YACHT
Man kann den Schulabbrecher Jona Bechtolt getrost als Pop-Futuristen bezeichnen. Schließlich gehört der junge Mann aus Portland, Oregon zu einer neuen Generation Musiker, die weiß, wie man die angestaubte Kategorie Pop mit den schier unendlichen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters verquickt. Bechtolt denkt Musik, Kunst und Internet zusammen – und tanzen kann man zu seiner Musik auch noch!
Ein Paradebeispiel dafür geben Yacht im Frühjahr 2009 auf dem Donaufestival in Krems ab. Mit einem kurzen kartographischen Powerpoint-Vortrag eröffnet Bechtolt das Konzert und zeigt mal eben mit Google Maps und Street View, wo er denn in Portland genau wohnt. "Kommt ruhig vorbei und sagt Hi", so Bechtolt – populär wie James Murphy ist er ja noch nicht.
Jener Frontmann von LCD Soundsystem und DFA Records, Zentralorgan für Elektropunk und Electroclash, nimmt Yacht 2008 unter Vertrag und veröffentlicht die Vinyl-EP "Summer Song", deren Titelsong alle Stärken des Projekts vereint: einen treibenden Cowbell-meets-Bass-Rhythmus, der von Handclaps, Beat-Spuren und unterkühlten Larifari-Stimmen umschmeichelt wird und auf dem Dancefloor die Füße nicht stillstehen lässt.
Das zugehörige Musikvideo zitiert augenzwinkernd den trashigen Dreh eines Musikvideos aus der 80er-Satire "Tapeheads" mit John Cusack und Tim Robbins. Es ist auch diese absurde DIY-Ästhetik aus den Renaissance-Jahren des Pop, die Yacht mit den Möglichkeiten des Laptop aufs Neue propagieren.
Mitte der 90er Jahre verlässt Bechtolt ohne Abschluss die Schule, tourt mit der Punkband seines Bruders und entdeckt nach einiger Zeit im Selbstversuch elektronische Musik für sich. Seit 2003 firmiert Bechtolt unter dem Namen Yacht und veröffentlicht auf verschiedenen Labels Musik und selbstgedrehte Filme. Zur gleichen Zeit ist er Mitglied der szenebekannten Electro-Band The Blow, die er jedoch 2007 für sein eigenes Projekt wieder verlässt.
Mit dem Release von "I Believe In You. Your Magic Is Real" steigt das Interesse an Yacht sprunghaft an. Auch wenn das Album zum Teil etwas wild und unausgereift zwischen Bubblegum-Indie, Hip Hop-Beats und Lo-Fi-Elektronik schlingert, wird Bechtolts Talent allerorts erkannt. Das VIBE Magazine feiert Yacht gar als den Timbaland des Indierock.
In der Folge arbeitet Bechtolt mit Devendra Banhart zusammen und veröffentlicht ein Remix-Album mit Tracks von Architecture in Helsinki und Lucky Dragons. Auch auf dem Worried-Noodles-Sampler des schottischen Künstlers David Shrigley ist er neben Hot Chip und Franz Ferdinand vertreten. In den USA macht sich Bechtolt zudem früh als Blogger einen Namen.
Und doch scheint der Tausendsassa ab einem bestimmten Zeitpunkt Hilfe zu brauchen: 2008 erweitert Bechtolt Yacht zu einem Duo. Die attraktive Claire L. Evans stößt als zweite Vokalistin hinzu und bewegt sich auf den schweißtreibenden Konzerten ähnlich sportlich überdreht wie Bechtolt. Selbst ein Manifest für Team Yacht, dem jeder beitreten kann, hat man sich gegeben. Demnach glaubt man an ein Leben nach dem Tod, unbedingte Selbstwirklichung und die Symbiose von Musik und Internet.
Auf der Bühne wächst das Duo seit Anfang 2010 dann gemeinsam mit Bobby Birdman, Jeff Brodsky und Katy Davidson zu einer fünfköpfigen Live-Band an. Mit Bass, Drums und Gitarre ausgestattet, entlasten die Neuankömmlinge im Team den Multi-Instrumentalisten Bechtolt.
Mit "Shangri-La" erscheint im Sommer 2011 das fünfte Album. Die Konzeptplatte über die Sinnlosigkeit eines katholischen Himmels übt sich in Simplizität ohne dabei einfallslos zu wirken. Und die DFA-interne Herrschaft der Cowbell vergessen Evans und Bechtolt natürlich auch nicht.
© Laut
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