The Influencing Machine

Albumbeschreibung

Mit dem Genie-Begriff wird jeder vorsichtig umgehen, der weiß, dass einst ein gewisser Ulrich wegen eines „genialen“ Rennpferdes beschloss, „Der Mann ohne Eigenschaften“ zu werden. Dennoch ist auffällig, wie häufig dieses Attribut bei dem erst 27 Jahre alten Tastenkünstler Elliot Galvin auftaucht. Dem schon während seines Studiums am Londoner Trinity College of Music attestiert wurde, ein zweiter Django Bates zu sein.
Gesegnet mit pianistischer wie kompositorischer Intelligenz, bei der sich originelle Ideen, selbstbewusst-aneignender, doch stets respektvoller Umgang mit der Tradition und, nun ja, britischer Humor zu beachtlicher Ästhetik paaren. Weshalb das Etikett „exzeptionell“ durchaus angebracht ist für diesen Keyboarder, der nun mit seiner neuen Trio-CD „The Influencing Machine“ ein schillerndes Konzeptalbum von in jeder Hinsicht faszinierender Aktualität präsentiert. Verweist der Titel doch auf James Tilly Matthews (1770-1815), der in die Medizingeschichte einging als erster vollständig dokumentierter Fall einer paranoiden Schizophrenie. Er glaubte, dass sein Leben von Maschinen kontrolliert werde, was Galvin angesichts des zunehmenden Einflusses von Künstlicher Intelligenz auf unser heutiges Leben dazu bewog, „die Parallelen der Zeitläufte von James Tilly Matthews und der modernen Welt“ musikalisch zu reflektieren.
Und so mischt er jazzige, von cool bis free reichende Piano-Lines mit blubbernd-pulsierenden Analog-Synthi-Sounds, garniert von Spielzeuginstrumenten, amüsanten Zitaten und Schnipseln historischer BBC-Radio-Shows zu irisierenden Klangbildern, die von schwelgerischem Übermut bis hin zu hypnotischem Irrwitz keine Facetten auslassen. Satt untermalt von Tom McCredie, der seinen Bass oft bedrohlich grummeln und auch mal eine Gitarre jaulen lässt, während Corrie Dick zwischen geräuschhafter Illustration und zupackenden Beats changiert.

© Thielmann, Sven / www.fonoforum.de