennoch, "Gutter Ballet" für die Platte zu verwenden. Schließlich hegt er noch den Traum seiner Rock-Oper. Nach einigem Hin und Her entscheidet man sich für ein konventionelles Album. Wobei der spätere Titeltrack, die Piano-Ballade "When The Crowds Are Gone" sowie die zu einem Mini-Konzept zusammengefassten letzten drei Songs einen gewaltigen Fingerzeig in die Zukunft der Band darstellen.

"When The Crowds Are Gone" mit seinem Piano-Puls und dem epischen Arrangement vollendet den mit "In The Dream" angestoßenen Prozess und bildet die Blaupause für das nachfolgende Feeling-Wunder "Believe" und das Criss Oliva-Requiem "Alone You Breathe". Die abschließende Trilogie trägt durchaus biografische Züge und beleuchtet die fiktive Story des destruktiven Timmy. Ein Schelm, wer dabei nicht an Schulabbrecher Jon Oliva und dessen maliziösen Lebensstil denkt, der mit Sex, Drugs und Rock'N'Roll noch freundlich umschrieben ist.

Gerade das Drogen-induzierte und in Folge einer Erziehungskur des Fronters verfasste "Thorazine Shuffle" ist ein Exkurs in Sachen Manie und Wahnsinn. Dessen stolperndes Strophen-Riff greifen die Amis zwei Jahre später auf dem Titeltrack des opulenten "Streets" wieder auf. Olivas Stimme zeigt 1989 noch nicht die von Ronnie James Dio prognostizierten Abnutzungserscheinungen. Und so wimmert, schreit, falsettiert und brummt Jon mit seiner vier Oktaven umspannenden Range durch die elf Tracks.

Instrumentaler Dreh- und Angelpunkt ist die Gitarre von Criss Oliva. Die mit reichlich Legato-Läufen, Tapping-Einlagen und Monster-Bendings gespickten Solo-Passagen veredeln die Songs. Hinzu gesellt sich das unnachahmliche Riffing, das gleichermaßen wuchtige Akkorde, pointierte Single Notes und flirrende Tonfolgen enthält. Diese Koinzidenz von Rhythmik und Melodik findet sich nur bei den ganz großen Könnern wie Eddie Van Halen oder Steve Vai.

Als Anspieltipps eignen sich die beiden Instrumentals "Temptation Revelation" und "Silk And Steel", die unterschiedlicher kaum sein können. Hier die orchestrale Wucht der E-Gitarre, dort der folkig-zarte Klang der Akustischen. Das fast schon punkige Geschrammel in "She's In Love", die nervösen Hammer-Ons und Pull-Offs im Riff zu "The Unholy" oder der Hardrock-Hammer "Mentally Yours" geben rein gitarristisch gesehen wahre Glanzpunkte ab.

Doch auch die Rhythmus-Gruppe setzt einige Schlaglichter, zuvörderst im Opener "Of Rage And War". Wie Dr. Killdrums Steve Wachholz und Bass-Beau Johnny Lee Middleton den Groove vorgeben und dann gemeinsam mit Criss Oliva den Hammer schwingen, schmerzt gewaltig im Nacken.

Erwähnung verdient auch die Akribie von Paul O'Neill. Textlich schürft er mit Zeilen wie "Kill the unicorn, just to have its horn" (Verhältnis Mensch und Natur), "A memory to carry on, the story's over, when the crowds are gone" (existenzielles Jammertal) oder "Every country has got the bomb, the scientist are working on" (bissige Gesellschaftskritik) tief in des Hörers Seele. Die beiden Worte des Titeltracks verkörpern eindrücklich den Zustand der Band. Mit dem Sog der Gosse hatte jeder Musiker mehr oder weniger zu tun. Das Leben im Zwielicht erfährt Ergänzung durch den Glanz des Theaters. Wobei beide Elemente, eben "Gutter" und "Ballet", gleichermaßen und in Kombination zur Geltung kommen; aus der Gosse an den Broadway und wieder zurück.

Auch die Produktion setzt Maßstäbe. Der heimliche Hit der Platte, das doomige Epos "Hounds", startet mit Hörspielsequenzen, über die Criss klagende Arpeggien serviert. Den Anfangspart greift das Ensemble als Überleitung in das furiose Finale wieder auf. Dazwischen passiert das Alpha und Omega metallisch-bombastischer Tonkunst mit einem grandiosen Refrain, hochenergetischen Strophen und reichlich Gesangs- und Gitarrenduellen.

Savatage kommem 1991 mit "Streets" dem Meilenstein von 1989 ziemlich nahe. Und doch bleibt die Magie der Platte unerreicht. Auch das 1992 erschienene und den Einstand von Zac Stevens markierende "Edge Of Thorns" verfügt über durchaus eindringliche Songs. Wer weiß, was noch alles möglich gewesen wäre, wenn am 17. Oktober 1993 ein Lastwagenfahrer vor Antritt der Fahrt dem Alkohol abgeschworen hätte.

Hätte, hätte Lederkutte. An besagtem Abend stürzt die Rockwelt in tiefe Trauer. Der Fahrer des LKWs verliert die Kontrolle und kollidiert mit dem Auto von Criss Oliva, der sich gemeinsam mit seiner Frau auf dem Rückweg von einem Festival befindet. Der Gitarrist verstirbt an Ort und Stelle, seine Frau überlebt schwer verletzt. Tief traumatisiert folgt sie ihrem Mann 2005 in die Ewigkeit.

Auch wenn Savatage dank Sänger Zak Stevens, der die Bühnenmitte vom gesundheitlich angeschlagenen Jon Oliva übernimmt, auf "The Wake Of Magellan" von 1997 an der Höhenluft ihrer Meisterwerke schnuppern oder Paul O'Neills Traum vom Musical mit dem Trans-Siberian Orchestra noch Gestalt annimmt - gerade der Erfolg sichert den Savatage-Musikern die Rente. Doch was zwischen 1987 und 1991 passierte mit der goldenen Mitte in Form von "Gutter Ballet", lässt sich in kreativer Hinsicht nicht reproduzieren.

© Laut

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