Cinderella
Mindestens genauso aufgetakelt wie die gleichnamige Disneyprinzessin haarsprayen sich Cinderella durch die Glam Rock und Metal Szene der 80er. Dank der markanten Stimme Tom Keifers und der oft angenehm pompfreien Songs stechen sie im weiten Feld der Mitbewerber schon immer hervor.
Über die Herkunft des im Tigerleggins-Zeitalter nahezu perfekt passenden Namens herrscht allerdings Unsicherheit. Angeblich benannte sich die Band nach einer Katze. Tom Keifer erzählte jedoch einst, ein Pornofilm namens "Sinderella" sei schuld.
Die ursprüngliche Besetzung von 1982 hält knapp drei Jahre. Sänger und Gitarrist Tom Keifer und Bassist Eric Brittingham bilden die Konstanten. Gründungsgitarrist Michael Schermick und Schlagzeuger Tom Destra scheiden 1985 aus. Neu im Gefüge sind Jim Drnc und an der Sechssaitigen Jeff LaBar.
Zur selben Zeit ergattern Cinderella mithilfe ihres Entdeckers Jon Bon Jovi einen Plattenvertrag mit Mercury Records. Auch Gene Simmons zeigte zuvor Interesse an der Band, griff jedoch nicht schnell genug zu.
"Night Songs" erscheint 1986, produziert von Andy Johns, der bereits mit Led Zeppelin zusammenarbeitete. Bon Jovi steuert Backgroundvocals bei, am Schlagzeug sitzt mittlerweile Jody Cortez. Drnc erschien der Band nicht gut genug. Nach den Aufnahmen komplettiert Langzeitdrummer Fred Coury das Line-Up.
Innerhalb von zwölf Tagen erreicht das Album Doppelplatinstatus in der amerikanischen Heimat. Bald bekommen Cinderella Gelegenheit auf dem Debüt enthaltene Hymnen à la "Nobody's Fool" live zu präsentieren. Sie touren im Vorprogramm bei David Lee Roth oder Bon Jovi und spielen gemeinsam mit Dio und Metallica das Monsters Of Rock in Castle Donington.
Das zweite Album "Long Cold Winter" rückt die Blueseinflüsse Cinderellas in den Vordergrund. Diesmal dauert es zwar knapp ein halbes Jahr, doch auch "Long Cold Winter" weist schnell Doppelplatin vor. Insgesamt gesehen verkörpert der Zweitling jedoch den kommerziell größten Erfolg der Band.
Anfang der Neunziger kämpft Tom Keifer erstmals mit Stimmbandproblemen. So verzögern sich die Aufnahmen zum vierten Album "Still Climbing". Als es 1994 endlich erschien, knüpfte es bei weitem nicht an die Erfolge der ersten beiden Scheiben an, sondern setzte den Negativtrend des Vorgängers "Heartbreak Station" fort.
Lange Zeit ist wenig bis nichts von der Band zu hören. Erst 1996 kommt es wieder zur Reunion, doch obwohl Cinderella Ende des Jahrzehnts einen neuen Plattenvertrag mit Portrait Records unterschreiben, folgt kein weiteres Album. 2001 löst das Label den Deal deshalb wieder auf. Keifer bemüht sich derweil um eine Solokarriere, Brittingham und LaBar spielen im Nebenprojekt Naked Beggars.
Erst 2005 beginnen die Aktivitäten wieder verstärkt aufzuleben. Eine Tour mit Ratt und Quiet Riot durch Europa steht an. 2009 erscheint das Livealbum "Caught In The Act" und markiert gewissermaßen einen Neustart. Über die Jahre bleiben Cinderella mehr oder weniger aktiv, ein neues Studioalbum erblickt bis zur offiziellen Auflösung 2017 trotzdem nie das Licht der Welt.
LaBar gibt sich mit seiner Jahrzehnte langen Drogen- und Alkoholkarriere in einem Interview die Hauptschuld am Ende Cinderellas: "Ich war Mötley Crüe und Guns N' Roses in einer Person", betont er 2016. Man hab dies nur nicht publik gemacht und versucht, alles zu verheimlichen. Fünf Jahre später wird der Cinderella-Gitarrist tot in seiner Wohnung in Nashville aufgefunden. Seine ehemaligen Bandkollegen reagieren mit Bestürzung.
© Laut
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