Jeremy Warmsley
Im Videoclip "The Boat Song" lässt sich Jeremy Warmsely von einem Dutzend Menschen auf Händen und Gitarre spielend durch eine englische Stadt tragen. Ein passendes Bild zum schnellen Aufstieg des jungen Singer-Songwriters zum Kritikerliebling. Der Londoner sieht nicht nur aus wie der kleine Streberbruder von Ben Folds, er schreibt auch ähnlich poetisch anmutende Songs.
2006 erscheint sein erstes Album "Art Of Fiction", dass von der englischen Musikpresse direkt derart gefeiert wird, dass Warmsley – bis dato ordentlich als Student der Literaturwissenschaft in Cambridge eingeschrieben – sich voll aufs Musikmachen konzentriert und die Auftritte bei Poetry-Abenden erstmal bleiben lässt.
Getragen von der Begeisterung für die relativ neue Journalisten-Schublade Folktronica, in der spleenige Folkmusik auf elektronische Einflüsse trifft, wird Warmsley neben Patrick Wolf bald einer der größten Profiteure des Medienhypes.
"Aphex Twin meets The Beatles", formuliert ein englischer Schreiberling eine natürlich übertriebene Genre-Verortung. Allerdings begreift Warmsley Synthesizer und Laptop tatsächlich als gleichberechtigte Instrumente neben Akustikgitarre, Klavier und Streichern.
Das Resultat ist liebevoller und strampelnder Nerd-Pop mit Anleihen bei The Shins bis Rufus Wainwright. Hier werden ganz bewusst keine Schönheitspreise gewonnen, stattdessen gerne mal Spielzeit für windschiefe Arrangements und experimentelle Blödeleien vergeudet. Wer wie Warmsley New Orders "Temptation" so schlicht und ergreifend zu covern vermag, gehört letztlich aber auch zu Recht auf Händen getragen.
© Laut
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