Sadiq
Dass Rap auch und vor allem Ausdruck von Emanzipation ist, weiß Sadiq Zadran besser als die meisten. An eigener Haut erfährt er sich von klein auf wider alle Umstände behauptet.
Im Mai 1988 kommt Sadiq im afghanischen Kabul zur Welt – mitten im Tumult des sowjetisch-afghanischen Krieges. Sein Vater, ein Militär, beschließt zu fliehen, als sein Sohn gerade einmal drei Monate jung ist. Die Familie geht nach Indien, lebt im Slum, wird von der Unterstützung von Hilfsorganisationen abhängig.
Mit sechs Jahren gelingt schließlich die Flucht in die Bundesrepublik. Monatelang warten Zadran und Eltern in einem schäbigen Hotel am Frankfurter Hauptbahnhof auf die Bearbeitung des Asylantrages. Während er in Indien ausgegrenzt wurde, weil er als Weißer galt, funktioniert der Ausschluss im hellhäutigen Deutschland genau umgekehrt. "Wir wurden oft komisch angekuckt", erinnert sich der Gangsterrapper. "Ich wusste nicht, wie man sich hier anzieht, meine Frisur war komisch."
Mit einer Analphabetin als Mutter und einem prügelnden kriegsversehrten Vater bleibt ihm keine andere Wahl, als sich von Beginn an durchzubeißen. Als Kind immer um gute Noten bemüht, gerät er mit ungefähr 14 Jahren in die Abwärtsspirale Drogenhandel. Zu dieser Art Einkommensbeschaffung sieht Sadiq, der selbst drogenabstinent lebt, keine Alternative.
Mit 15 lernt er im Frankfurter Problembezirk Sossenheim Mimoun Alaoui kennen. Über den Fußballer mit marokkanischen Wurzeln, der sich bald den Künstlernamen Dú Maroc geben sollte, findet er zur Rapmusik. Die beiden freunden sich nicht nur an, sondern gehen ab 2012 auch künstlerisch gemeinsame Wege.
Maroc und sein Freund, der sich fortan SadiQ nennt, erobern von Frankfurt-Sossenheim aus erst ihre Stadt, dann unterschreiben sie bei Baba Saads Plattenfirma Halunkenbande. Das passend betitelte weil stark autobiografisch geprägte Debütalbum "Narkotic" erscheint im Mai desselben Jahres und erobert kurzzeitig die Charts.
"Aufgrund unterschiedlicher Meinungen" trennen sich SadiQ und Dú Maroc im Herbst jedoch wieder von der Halunken-Posse. Ein geplantes Album mit Saad namens "Cannabis Coka Nouga" wird eingestampft. Die beiden Freunde gründen ihr eigenes Label namens Block Ladi Gangsta.
Doch auch das ist recht bald Geschichte. Im Februar 2013 verkündet SadiQ via Facebook: "Dú ist mein Bruder und wird es immer bleiben. Doch leider haben sich unsere Wege, was die Musik angeht, getrennt." Unterdessen hält der Straßenrapper das Frankfurter Pflaster höchstselbst im Gangster-Biz – mit der Solo-Premiere "Trafiiq".
Das nötige Selbstbewusstsein besitzt er dafür ohne Zweifel: "Es gibt keinen Kanakenrapper, der so schnell rappt, wie ich", lässt der versierte Techniker uns wissen. Für seine Doubletime-Skills zollt ihm unter anderem auch Savas Respekt.
© Laut
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