Ezio
Ezio, das ist für den Liebhaber der klassischen Musik in erster Linie die gleichnamige Oper von Georg Friedrich Händel, die der Komponist extra für die Spielzeit 1731/32 schrieb und die am King's Theatre zu London erstmals aufgeführt wurde. Ezio heißt aber auch die Band um den Einssiebzig-Mann Ezio Lunedei (ein Brite mit italienischen Eltern) und dem Schwergewicht und knapp 2 Meter großen Halbkenianer Mark "Booga" Fowell.
Das optisch ungleiche Duo lernt sich Anfang der 90er in Cambridge kennen. Ihre beiden Akustik-Gitarren und Lunedeis einfühlsame Texte bilden dabei von Anfang an eine harmonische Einheit. Damit der musikalische Funke auf die Zuhörer überspringt, benötigen sie weder Samples, Loops, Overdubs oder sonstige elektronischen Spielereien. Nachdem sie zahlreiche Auftritte in Cambridge und Umgebung absolvieren, folgen bereits die ersten Alben: 1991 "Singled Out" und 1992 "Saxon Street", die beide nur als Kassette erscheinen und die sie bei Konzerten unters Volk bringen.
Danach steht die erste "richtige" Album-Produktion ins Haus, jedoch finden Ezio keine Plattenfirma, die ihnen eine Chance geben möchte. Not macht bekanntlich erfinderisch und so gründeten die beiden ihr eigenes Plattenlabel Salami Records. Die Scheibe "The Angel Song" kann somit 1993 durchs Presswerk rauschen. Als Ezio 1994 ihr erstes offiziell erhältliches Album "Black Boots On Latin Feeds" auf dem Label Arista veröffentlichen, scheint der Durchbruch nahe. Obwohl die Scheibe für etliche Ezio-Fans immer noch als ihre Beste gilt, vereiteln grobe Fehler des damaligen Managements und der Plattenfirma den großen Erfolg.
In Deutschland wird die Musikredaktion des SWR3 (damals noch SWF3) auf Ezio aufmerksam und nimmt Songs des Albums mit ins Programm. Im November 1995 spielen sie beim New-Pop Festival des Senders. Mit diesem Gig gelingt ihnen immerhin den Durchbruch im süddeutschen Raum. Es folgen unzählige Auftritte in Deutschland und Großbritannien. Mitte 1997 bringen Ezio mit "Diesel Vanilla" ihr zweites offizielles Studioalbum heraus, der ganz große Durchbruch bleibt jedoch immer noch aus.
Was als Duo begann, wächst bis 1998 zu einer vierköpfigen Band heran. Lidia Cascarino steuert den Bass bei und Peter van Hooke sorgt für den Rhythmus am Schlagzeug. Nach unzähligen Konzerten mausert sich die Truppe zu einem Geheimtipp für emotionsgeladene Live-Auftritte. Als logische Konsequenz erscheint 1999 die erste Live-CD "Ezio & Booga - Live At The Sheperd's Bush Empire".
Es folgen die beiden Alben "Higher" (2000) und "The Making Of Mr. Spoons" (2003). Alex Reeves die Drumm-Sticks und Lee "The Reverend" Russel bereichert das musikalische Spektrum durch Gitarre, Keyboard, Percussion und Background-Gesang. 2006 meldet sich die Band mit ihrem fünften offiziellen Studio-Album "Ten Thousand Bars" bei ihren Fans zurück. Zahlreiche Konzerte (oftmals ausverkauft) zeigen überdeutlich, das der Wunsch nach akustischer Magie à la Ezio in Deutschland ungebrochen ist.
Wer die Tour verpasst hat, kann sich mit der Liveplatte "Ten Thousand Bars - Live" trösten, die Anfang 2009 erscheint.
Ezios Focus liegt auf der Betonung der Akustik. Dennoch finden auch Elemente des Rock'n'Roll inclusive kräftiger Verzerrer-Arbeit an der Gitarre ihren Weg ins Song-Output. Kreatives Singer/Songwriter-Handwerk öffnet dabei gleichberechtigt auch Folk und Pop die Tür.
© Laut
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