Die Orsons
"Der größte Hype seit den Beatles", "Deutschlands erste echte Boygroup", "Absolute Vollspasten". Was sich da im Jahr 2008 unter dem Pseudonym Die Orsons zum Quartett zusammentut, darf sich wohl mit Fug und Recht als streitbarstes Rap-Kollektiv bezeichnen, das Deutschland seit Deichkind erlebt hat.
Dabei bahnt sich das Quartett schon länger an: Auf dem 2006er-Mixtape "Als Wär's Das Album" der Stuttgarter Duos Maeckes & Plan B kommt es zum ersten Mal zu einem folgenschweren Feature der vier Wortakrobaten.
Neben den erwähnten Stuttgartern, die mit diesem Mixtape wohl ihren Durchbruch schaffen, rappen die Reutlinger Bassquiat-Mitglieder Kaas und Tua über "Orsons Kleine Farm" und bescheren dem grenzdebilen Mixtape einen absoluten Höhepunkt.
Das Ding kommt so gut an, dass auch auf dem nachfolgenden Studioalbum wieder zur Zusammenarbeit gebeten wird. Tua, der mittlerweile über Royalbunker bei Samys Deluxe Records gelandet ist, und Kaas, frisch gesignter Soldier bei Savas' Optik Records, fackeln mit den Chimperator-Jungs auf "Als Wären Wir Freunde" Orsons große Scheune gleich ganz ab. Spätestens jetzt ist der Grundstein für das skurrile Projekt gelegt.
Maeckes selbst gibt sich in Interviews zunächst noch erstaunt, dass auf YouTube plötzlich Videos auftauchen, in denen seltsame Gestalten mit ihren Händen das große O für die Orsons formen. Doch was bei Eastcoast, Westcoast, Wu Tang und schließlich Westberlin reibungslos funktioniert, kann in Schwaben ja nicht in die Hose gehen: Im Frühjahr 2008 sind die Orsons längst keine sporadisch gemeinsam live auftretende Gruppe mehr, sondern eine Bewegung.
Auf der folgenden Tour wird der Hype zudem noch - getreu dem Handbuch erfolgreicher Demagogen - durch ein Feindbild ergänzt: Die FlicFlacs, benannt nach einer hippen Stuttgarter Diskothek, sind fortan der natürliche imaginäre Feind der gutgelaunten Orsons.
Die Parallele zur Rapszene, in der die Lager der Gangsterrapper und die der Spaßrapper seit Jahren um die Vorherrschaft streiten, dürfte kaum Zufall sein. Nebenher releast Maeckes noch die Collabo "Kunst Über Vernunft" mit Exfreundin Celina.
Die Krone setzt das Quartett dem Ganzen im Sommer 2008 auf: Über Chimperator releasen die durchgeknallten Wortartisten ihr Debüt "Das Album", das Rapdeutschland endgültig in Fans und Hater des Kollektivs spaltet. Den Orsons ist das wohl eher egal, zielten sie doch von Beginn an auf exakt dieses Kräftemessen ab: Orsons gegen FlicFlacs eben.
Mindestens ebenso polarisierend, dafür aber deutlich liebevoller produziert kommt ein gutes Jahr später der Zweitling "Die Herrlichkeit, In Ewigkeit, Orsons" daher. Das Quartett feiert sich als den "besten deutschen Liveact nach Michael Wendler" und verpasst dem Genre Hip Hop einen Zungenkuss - Mundgeruch inklusive.
Nachdem sich alle vier Orsons zwischenzeitlich als Solokünstlers austoben, beginnen 2011 die Arbeiten am dritten Langspieler. "Als wir uns an das Album gesetzt haben, war klar, dass wir nicht mehr so sein wollen, wie wir bisher waren", so Tua im laut.de-Interview.
Es folgt nicht nur ein ewig langer, "anstrengender und nerviger" Findungsprozess, sondern auch ein Major-Deal, Tourneen mit Kool Savas und Herbert Grönemeyer, große Festivalgigs und ein Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest. "Das Chaos Und Die Ordnung" erscheint schließlich im September 2012 als Kooperation zwischen Chimperator und Universal.
"Wir wollten den Facettenreichtum und auch die einzelnen Solokünstler mehr zulassen", erklärt Tua, der mit Maeckes einmal mehr als Produzent fungiert. Kurzum: Die als rebellisches Anti-Statement gegründete Boyband hat sich zum glaubwürdigen und innovativen Pop-Act mit allerlei elektronischen Einflüssen und grundehrlichen Inhalten entwickelt.
Die positiven Vibes sind den Orsons aber trotz hinzugewonnener Ernsthaftigkeit nicht verloren gegangen. Gut gelaunt wie eh und je stellt Kaas im frenetischen Opener "Das Leben Ist Sch." klar: "Und schiebt auch die ganze Welt Krise - wir bleiben die Rapband der Liebe!"
© Laut
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