To and from the Heart

Albumbeschreibung

Wer war je von einem Steve-Kuhn-Album enttäuscht? Soeben 81 geworden, steht der Pianist, der 1960 kurz bei Coltrane, dann bei Stan Getz und Art Farmer spielte, seit sechs Jahrzehnten für Eigenständigkeit und Niveau. Einen roten Faden durch seine Laufbahn als Leader bildet das Trioformat, stets mit führenden Bassisten und Drummern. Seine Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des gegenwärtigen Dreiers bemisst sich nicht in Jahren, sondern Jahrzehnten, wenn auch mit Unterbrechungen. Dem Bassisten Steve Swallow (79) begegnete Kuhn 1965 im Art Farmer Quartet, er holte ihn in sein Trio, fortan kreuzten sich vielfach die Wege der beiden. Mit Drummer Joey Baron (63) war der Pianist erstmals 1995 im Studio. „To And From The Heart“ ist jetzt das dritte Trioalbum in dieser Konstellation. Drei Top-Musiker, die sich kennen und schätzen, deren Zusammenarbeit erprobt ist. Mit Originals und Standards lassen sie es ganz unaufgeregt angehen. Keiner drängt sich vor, keiner muss etwas beweisen. Doch Swallows E-Bass ist selbst bei unspektakulärster Walking-Begleitung klar zu identifizieren; so melodiös, so „gitarristisch“ spielt nur er, solch butterweichen Sound hat sonst keiner. Joey Baron, immerhin auch Lieblingsdrummer des Avantgardisten John Zorn, setzt seine perkussiven Farben derart feinsinnig, dass er mitunter kaum zu hören ist, und Kuhns Spiel, so einfach, so nachvollziehbar es wirkt, ist voller harmonischer Raffinesse. Nach fünf entspannt swingenden Stücken in Medium- und Balladentempo kommt der Höhepunkt zum Schluss: ein furioser 16-Minüter, kombiniert aus zwei Kuhn-Nummern, changierend zwischen freiem Rubato und ausgelassenem 3⁄4-Takt. Drei Herren im gesetzten Alter – welch flotter Dreier!
© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de