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Gwar

Vor Millionen von Jahren, als Aliens noch in aller Seelenruhe und wie wild durch die Galaxie brettern, gab es ein paar Weltraumpiraten, die sich selbst Scumdogs Of The Universe nennen. Als die es mit ihrem Chef verkacken, verbannt der sie auf den letzten Dreckhaufen im All: unsere Erde. Nachdem die Bande dort erst die Dinosaurier killten, knattern sie ein paar prähistorische Affenarten durch und schaffen auf diese Weise den Menschen. So nehmen sie sich also der Entwicklung der Menschheitsgeschichte an, ehe sie auf Atlantis eine Megafete zu viel feiern und in der Antarktis zur Strafe schockgefrostet werden. Ein paar Tausend Jahre später stolpert Sleazy P. Martini, ein bekannte Zuhälter, Pornograph und Verantwortlicher bei Capitalist Records über den Sarkophag von GWAR und erweckt die mentalen Einzeller dabei zufällig wieder zum Leben. Aus Mangel an Alternativen nimmt er den Haufen mit nach New York, drückt ihnen Gitarren in die Hand und verkauft sie einfach als seine neueste Rock'n'Roll-Entdeckung. So viel zu Legende ... ... wer allerdings eher auf Fakten steht, dem sei gesagt, dass GWAR eine Abkürzung für God What An Awful Racket steht. (Eigentlich ist GWAR ein Experiment von Studenten der Virginia Commonwealth University in Richmond.) Sozusagen als fleischgewordene Provokation, treten anfangs noch Oderus Urungus aka David Brockie (Gesang), Balsac - The Jaws Of Death aka Steve Douglas (Gitarre), Flattus Maximus aka Dewey Rowell (Gitarre), Beefcake The Mighty aka Michael Bishop (Bass) und Nippleus Erectus aka Rob Mosby (Drums) in extremen, aber detailliert ausgearbeiteten Kostümen und Masken auf. Dabei kokettieren sie mit zum Teil sehr ekligen Bühnenshows (literweise Kunstblut und Kunstsperma) und ebenso kranken Texten. Ebenfalls mit zur Inszenierung gehören die Charaktere Techno-Destructo aka Hunter Jackson (Gesang), die Tänzerin Slymenstra Hymen aka Danyelle Stampe, der 'Bodyguard' The Sexecutioner aka Charles Varga und eben der Manager Sleazy P. Martini aka Don Drakulich. Bei den Fans stehen die obskuren Gestalten, die auch gerne eine überdimensionale, mechanische Made bei ihren Konzerten zum Einsatz bringen, hoch im Kurs. Für ihre Widersacher sind sie natürlich ein gefundenes Fressen. So hat Oderus Urungus in Charlotte ein Jahr lang Staatenverbot, und in Athens verhindert die Polizei einen Auftritt der Chaoten, was in einem außergerichtlichen Rechtsstreit endet, den GWAR mit Hilfe der ACLU (American Civil Liberties Union) gewinnen und den Erlös gemeinnützigen Zwecken spenden. Egal, was man von den Kostümen und der bei weitem nicht so kreativen Musik halten mag: Dumm sind die Menschen hinter den Latex- und Pappmasken keineswegs. Für ihr Homevideo "Phallus In Wonderland" fahren sie 1993 sogar eine Nominierung für einen Grammy ein, den sie dank der amerikanischen Öffentlichkeit natürlich nicht gewinnen. Eine eigene Comic-Serie nennen sie genauso ihr Eigen wie Spielzeugfiguren, wie es sie auch von Metallica, KISS, Rob Zombie und anderen gibt. So überzeugt also hauptsächlich der Entertainment-Faktor, denn der grottenschlechte Sound des Debüts "Hell-O" ist trotz Kultstatus kaum erträglich. Trotzdem erkennen Metal Blade das Vermarktungspotenzial und nehmen GWAR unter Vertrag. "Scumdogs Of The Universe" zeigt schon musikalische Ansätze, "America Must Be Destroyed" kann sich auch ohne visuelle Untermalung halten. Vom Original-Line-Up sind nur noch Brockie, Rowell und Bishop übrig. Der neu hinzu gekommenen Michael Derks (Gitarre) nimmt aber das Bühnenoutfit und den Namen seines Vorgänger Balzac an. Neudrummer Brad Robert wird auf Jizmak The Gusher getauft. Zwar sind die Punk- und Hardcore-Wurzeln deutlich hörbar, ein paar Hardrock-Anleihen