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Xatar

"Heute regnet es Kugeln in der Nacht, es wird nie wieder gelacht, ihr habt Xatar sauer gemacht. Ich pack' links mein Schlagring, rechts meine Axt. Ich hör' nicht auf bis ich höre, wie dein Schädelknochen knackst. Wer macht Faxen? Sag' mir, wer? Es gibt kein Vergeben, was wollt ihr noch reden? Ich fick' euer Leben." (Aus "Eine Geschichte") Drastische Worte, die eins ahnen lassen: Mit Xatar ist nicht gut Kirschen essen. Im Gegensatz zu vielen anderen ist er aber offenbar dumm genug, es nicht bei den drastischen Worten zu belassen. Der Lebenslauf des Mannes, der am Heiligen Abend des Jahres 1982 als Giwar Hajabi im kurdischen Sine im Iran das Licht der Welt erblickt, liest sich wie eine Aneinanderreihung von Haftbefehlen. "Manche Leute verstehen nur eine Sprache", erklärt Xatar im Interview. "Auf die Fresse." Diese Einstellung handelt ihm mehr als einmal Probleme ein. Zur Körperverletzung gesellen sich Vorwürfe wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, Amtsanmaßung und schweren Raubes. Dabei handelte es sich bei Xatar einmal um ein musikalisches Kind. Nachdem es die Familie über den Irak als Asylbewerber nach Bonn verschlagen hat, lernt der Sohn auf Druck des Vaters, Musikprofessor und Komponist, schon mit neun Jahren das Klavierspiel, obwohl das Geld zu Hause allzeit knapp ist. Richtig packt ihn allerdings erst der Hip Hop: Dr. Dres "The Chronic" bildet seine Einstiegsdroge. Zusammen mit den Kumpels Samy, Ssio und Maestro beginnt Giwar, der sich bald nach dem kurdischen Wort für Gefahr benennt, zu rappen, zunächst hobbymäßig. Erst mit der Zeit reift der Entschluss, selbst ein Label zu gründen, "um den ganzen Lümmels im Rap-Geschäft mal echte Verbrechermusik zu zeigen". Zunächst landen diese Pläne jedoch auf Eis. Xatar wird wegen Drogenhandels gesucht und taucht in London unter, wo er nach erfolgreichem Abschluss von Schule und einer Ausbildung, kurzzeitig International und Music Business studiert. Erst 2007 erwirkt sein Anwalt wegen Mangels an Beweisen eine Aufhebung des Haftbefehls, und Xatar kehrt nach Bonn zurück. Nach seiner Rückkehr heißt es dann aber "Alles Oder Nix": Xatar gründet Alles Oder Nix Records und veröffentlicht 2008 sein ebenfalls "Alles Oder Nix" betiteltes Debüt. Die Labelarbeit lässt noch Zeit für Training, fürs Boxen und dummerweise auch für diverse zwielichtige Aktivitäten. Im September 2009 wird Xatar in Los Angeles erneut verhaftet. Er soll einer Frau bei einem Besuch in der Playboy Mansion die Nase gebrochen haben. Gegen Kaution kommt er frei. Es drohen jedoch mehrere Jahre Haft. Noch ehe dieser Vorwurf weiter verfolgt wird, produziert er schon die neue Schlagzeile: Xatar wird im Zusammenhang mit einem schweren Raubüberfall gesucht. Im Dezember 2009 überfielen als Polizisten und Steuerfahnder verkleidete Männer einen Goldtransporter. Vier der acht Täter werden gefasst. Xatar zählt nach Ansicht der Behörden zu den Drahtziehern des Coups. Von ihm, drei weiteren Männern (darunter Labelkollege Samy) und der Beute im Wert von 1,8 Millionen Euro fehlt jede Spur. Es scheint, als bewahrheiten sich die Prophezeiungen aus "Meine Geschichte": "Ich will kein Wort mehr hören, ihr seid jetzt still. Ich piss' auf eure Köpfe, jeden Tag wie ich will." Tatsächlich verurteilt das Landgericht Stuttgart den Rapper zu acht Jahren Gefängnis. Seine Erfahrungen im Knast verarbeitet er auf dem Album "Nr. 415", das während seiner Inhaftierung entsteht. Nach seiner Freilassung folgt im Jahr 2015 "Baba Aller Babas". Hart, kompromisslos, ehrlich, aber auch einigermaßen theatralisch reflektiert er seine Geschichte. Die realen Hintergründe verleihen der Musik des Bonners eine gewisse Realness, humorvolle Passagen lockern die Stimmung auf. Seine wahre Gangstergeschichte arbeitet er in seiner Autobiographie "Alles oder Nix: Bei uns sagt man, die Welt gehört dir" auf, die noch im selben Jahr erscheint. Außer ins Literaturgeschäft steigt er ins Shishabar-Business ein und gründet 2015 mit Kopfticker Records ein weiteres Label, das Künstlern, die "nicht zu AoN passen", ein Obdach bieten soll. Eine Benefiz-Aktion für ein Waisenhaus im Nord-Irak trägt ebenfalls seine Handschrift. 2016 veröffentlicht Xatar gemeinsam mit Haftbefehl unter den Namen Coup das Album "Der Holland Job". Die voran gegangene Promo-Aktion - er und Haftbefehl verließen kommentarlos und geheimniskrämerisch eine laufende Talk-Show - interessierte zwar weithin keine Sau, das Album verkaufte sich trotzdem bestens. Bis auf seine Soundtrack-Arbeit für "Nur Gott Kann Mich Richten" und einen Cameo-Auftritt in der Sitcom "Blockbustaz" und diverse Featureparts bleibt es dann ruhig um Xatar, allerdings nur, was seine eigene Diskografie betrifft. Er hat Kopfticker unterdessen aufgelöst, inzwischen aber seinen eigenen Shisha-Tabak und eine Mode- und Schmuckkollektion auf dem Markt und mit PUSH eine neue Plattform für Nachwuchs-Künstler angeschoben, bei der Klickzahlen darüber entscheiden sollen, wessen Album-Produktion finanziert wird. Außerdem gehört er zu den Strippenziehern hinter Groove Attack TraX. 2018 steht der Ex-Knasti bei Universal unter Vertrag und meldet sich mit der Single "Balla" zurück. Der gewohnte AoN-Sound kündigt das Album "Alles Oder Nix 2" an. Ähnlich wie einige Rapper vor ihm, suchte er sich für eine Album-Fortsetzung eines seiner populärsten Werke aus, das in Würde gealterte 2008er Album "Alles Oder Nix". Als Gäste begrüßt er unter anderem Azet, Capital Bra und Schwesta Ewa. Ein weiteres Album mit Titel "Hrrr" folgt Anfang 2021. Im Herbst 2022 kommt Fatih Akins Verfilmung von Xatars Geschichte unter dem Titel "Rheingold" in die Kinos. Der Film beruht auf Xatars Autobiografie "Alles Oder Nix" aus dem Jahr 2015. Xatar gefällt sich in dem Bild vom Geschäftsmann mit weit verzweigtem Imperium. Musikalisch und moralisch mag er eine herausfordernde Gestalt sein, seine Umtriebigkeit und seine Nase dafür, wo es etwas zu verdienen gibt, stehen außer Frage: Er agiert als Rapper, Labelgründer und Geschäftsführer, Gastronom, Mode- und Schmuck-Designer und Wohltäter. Bis er einen Angriff auf die Tiefkühl-Regale der Nation plant, um dort unter anderem seinen eigenen Köftespieß zu platzieren, erschien also nur wie eine Frage der Zeit - und genau so ist es gekommen.
© Laut

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