Munk
Karl Lagerfeld zählt sie zu seinen Favoriten, Munk und ihr Stück "Mein Schatzi". Das zumindest steckt er dem englischen Magazin i-D. Wer hätte das gedacht? Jonas Imbery und Mathias Modica sind bis 2008 Munk und gleichzeitig Betreiber des kleinen Gomma Labels aus München, bei dem das Stück erscheint. Wirklich angewiesen sind sie auf die Schützenhilfe des bezopften Modemachers natürlich nicht. Sie veröffentlichen einfach, was ihnen gefällt und das muss nicht unbedingt in ein bestimmtes Schema passen.
Wie ihre eigene Musik und die der Gommagang, von Freunden wie dem Kanadier Mocky, Headman aus der Schweiz, dem Münchner Hiltmeyer Inc., Midnight Mike aus London oder Kamerakino, der Band um den Franz Ferdinand-Gitarristen Nick McCarthy. Munk selbst klingen eigen, erinnern an eine wilde Melange aus psychedelischem Rock, No Wave und punkigem Funk, lassen sich aber auch in gleicher Weise von Disco, Hip Hop und Electro inspirieren. Dabei schaffen sie gekonnt den Spagat zwischen Club und trautem Heim.
Die ersten Sporen verdienen sich Imbery und Modica bereits zu Schulzeiten in ihrer Punkrockcombo Fleischband. Imbery übernimmt dabei Saxophon und Bass, während Modica singt, Schlagzeug sowie Keyboards spielt. Später machen sie einen B-Boy und fangen an, Partys zu organisieren. Eine ihrer Veranstaltungen, Plastique, hauptsächlich mit Electro und Disco im Programm, kommt schließlich im Club Ultraschall unter. Dabei dürfen lediglich DJs an die Plattenteller treten, die noch keinen Auftritt in München, geschweige denn in Deutschland vorweisen können.
Auf der Suche nach anderen Klängen entdecken Munk eine ihnen bis dato unbekannte Musik. No Wave und Punkfunk, aus dem New Yorker Underground der späten 1970er und frühen 1980er Jahre (Vertreter wie Rammellzee kommen später später auch bei Gomma unter). Dies mündet 2001 in der Compilation "Anti NY". Dafür muss ein Label her. Im selben Jahr fällt deshalb der Startschuss für Gomma, italienisch für Gummi (Modicas Mama ist Sizilianerin) und bereits ein Jahr später rufen Munk mit den zwei "Teutonik Disaster"-Compilations seltsamen Discotrash und wavigen Funk in deutschen Landen aus.
Unter dem Alias Leroy Hanghofer erscheint zuvor eine LP – "White Trash" – in limitierter Auflage und beschert ihnen, wie mit den anderen Veröffentlichungen auch, im Ausland mehr Aufmerksamkeit als in der Heimat. So nehmen DJane Chloé und Ivan Smagghe (Paris), James Murphy (New York) oder Trevor Jackson (London) Platten von Munk in ihre Sets auf. Speziell in England zeigen sich der NME sowie Dazed & Confused überaus angetan vom Gomma-Sound.
Munk sind im DJ-Dauereinsatz rund um den Globus, beschallen Modeschauen von Givenchy und anderen Pariser Modelabels. In Deutschland dauert es ungleich länger, bis sich ihre Qualitäten als Plattendreher, Produzenten und Labelmacher auch über die Stadtgrenzen von München hinaus herumsprechen und sie den Status als Geheimtipp abstreifen.
Für ihre Platten gewinnt das Projekt, das ab 2008 nur noch aus Modica besteht, Freunde und Kollegen wie Princess Superstar, Schauspielerin Asia Argentino, Bobby Conn, James Murphy, Chloé und Midnight Mike.
© Laut
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