machen GWAR aber deutlich massenkompatibler. Außerdem schadet es bestimmt nicht, dass Al Jourgensen (Hermes Pan) und Paul Barker (Horror Of Yog) von Ministry der Band ein wenig unter die Arme greifen. Ab 1990 bringen sie bei jeder Gelegenheit Homevideos heraus, die auf obskure Namen wie "Live From Antarctica", "Tour De Scum", "The Next Mutation" oder eben "Phallus In Wonderland" hören. Die Besetzung wechselt dabei hin und wieder, was aber keine große Rolle spielt, nehmen die neuen Mitglieder doch jeweils die Bühenpersönlichkeit ihres Vorgängers an. Während "This Toilet Earth" aufgrund der schwachen Songs und der nervigen Lärmcollagen am besten direkt in selbige gehört, überzeugt "Ragnarök" dank diverser Gastmusiker deutlich besser. Mit "Carnival Of Chaos" erreichen sie musikalisch ihren Höhepunkt, denn sie zeigen sich sogar Blues-Klängen gegenüber offen. Anstatt sich diese Kreativität aber zu erhalten, dröhnt "We Kill Everything" zwei Jahre später schon wieder recht eintönig aus den Boxen. Auch "Violence Has Arrived" ändert daran trotz einiger guter Ansätze nicht viel. Dass sich mit GWAR zumindest in Europa nicht mehr viel reißen lässt, sehen auch Metal Blade ein, die das Album nur noch als Export verscheuern. Nach einer Europatour mit Amen und Lamb Of God macht Oderus Urungus zunächst unter seinem bürgerlichen Namen mit dem Dave Brockie Experience zwei Studioalben und eine Live-Scheibe, außerdem entstehen weitere GWAR-DVDs. Mit "Violence Has Arrived" in der Hinterhand gehen sie mit God Forbid und Soilent Green auf US-Tour. Nachdem Soilent Green frühzeitig aussteigen müssen, nehmen Goatwhore ihren Platz ein. Dann wird es zunächst einmal relativ ruhig um die Band. 2004 kommen die Jungs von Scumdoggia tatsächlich noch einmal auf Tonträger zurück und veröffentlichen "War Party". Mit neuem Label im Rücken scheinen es GWAR tatsächlich ernst zu meinen, denn Sound und Songs sind überdurchschnittlich gut. Neben einigen Nu Metal-Anleihen und den bekannten Hardcore-Roots sind es vor allem technisch recht anspruchsvolle Tracks, die das Album durchaus hörenswert machen. 2006 releasen sie zum 20-jährigen Jubiläum nicht nur die DVD "Blood Bath And Beyond", sondern Ende Oktober auch das nächste, von Devin Townsend produzierte Album "Beyond Hell". 2010 lassen sie sich auf dem Summer Breeze-Festival sehen und schieben Ende des Jahres ihr nächstes Album "Bloody Pit Of Horror" nach. Einmal mehr gibt es darauf eine absolut solide Mischung aus Metal und einer Spur Hardcore zu hören. Im Jahr darauf ereilt die Band jedoch ein Schicksalsschlag. Cory Smoot a.k.a. Flattus Maximus stirbt im Alter von nur 34 Jahren an Koronararterienthrombose. Die Band beerdigt seinen Charakter für immer, widmet ihm das nächste Album "Battle Maximus" und holt Brent Purgason an Bord, der fortan als Pustulus Maximus Gitarre spielt. Doch der Krieg der Scumdogs fordert bald das nächste Opfer: Bandleader Dave Brockie (Oderus Urungus) fällt im März 2014, Grund ist eine eine Heroin-Überdosis. Jizmak Da Gusha versichert den Fans in einem Interview mit CDN jedoch, dass "GWAR mit oder ohne vergangene oder aktuelle Mitglieder noch tausend Jahre existieren" werden. Weil Oderus' Vermächtnis zunächst zu groß ist, um es allein auszufüllen, organisieren seine streitwilligen Kollegen gleich zwei Ersatzsänger: Blöthar (Ex-Beefcake Michael Bishop) und Vulvatron (Kim Dylla). Letztere bleibt aber nur kurz im Amt. Dafür holt sich die Band den kurzzeitig in den 90ern aktiven Bonesnapper (Bob Goreman) für ein paar Backing-Vocal-Einlagen zurück. Ihm wird die Ehre zuteil, "The Blood Of Gods", die 2017 erscheinende erste Platte ohne Oderus Urungus, mit einem Spoken Word-Skit zu beenden.
© Laut

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