Fly or Die Fly or Die Fly or Die ((world war))

Albumbeschreibung

Die Komponistin, Trompeterin und Sängerin Jaimie Branch, die im August 2022 in ihrem Haus in Red Hook, Brooklyn, starb, hat musikalische Grenzen der Vergangenheit durchbrochen. Ihre Musik ist daher nie in nur eine einzige Schublade zu stecken. Branch, die in Chicago und Long Island aufgewachsen war, erhielt zwar ihre Ausbildung an der Musikhochschule, hatte musikalische Konventionen aber schon immer abgelehnt und war von Natur aus eine Improvisatorin. Sie war eine begabte Musikerin und künstlerisch stets offen für Neues, sodass sie gerade noch vor ihrem Tod dem Album Fly or Die Fly or Die Fly or Die ((world war)) den letzten Schliff verleihen konnte. Das dritte Album mit ihrem Fly or Die-Quartett - ebenso aufgeschlossene und talentierte Musiker: Lester St. Louis (Cello, Stimme, Flöte, Marimba, Keyboard), Jason Ajemian (Kontrabass, E-Bass, Stimme, Marimba) und Chad Taylor (Schlagzeug, Mbira, Pauke, Glocken, Marimba) - wurde an dem unwahrscheinlichen Ort des Bemis Center for Contemporary Arts in Omaha, NE, aufgenommen, für das die Ausrüstung eingeflogen und die Instrumente vom Omaha Symphony Orchestra geliehen werden mussten. Es wurde schließlich in den International Anthem Studios in Chicago bearbeitet und gemischt.

Trotz dieses aufwändigen Prozesses ist der Sound dieses Albums spektakulär, denn Branch respektiert stets die Macht des Klangs. Aurora Rising beginnt mit Branch an den Keyboards und Taylor an den Pauken und schlägt einen triumphalen Ton an, bevor sie zur Trompete und zum Schlagzeug wechselt, woraus ein flottes Duo zwischen Trompete und Cello entsteht. Ohne Pause geht das Stück in Borealis Dancing über, bei dem das Horn in langen, hohen Tönen zum Einsatz kommt und später mit einem Plunger-Dämpfer die für Branch so charakteristischen Tönen erzeugt. Burning Grey steigert das Tempo, bevor sie anfängt zu singen, wobei sie mehr skandiert als singt. Acht dieser neun Tracks sind Originale, aber The Mountain, eine Coverversion von Comin' Down von den Meat Puppets, bringt Branchs offenen musikalischen Geist am besten zum Ausdruck. St. Louis' Cello trieft zu Beginn nahezu von Melancholie, bevor die Streicher ins Zupfen übergehen, während Ajemian und Branch in einer ruhigen, schönen, von Bluegrass angehauchten Harmonie zusammenkommen: "Eines scheint immer klar zu sein/ Wenn der Aufstieg zu viel wird/ Kann ich immer umkehren." Unerwartet und doch ganz typisch endet diese wunderbare Interpretation damit, dass Branch den Gesangspart auf der Trompete solo spielt. Der Höhepunkt Take Over the World ist eine Explosion von Rhythmus und Branchs wiederholtem, fast geschrienem Gesang, der von Trompetensoli unterbrochen wird. Die süße, langsame Coda World War ((reprise)) beschließt ein zukunftsweisendes letztes Statement einer Musikerin, deren offene Vision  man vermissen wird. © Robert Baird/Qobuz